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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Reinecke, Paul: Kempten: Ausgrabungen 1912$nElektronische Ressource
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Steinmetz, Georg: Grossprüfening b. Regensburg: Lichthäuschen in Turmform
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0051

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solche mit späten Räumen mit Mauern „dritter Periode“, wurden nämlich am
Ende des ersten Drittels des 3. Jahrhunderts definitiv zerstört und nicht mehr
aufgebaut. Die Zerstörung hängt offenbar mit dem grossen Alemaneneinfall
von 233 zusammen, welcher den rätischen Limes nördlich der Donau zer-
trümmerte, das archäologisch so gut umschriebene römische Faimingen ver-
nichtete und auch eine Anzahl Punkte südlich der Donau (z. B. Strass bei
Neuulm, Wiggensbach bei Kempten) traf. Die Verlegung der in ihrem Bestande
völlig ruinierten Stadt Cambodunum auf das andere Illerufer in das Burg-
haldegebiet erfolgte wohl damals schon, wenn auch später vereinzelt Häuser
auf der alten Stadtstelle sich wieder erhoben haben werden. Auch andere
Anzeichen machen eine heftige Katastrophe als Ende der Stadt wahrschein-
lich. Es bedarf jedoch diese Datierung noch weiterer Bestätigung.

Die Kleinfunde brachten namentlich für die Keramik erwünschten
Zuwachs. Bei weiterer ähnlicher Vermehrung wird das Kemptener Museum,
auch wenn in ihm vorerst noch Gräbermaterialien fehlen, in absehbarer Zeit
für die Kenntnis der rätischen Keramik aus Wohnschichten das reichste im
rechtsrheinischen Bayern sein. Erwähnt sei noch, dass in dem eingangs
genannten grossen Haus in höheren Schichten ausser einer Menge zertrüm-
merten späten Geschirrs aus einem Laden — wohl der Vorrat eines Geschirr-
händlers — und entsprechenden Geschirresten in einem Keller auch mehrere
Fragmente von Formschüsseln für Sigillata (Dr. 37 und eine andere, zunächst
unverständliche Form) in schlechtem Rheinzaberner Stil gefunden wurden.
Das Haus enthielt offenbar in der Spätzeit eine Töpferei.

München. P. Reinecke.

Grossprüfening b. Regensburg. [Lichthäuschen i'n Turmform.

21. _ Im Anschluss an den Bericht des Röm.-germ. Korr.-Bl. von 1911 nr. 48, S. 88
kann heute die Auffindung eines zweiten Lichthäuschens in demselben Teil der
römischen Provinz Rätien gemeldet werden.

Auf der Suche nach einem römischen Kastell an der Mündung der Naab,
entsprechend dem am Regen — Regina Castra — wurde im «Schanzacker» auf
der Flur von Grossprüfening der Keller eines durch Brand zerstörten römischen
Hauses aufgedeckt, auf dessen Südseite aus dem Schutt — leider nur ■— 3 Bruch-
stücke von gebranntem Ton zum Vorschein kamen, die zu einem dem Burgwein-
tinger ähnlich gestalteten Lichthäuschen gehört haben. Es sind Stücke von dem
Gesims, das den oberen Teil vom Erdgeschoss trennt, wiederum als vorspringen-
des Dach geformt, wiederum sogar mit der gleichen Unregelmässigkeit, dass zwei
Stücke längliche Hohlziegel nachahmen, während das dritte scharf geschnittene
Spitzen zeigt, wie sie auf der Abbildung 51 a. a. O. zu sehen sind. Die r^hnlich-
keit ist so auffällig, dass man auf ein und dasselbe Vorbild schliessen —
im Römischen wird ja so vieles nach dem hergebrachten Schema gemacht — oder
Beziehungen zwischen den Verfertigern annehmen kcr.nte. Burgweinting und
Grossprüfening liegen auf dem Weg über die Stadt etwa 10 km von einander
entfernt.

Diesmal sind bessere chronologische Anhaltspunkte vorhanden: die Sigillata
ist einheitliches Rheinzaberner Fabrikat der späteren Kaiserzeit; der Bügel einer
zierlichen Armbrustfibel, die auch in der grossen Nekropole dahier, in Pfünz und
Bonn vorkommt, ist in die erste Hälfte des III. Jahrhunderts zu setzen (Almgreen,
S. 88/89 und Lamprecht, Der grosse römische Friedhof Regensburgs, Verh. des Histor.
Ver. f. d. Oberpfalz u. Regensburg Bd. 58 S. 37). Dazu stimmen die gefundenen
drei Silbermünzen, die dem Severus Alexander, der Julia Mamia (sic!) Augusta
und dem Gordianus angehören; die letztgenannte vom Jahr 238 erscheint nach
Silberglanz und Prägung fast neu und unabgegriffen. Somit dürfte der Schluss
nicht zu gewagt sein, dass die Zerstörung des Hauses gegen die Mitte des III. Jahr-
hunderts erfolgt ist. Da ferner die Verwendung der Lichthäusehen als eine von
 
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