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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
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Wagner, Ernst: Reichenau (Amt Konstanz): Brandgrab der Bronzezeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0076

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e'rsichtlicher eingeritzter Verzierung des Randes, beide in natürlicher heller
Tonfarbe erhalten.

Von den zusammengesetzten Gefässen erschien die grosse graueUrne
(Abb. 25,a), wahrscheinlich die Aschenurne, besonders bemerkenswert. Ihr
hoher, unten mit einer Schlangenlinie verzierter Hals sitzt auf einer voll-
kommen wagrechten Schulterfläche auf, die mit eingeritzten Umkreisen
und einem Band ausgekerbter Dreiecke verziert, mit einer Zickzacklinie in
den unteren Teil des Gefässes übergeht. Ebenfalls hohen Hals, aber auf
aufwärts gebogener Schulter, zeigt das Gefäss Abb. 25,d; von der Form
und Verzierung Abb. 25, e sind drei Töpfe vorhanden; dazu kommen eine
kleine tonfarbige Henkeltasse (Abb. 25,b), ein Henkeltopf (Abb. 25,0)
aus ziegelrotem Ton mit Reihen kleiner Buckeln um den ganzen unteren Teil,
ein tiefer runder kleiner Teller (Abb. 25,h) mit derselben Verzierung der
Innenfläche wie Abb. 25, g, aber nach unten mit einer leider abgebrochenen
und verlorenen Verlängerung, entweder einem Deckelknopf oder einem für
dieseForm sonst ungewöhnlichen Fuss, endlich ein kleiner Becher (Abb.25,k)
mit ziemlich stark ausladendem Rand und äusserer Linienverzierung, dadurch
merkwürdig, dass in seine Wandfläche eine Reihe feiner runder Durch-
bohrungen eingestochen ist. Für etliche weitere Scherben fehlte der Zu-
sammenhang.

Der Fund gab damals zu Veröffentlichungen Anlass, nach denen mit
demselben die Begräbnisweise der Bewohner der Bodensee-Pfahlbauten
gefunden worden wäre. Man hat es aber eher mit Typen aus einer Periode
der Bronzezeit zu tun, welche sich neuerdings in weiterer Verbreitung in den
Bodenseegegenden findet. Es ist 1912 ein Gräberfeld bei Singen ange-
graben worden, das mit verwandten Formen aus der Bronzezeit beginnt und
durch die Hallstatt- und La Tene-Periode fortgesetzt worden zu sein scheint.
Weitere Untersuchung desselben, über welche Bericht vorbehalten bleibt, ist
für die nächste Zeit in Aussicht genommen.

Einen andern ebenfalls Bronzezeitlichen Fund erhielt im vorigen Jahr

das Konstanzer Rosgartenmuseum
aus Möhringen, Amt Donau-
eschingen, leider ohne genaueren
Fundbericht. Es gehören dazu
einige graue Tongefässe, eine
grosse bauchige Urne (Abb. 26, i),
in welchersich calcinierte Knochen-
stücke des Leichenbrands vorfan-
den, konisch zulaufende Schüsseln
(Abb. 26, k und 1), eine kleinere
(Abb. 26, m), die auf der Unter-
seite des Bodens einen eingekerb-
ten vierstrahligen Stern zeigte, und
das Bruchstück (Abb. 26, n) eines
linienverzierten ausgebauchten Ge-
fässes. Auch einige Stücke aus
Bronze wurden mitgefunden. Zu
ihnen gehören eine noch ziemlich
erhaltene Henkelschale (Abb. 26,a),
ferner zweiBronzegriffe(Abb. 26,b)
einer derselben wohl von einem
nicht mehr vorhandenen Kessel,
30 grössere und noch 6 kleinere

Abb. 26. Bronzezeitlicher Fund aus Möhringen.
 
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