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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Kentenich, Gottfried: Nachleben der Antike im Moseltal
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Reinecke, Paul: Kempten: Ausgrabungen 1912$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0049

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39

Nachleben der Antike im Moseltal.

19. Im Jahre 1880 wurden auf der Hochmark bei Cordel auf Kosten des
Trierer Provinzialmuseums Nachgrabungen nach einer römischen Glas-
fabrik angestellt, auf welche Pastor Heydinger in den Bonner Jahrbüchern
(64 S. 191) aufmerksam gemacht hatte. Die Ausgrabungen führten zur Auf-
findung einer grossen Anzahl von Glashäfen, Glasschlacken, Stangen aus
grünem und rotem Glas, Glastropfen, Fragmenten von allerhand Glasgefässen,
darunter auch von einigen mehrfarbigen x). Es scheint, dass die Glasfabri-
kation in Cordel sich durch die Stürme der Völkerwanderung ins Mittelalter
hinüber gerettet hat. In dem Verzeichnis der Güter und Einnahmen des Trierer
Erzbischofs, das um 1200 abgefasst und in Beyers mittelrheinischem Urkunden-
buch Bd. II S. 391 S. gedruckt ist, wird unter den Gütern des Erzbischofs
just zu Cordel eine Glashufe erwähnt: „Est ibi etiam I glasehuve, que
solvit per totum 4 sol. et dimidium dominicale maldrum tritici et 1 et dim.
avene et 3 pullos et 15 ova 2) “ Eine weitere Glashufe hat der Erzbischof zu
Fitten bei Merzig an der Saar 3). Dass diese Glashufen nicht bloss Namen
sind, sondern wirkliches Glas, wenn es gebraucht wurde, zu liefern hatten.
möchte ich dem Abschnitt des angegebenen Güterverzeichnisses entnehmen.
der von den Rechten der erzbischöflichen Kammer handelt 4 * 6). Es heisst dort:
„Camerarius est magister omnium scarhuven, glashuven, pereminthuvere . . .
Glashuvere comburent cineres ad vitrum de sicris lignis et inutilibus,
dabuntque vitrum portenario et ipse dabit illud ex mandato camerarii ad
maiorem ecclesiam (Dom) et ad domum archiepiscopi et eius capellani.“ Zu
Cordel ist die Glasfabrikation heute erloschen, sie blüht noch an der Saar.
Eine andere Frage ist, ob wir die Organisation dieser Industrie, wie sie das
angezogene Güterverzeichnis aufweist, ihre Bindung an bestimmte Grundstücke,
schon auf die Römerzeit zurückführen dürfen. Ich möchte diese P'rage
bejahen und in dem Fortleben der von den Römern geschaffenen Wirtschafts-
organisation die Grundlage für das Weiterleben der Industrie ins Mittelalter
hinein erkennen.

Trier. G. Kentenich.

NEUE FUNDE.

|Kempten. Ausgrabungen 1912.

20. Die Grabungen des bayerischen Generalkonservatoriums und des Kemp-
tener Historischen Vereins auf dem Lindenberge bei Kempten im Herbst 1912
haben im Stadtplan von Cambodunum 8) die Häuserinsula nördlich vom Forum
zwischen Forum- und Thermenstrasse und ihren ersten Parallelgassen fest-
gelegt und deren Gebäude, soweit sie nicht schon 1888 untersucht wurden,
namentlich in Bezug auf die Bauperioden genauer erforscht.

In dieser Häuserinsula geben sich die einzelnen, grossenteils von Häusern
überbauten Grundstücke in seltener Klarheit zu erkennen. Es wechseln
kleinere und grössere Grundstücke mit einander ab; ein Haus von etwa
22,5 m Länge und 39,5 m Tiefe ist das grösste, das bisher in Cambodunum
gefunden wurde. Aber der Gewinn der Grabung liegt nicht so sehr in dem
Zuwachs an neuen Häusern mit interessanten Einzelheiten als vielmehr darin,
dass für die Baugeschichte der Stadt auf dem Lindenberge sich einige wesent-
liche neue Gesichtspunkte ergaben.

*) Hettner in Bonner Jahrbücher 69 S. 27. — 2) A. a. 0. S. 408.

3) A. a. 0. S. 395. — *) A. a. 0. S. 399 ff.

6) Vergl. Röm. Germ. Koir.-Bl. 1912, S. 17 f.
 
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