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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0024

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14

vorerst willkürlich. Schwerer als die Ent-
blössung Regensburgs allein wiegt, dass
nun zwischen Straubing und Eining über-
haupt keine Truppe mehr stehen soll, ein
unmöglicher Zustand. Steckt hier im Texte
der Notitia kein Fehler, so mag angenom-
men werden, dass das unbekannte Febianis
(s. o.) bei Regensburg liegt, so dass seine
Besatzung diese Stadt deckt. Möglich ist
aber auch, dass in Regensburg Truppen
des Feldheeres, comitatenses, lagen.

Von den Grenztruppen der Limeszeit
treffen wir unverändert nur die cohors VIIII
Batavorum und c. III Britannorum an, die
seit drei Jahrhunderten ihre Garnisonen
Passau und Eining innehaben. In Künzing
liegt die ala I Flavia Raetorum., in Straubing
eine Abteilung equites Stablesiani, diese
schon an sich eine junge Truppe; zur
Limeszeit hatten beide Orte nach Äusweis
ihrer 2,3 und 3 ha grossen Kastelle Fuss-
truppen als Besatzung. Die alte Regens-
burger Garnison, die legio III Italica ist
entsprechend der diocletianischen Heeres-
ordnung in kleinere Abteilungen zerlegt,
fünl, Zusammen mit den tertiani sive tertia
Italica des Feldheeres (Not. occ. V 237)
sechs an der Zahl, also 6x1000 = 6000 Mann
der ungeteilten Legion; ihre alte Bedeutung
hat sie bewahrt, insofern ihren Abteilungen
sichtlich die wichtigsten Aufgaben zufallen,
ihren Präfekten eine vorgezogene Stellung
innerhalb des rätischen Heeres gegeben
wird. Von den ehemaligen Truppen des
eigentlichen Limes lässt sich keine mit
Sicherheit in unserem Heere nachweisen.

Die vorstehend wiedergegebene Unter-
suchung wird eingeleitet durch einführende
Bemerkungen zur Notitia und eine knappe,

VEREINE, MUSEEN u. a.

6. Verband bayerischer Geschichts- und
Urgeschichtsvereine. 6. Versammlung in
Ingolstadt und Neuburg a. D. vom 2.
bis 4. November 1912.

2. und 3. Nov. Vormittags Besichtigung
der Sehenswürdigkeiten. Samstag 2. Nov.
Nachmittags Besichtigung der römischen
Siedelung in Oberstimm und nach Man-
ching zur Begehung des Ringwalles. In
Oberstimm gab Hauptmann Witz die nötigen
Erläuterungen. An der Ostseite des Ortes
befand sich eine ziemlich umfangreiche
Anlage, vermutlich ein Kastell aus der
flavischen Zeit., Funde verschiedener Art
deuten auf m'ilitärische Besetzung. Der
Manchinger Ringwall hat riesige Ausmaasse,
mitten in Sumpf und Moor eine wohlver-
steckte Wallburg. Der wahrscheinlich einst
ganz geschlossene Wall istsieben Kilometer
lang. Der starke Wällkprper misst : an der
Basjs' bis zu 20 Metern und hatte eine Höhe
von 6 bis 8 Metern. Ein üusseror Graben
konnte nich.t festgestellt werden. Von drei

von anschaulichen Skizzen begleitete Ge-
schichte der rätischen Grenze, die sich an
des Verfassers Ausführungen Deutsche
Gaue IX S. 241 anschliesst, sie aber zeit-
lich weiterführt. Wenn Winkelmann in-
dessen aus einigen Panegyrikerstellen und
Orosius I 2, 60 schliessen zu können glaubt,
dass nach der Aufgabe des Limes die
Grenze einmal wieder, und sei es auch nur
als „Vorpostenlmie“ und vorübergehend,
über die aus der Notitia bekannte Linie
vorgeschoben worden sei — er erwägt so-
gar eine Wiederbesetzung des oberen
Neckartals bis gegen Cannstatt •—, so kann
ich dem nicht beipflichten. Was es mit
den Phrasen der Panegyriker auf sich hat,
die freilich Winkelmann selbst nicht zu hoch
anschlägt, zeigt doch klar genug die Befes-
tigung des linken Oberrheinuters, die sich
unmittelbar an die dort gepriesenen Erfolge
anschliesst. Jene Kriege Maximians sollten
wohl die ungestörte Durchführung der
Grenzbefestigung sichern. Und die ohne-
dies verderbte Orosiusstelle — möglicher-
weise ist mit.Isidor a Gallia inter Danu-
vium zu tilgen =, geht aller Wahrschein-
lichkeit nach auf eine Quelle des 1. Jahrh.
n. Chr. zurück, da sie einen rechtsrhei-
nischen Limes, aber noch keine Provinz
Germanien kennt. Die Inschrift von Zwie-
falten CIL. III 5862 ist in diesem Zusammen-
hange nicht zu verwerten, da die Verdrän-
gung der Senatoren aus den Statthalter-
schaften und ihre Ersetzung durch Ritter
allmählich im Laufe des III. Jahrh. vor sich
gegangen ist, jener Präses also keineswegs
erst unter Diocletian zu fallen braucht.

Rom. Drexel.

auf dem östlichen Halbkreissegment näch-
weisbaren Toren war eines bis 1900 ziem-
lich erhalten. Die Oeffnung betrug 16—18
Schritt, geschützt durch eine etwa 30
Schritte nach innen führende Einbiegung
des Hauptwalles; eineWohn- und Zufluchts-
stätte grösseren Stils. Für eine Befesti-
gung mangelt es an Zwischenabschnitten
und an einem eigentlichen Kernwerk. Bei
der weiten Ausdehnung- des Walles war
eine ausreichende Besetzung ganz undenk-
bar. In Friedenszeiten dürfte nur ein kleiner
Teil der Umwallung bewohnt gewesensein.
Für eine solche Benützung sprechen die
Funde, besonders der aus dem letzten Ab-
schnitt der La Tene-Zeit stammende grosse
Wohnstättenfund. Bedeutungsvolle Gräber-
funde wurden auf dem ausserhalb des
Walles, aber in seiner nächsten Nähe ge-
legenen „Steinbichlacker“ gemacht, ein
richtiger Friedhof mit in Reihenform an-
gelegten Tiefgräbern, 1,60—2 Meter lang
und 1 Meter breit. Wie Dr. Reinecke festge-
 
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