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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Knorr, Robert: Verzierte Sigillatagefässe mit dem Stempel CCSACRI von La Madeleine
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Bersu, Gerhard: Grossgartach: steinzeitliche Niederlassung
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0064

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Auf den zum Vergleichen beigegebenen Abbildungen (Abb. 17, in halber wirk-
licher Grösse) zeigt Fig. A das Kölner Bruchstück, das jetzt in der K. Altertümersamm-
lung in Stuttgart ist; Figur B zeigt das Stück von La Madeleine (nach der Ab-
bildung bei Fölzer). Beide Gefässe haben, ausser dem gleichen Stempel, das
kräftige Schnurornament unter dem Eierstab. Charakteristisch für Arbeiten dieses
Töpfers scheint die breite Hohlkehle über dem Eierstab zu sein; auch haben beide
Sdiüsseln zwei in den Model vorgerissene Rillen am unteren Abschluss des Orna-
ments. Es ermöglicht also die Kölner Schüssel des Museums Stuttgart den unvoll-
ständigen La Madeleiner Stempel richtig zu lesen, und das Stück von La Madeleine
bestätigt meine Vermutung, dass die Kölner Schüssel einer Fabrik des Moselgebiets
entstammt. Unverzierte Sigillata eines Sacer von La Madeleine kennt man schon
lange.

Stuttgart. R. Knorr.

NEUE FUNDE.

Grossgartach. Steinzeitliche Niederlassung.

28. Die eigentümlich planmässige Anlage der Grossgartacher steinzeitlichen
Niederlassung hat immer wieder den Blick der Forscher auf dieses Fund-
gebiet gelenkt. Früher war es die Gleichzeitigkeit des Gebrauchs verschie-
dener keramischer Stilarten in denselben Wohnstätten gewesen, welche diese
Niederlassung von anderen unterschied, in den letzten Jahren galt das Interesse
den regelmässigen Grundrissen der eigentlichen Wohnhäuser, wie sie von
A. Bonnet entdeckt und dann vom Heilbronner historischen Verein weiter
erforscht wurden. Um die Frage zu lösen, ob hier nicht mehrere verschieden-
zeitliche Niederlassungen übereinander liegen, ist die Aufsuchung der Wohn-
häuser seit 1899 eine so systematische gewesen, dass das eigentliche Dorf
mit seinen sorgfältig gebauten Wohnhäusern als erschöpft gelten kann. Die
Beobachtung, dass immer eine Anzahl verschiedenen Zwecken dienender
Gebäulichkeiten zu einem Gehöfte gehörten, hatte dazu geführt, von den
oberflächlich gelegenen, schon äusserlich leicht kenntlichen Ackerwirtschafts-
gebäuden ausgehend, die weitere Umgebung mit dem Erdbohrer nach dem
tiefgelegenen Wohnhaus abzusuchen und so wurden alle die Wohnhäuser mit
regelmässigem Grundriss entdeckt, welche bei Schliz, Festschrift 1911, abge-
bildet sind.

Die scharfe Erhaltung dieser Untergeschosse erscheint nur durch Ver-
steifung der Wände durch „Rahmenbau“ möglich, der sich auch deutlich
aus dsr Form der Hüttenbewurfstücke nachweisen lässt. Für die einfacheren
durchweg ca. 20 cm unter der jetzigen Ackeroberfläche liegenden Hütten lag
kein Grund für eine solche Annahme vor, ihre Umrisse sind auch durch
Verschwemmung und Verschleifung weit weniger scharf als die der Wohn-
häuser. Wir haben daher stets hier die Form des ursprünglichen Hütten-
bodens als massgebend für den Hüttenumriss angenommen.

Übrig geblieben sind nun nach I3jähriger Ausgrabetätigkeit Gruppen
solcher leichter Hütten in den Aussenteilen des Dorfs, am Hang gegen
Schluchtern, im Schweifelgraben gegen Osten, einzelne auch im Mühlpfad,
von uns als Stadel oder Vorratshäuser angesehen, und die bis zu 100 Meter
im Durchmesser sich erstreckenden unregelmässigen Flächen schwarzen Bodens,
von denen eine im „Wasen“, eine in der „Hardt“ und eine im „Wettersloch“,
sämtlich im äusseren Umkreis des Dorfs sich findet. Wir haben sie bislang
als Viehhürden angesehen.

Einem Wunsch mehrerer Bodenforscher folgend, haben wir im Frühjahr
1913 eine der oberflächlich liegenden Hütten im Schweifelgraben zur Äus-
grabung gewählt, um zu sehen, wie sich die Umrisse derselben zu der Form
 
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