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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Krüger, Emil: Haueneberstein (b. Baden-Baden): drei Gigantenreiter-Gruppen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0021

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nöch erkennen lassen. Das. erinnert sehr an das „Trevererdorf im Ivoblenzer
Stadtwalde“ (Westd. Zeitschr. XIX 1900 S. 1 ff.), wo Bodewig neben ldeineren
Wohnstatten auch eine ganze Anzahl solcher Gehöfte festgestelit hat, von denen
Nr. 1 und Nr. 14 mit ihrem rechtwinklichen Bezirk den Badener Gehöiten am
nächsten verwandt sind.

In der Beurteilung der drei Juppiter- und. Giganten-Gruppen kann ich mich
Herrn St. Kah nur ganz anschliessen. Die kleinere Gruppe III ist den beiden
andern in der Äusführung bei weitem überlegen. Während bei jenen der Leib
des Giganten ohne jede Detaillierung nur einem gewölbten Brett gleicht, ist hier
dje Brust kräftig modelliert und vom Bauch durch eine starke Furche abgesetzt.
Der Gigant ruht auch richtig auf seiiien beiden Knieen, da wo die Schlangenfüsse
beginnen, so wie es für Giganten die übliche Darstellung ist. Es kann kaum einem
Zweifel unterliegen, dass die beiden andern verkümmerten Gigantendarstellungen
eine.r wesentlich spätern Zeit angehören. (Eine solche Restaurierung einer Juppiter-
säule bezeugt die Inschrift des einen Heddernheimer Monuments ,CIL. XIII, 2, 7352.)
Damals sind also an Stelle des einen vermutlich zerstörten Denkmals zwei Bilder
des reitenden Juppiter neu errichtet worden, ein Vorgang, dessen Bedeutung ich
nicht zu erklären vermag. Oder sollte man damals neben dem einen noch zwei
weitere reitende Juppiterbilder aufgerichtet haben ? Die Dreizahl spielt in den
einheimischen Götterbildern ja eine solche Rolle, dass man auch diese Möglichkeit
im Auge behalten muss, ob sie vielleicht durch andere Funde wahrscheinlich ge-
macht wird..

Dass von dem Unterbäu, den Viergöttersteinen, den Zwischensoekeln und
den Säulen keine Reste erhalten sind, darf nicht Wunder. nehmen. Das sind alles
Teile, die als Baumaterial gut wieder verwendet werden konnten.

Der Fund der drei gallischen Juppiter-Denkmäler im Innern eines Gehöftes
aber gibt eine gutc Illustration zu den Inschriften derselben Denkmäler, die mehr-
fach von der Errichtung derselben ,,in suo“, auf dem Grund und Bodert des
Weihenden, berichten 1).

Trier. E. Krüger.

LITERATU R.

o

Nils Aberg, Studier öfver den yngre
Stenalderen i Norden och Väst-
europa. Norrköping 1912.

Die These dieser Schrift — eine Up-
sälaer Dissertation, noch zurückgehend auf
Anregungen Stjernas — ist kurz folgende:
Die nordische Megalithkultur hat sich im
Norden selbst aus der voraufgehenden
Erteböliekultur entwickelr, und von hier
nach Norddeutschland, England, Holland,
Belgien, Nord- und Südfrankreich verbreitet.
Die Träger dieser Kulturentwicklung und
ihre Verbreiter in Westeuropa sind die
Indogermanen, die (was nur anhangsweise
berührt wird) auch nach Südosten (Jordans-
mühler Megalithkeramik, dicknackige Äxte
in Galizien und Kiew) einen Volksstrom
entsendet haben.

Die Beweisführung ist im wesentlichen
an die Formenentwicklung der Steinaxt
geknüpft, lür die ältere Stufe, man ist ver-
sucht zu sagen, auf die Schneide des Stein-
beils gestellt. Die rund umgeschlagene
Fiintaxt (Sarauws Kernbeil) der Kjökken-

möddinger von Ertebölle (dem ältesten) bis
Klintesö (dem jüngsten) zeigt eine Ent-
wicklung, die sich an der schärferen Heraus-
bildung der Form und Verieinerung der
Technik erkennen lässt. Die ovale Schneide
ist das Charakteristikum des Kernbeiles.
Mit dem Auftreten der Megalithkultur ist
die ovale Schneide verschwunden, dafür
tritt die breite Schneide der spitznackigen
Äxte ein. Das scheint einen Bruch in der
Entwicklung anzudeuten. Verf. sieht in
dem ovalschneidigen Kernbeil eine Jagdaxt
— die ovale Form mache sie besonders
geeignet scharf einzudringen —, in der
gradschneidigen Megalithaxt das Arbeits-
gerät des Ackerbauers, was kaum über-
zeugend ist. Dass der Schliff auf die Ge-
staltung der Megalithaxtschneide von Efn-
fluss gewesen sei, glaubt er deswegen ab-
lehnen zu müssen, weil die typische Form
bereits vor dem Schliff erreicht sei, wie
mitgefundene ungeschliffene Megalithäxte
beweisen. Doch sind die mitgefundenen
Stücke nicht bereits von derForm der ge-
schliffenen beeinflusst oder als Vorarbeiten

J) Vergl. Haug, Viergöttersteine Westd. Zeitsc.hr. .X 1891 S. 30 ff. Nr. 50, 52, 53,
56, 61, 62.
 
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