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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
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Domaszewski, Alfred von: Taurobolienaltar aus Metz
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0085

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75

und eines Abklatsches gelang es mir, die schwer lesbare Inschrift des Altares
zu entziffern.

/////////////
/////'/ N I A

ARI\ / / / T • / / / NÄLIC
1 V m///v • I V// S V • R E F C
ANVL'NO II UT FRO
T O N E • C O S

Die Ergänzungen ergeben sich durch den
Vergleich derlnschriften: Dessau, Inscr. sel. 415 5
Aemilia Serapias taurobolium fecit et aram tauro-
bolatam posuit per sacerdotes Valerio Pancarpo idib.
Mais Anullino II et Frontone cos.

4156 M.d.s. Val. Avita aram tauriboli sui
natalici redditi d. d. sacerdote Pocyrico Valeriano,
archigaUo Publicio Mystico.

4157 Natalici virib. Valer. lullina et Iuli Sancta.

Es stand dann noch am Anfang der Name einer Frau, dann folgte:
ara(m) tyaurobolii) [ob\ natalicium [e]x iu[s]su ref(iciendum) curavit Anul[T\ino (iterum)
et Frontone co(n)s(ulibus) a. 199 p. Chr.

Gemeint ist die Wiedergeburt durch die Bluttaufe.

Heidelberg. v. Domaszewski.

LITERATUR.

45. F. Gündel, Nida-Heddernheim. Ein
populärwissenschaftlicher Führer durch
die prähistorischen und römischen An-
lagen im „Heidenfelde“ bei Heddernheim.
Mit 20 Abb. und 1 Karte. Beilage zum
Jahresbericht der Musterschule zuFrank-
furt a. M. Frankfurt a. M., Diesterweg.
1913. 74 S. 8°. Preis: geh. M. 2.50.

Kines der wichtigsten Ergebnisse un-
serer neuzeitlichen Bodenforschung ist die
Erkenntnis, dass der Boden des alten Ger-
maniens nicht ausschliesslich das Sumpf-
und Urwaldgebiet war, als das es von
Tacitus’ Zeiten her in der Überlieferung
gegolten hatte; besonders die Wetterau
und die dem Taunus südlich vorgelagerte
Ackerlandschwelle war bei Ankunft der
Römer dicht besiedelt und reich angebaut.
In den allerletzten Jahren hatte sich sogar
herausgestellt, dass schon in der jüngern
Steinzeit ein Ackerbauvolk dieses ganze
fruchtbare Land regelrecht besiedelt hatte.
Kein Wunder, dass die Römer, auch als
die weitausschauenden Pläne Augustus’ ge-
scheitert waren, dieses rechtsrheinische
Vorland, gestützt auf das Mainzer Haupt-
heerlager, nicht ganz geräumt haben. Aber
die spätere Römerstadt Nida gehört ihrem
Ursprunge nach doch nicht schon der ersten
Kaiserzeit an.

In recht klarer Weise überschauen wir
die Vorgeschichte wie die Entwicklung
dieser Römerstadt, die einst ,,der Mittel-
punkt alles politischen und kulturellen
Lebens im Main- und Niddaland“ war, in
derhierangezeigtenSchrift. MitRecht nennt
Verf. am Schluss dieses Nida das römische
Frankfurt; „es ist ein Stück Frankfurter
Geschichte, das im Heddernheimer'Heiden-
felde’ im Boden versunken ruht und der
Auferstehung harrt“. Aus dieser Wendung
der Dinge erklärt sich auch die Tatsache,
dass dieser Kulturmittelpunkt scheinbar

verschwand, während sonst im Rhein- und
Donaugebiet die grossen alten Kulturstätten
auch die neuen sind.

Was der scharfsinnige und unermüdliche
Erforscher Nida - Heddernheims G. Wolff
durch seine eigene Schrift in gedrängter
Form und mehr für fachmännische Kreise
vorgelegt hatte, wird hier mit genauer
Sachkenntnis und in entsprechender Forin
ausgestaltet und mit Hilfe der letztjährigen
wichtigen Forschungsergebnisse berichtigt,
ergänzt, fortgeführt. Gegen v. Domaszewski
und Hofmann schliesst sich Verf. mit Recht
an Wolff hinsichtlich der Zeitbestimmung
der ersten Anlagen an. Wenngleich der
Satz, dass die bezeugte Geschichte des
römischen Heddernheim erst mit Domitians
Chattenkrieg beginne, nicht mehr zutrifft’)
—denn eine vespasianische Anlage wirddurch
Ziegel der legio I adiutrix aus Rheinzabern
bezeugt — so handelt es sich doch in früh-
flavischer Zeit anscheinend nur um einen
vorgeschobenen Posten. Eine ganze Anzahl
von Erdbefestigungen zeugt von der Vor-
wärtsbewegung in domitianischer Zeit;
zwei dieser Lager, vor der Westseite des
späteren Steinkastells, sind noch kürzlich
entdeckt worden. Das Steinkastell (5,25 ha)
gehört sicher der Zeit nach Beendigung
des Chattenkrieges an, während der Anbau
im Osten nach Niederwerfung des Satur-
ninus-Aufstandes entstanden ist. Das Lager-
dorf dieses Kastells ist bemerkenswert
durch seine Töpferei, die natürlich später,
nach der Entwicklung zur Stadt in hadri-
anischer Zeit, sich noch stärker entwickelte
und den Markt in der Mainebene und
Wetterau beherrschte. Aus der Art des
durch Inschriften glücklich festgestellten
Namens der Stadt Nida ergibt sich, dass

Vergl. auch W. Barthel, die Erforschung des
ohergerm -rät Limes x908-1912 (Berichte der Röm.-
Germ-Kommission 1911) S. 123.
 
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