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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 6 (Nov. u. Dez)
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Haehnle, Karl: Trierer Sigillatabilderschüsseln in Westfalen
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Wagner, Ernst: Stein (A. Bretten): Römischer Viergötterstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0102

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gegebenen Typentafeln kehren alle auf unserer Schüssel vorkommenden Einzel-
bilder wieder: der Eierstab 936, die sitzende Gottheit 470, der Mann mit
der Palme 536, das Viergespann 502, die Vase mit dem Blatt 789, der Blatt-
kranz 903, die Spirale 886. Sie gehört darnach in den Kreis der ältesten
namenlosen Trierer Töpfer, die von Vichy und La Madeleine abhängig un-
gefähr von 120—180 gearbeitet haben (a. a. O. S. 5 5 ff.).

Aus demselben Kreis stammt auch die zweite Schüssel aus Unna, deren
Typen sich folgendermassen bestimmen lassen: der Eierstab 933, der Stier
612, der Löwe 585, der Blattkranz und die stehenden Doppelblätter 902/903,
das „flügelartige Kapitell“ auf dem Trennungsstab wie bei 870; nur das
springende Pferd findet sich unter dem Bilderschatz von Trier nicht. Auch
die Schüssel aus Büderich gehört demselben Kreis an: der Eierstab und der
Blattkranz wie bei der vorhergehenden Schüssel, die Spiralen 886, die kon-
zentrischen Kreise 838 und 959, die gegenständigen Blüten 899; zu der De-
korationsart ist a. a. O. Taf. XII. 23 und 28 zu vergleichen.

Die beiden Schiisseln aus Unna gehören zu den besseren Erzeugnissen
dieser Fabrik, von denen sich die aus Büderich mit der eintönigen Wieder-
holung der gleichen Motive unterscheidet. Auch in der Trierer Publikation
wird darauf hingewiesen, dass „zusammenhängende erzählende Darstellungen“
neben Stücken vorkommen, die „das bereits mangelnde Stilgefühl im rück-
sichtslosen Durchschneiden ganzer Figuren zeigen“. Bei der langen Zeit,
iiber die sich die Ware dieser Fabrik verfolgen lässt (a. a. O. S. 59)> erscheint
es wahrscheinlich, dass diese Stilunterschiede zugleich Zeitunterschiede sind,
und dass wir die gut gearbeiteten erzählenden Bilder und die übersichtlich
geordneten Einzeldarstellungen, wie z. B. Taf. XII, 3, 17, 23, von den ausein-
andergerissenen Bildern, wie sie in Remagen oder Taf. XII, 24, 27; XIII, 10,
22 vorkommen, zeitlich trennen müssen. Wir können so eine lang arbeitende
Fabrik verfolgen, die in Mittel- und Ostgallien beginnt, in Trier sich fortsetzt
und in Remagen endet, bei der das vorhandene Stempelmaterial anfänglich
mit Geschmack verwendet, später nur roh benützt wird. Für das Absatz-
gebiet (a. a. O. S. 59) ist zu beachten, dass die Ware, wie wir oben gesehen
haben, auch südlich des Mains vorkommt und selbst im freien Germanien
verbreitet war, wo diese Erzeugnisse der Trierer Töpferei zuletzt als Grab-
urnen Verwendung fanden.

Stuttgart. Karl Hähnle.

stein (A. Bretten). Römischer Viergötterstein.

53. In der südlichen Mauer des Chors der Kirche von Stein (A. Bretten)
war schon länger das Relief einer weiblichen Figur bekannt, die unzweifel-
haft römischen Charakter trug. Als wir den Stein herausnehmen und durch
einen anderen ersetzen liessen, erschien er als regelrechter römischer Vier-
götterstein, an dem nur leider das untere Stück weggeschlagen war. Roter
Sandstein; H. jetzt noch 73 cm, Br. 50, Tiefe 42. (Abb. 35.)

Die an der Mauer sichtbar gewesene Figur a ist Juno mit Schleier,
mit der Linken das Gewand zusammenhaltend, der rechte Unterarm leider
abgeschlagen. Ihr folgt b noch am besten erhalten Mercur mit Flügelresten
über der Stirn, in der Linken über den Mantelfalten ein kaum mehr kennt-
liches Tier (Böckchen?) tragend, die Rechte auf den Schlangenstab gestützt.
c Hercules, nur in Umrissen noch zu erkennen; d Minerva mit Helm, in
der Rechten die Eule (?) tragend, der linke Unterarm abgeschlagen.

Im Februar 1913 stiess man wenig vom südlichen Ausgang des Dorfs
entfernt auf ausgiebiges Mauerwerk, in dessen Schutt sich eine Menge
 
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