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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20209#0048

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32

Aleinere Mitteilungen.

k.Lsek. Der Silberschatz dcrBenedik-
tinerabtei Elchingen im Jahre 1796 ein-
geschmolzen. Das Kl. Elchingen hatte sich
im Herbst 1796 wegen der Kriegsnöten und
namentlich zur Deckung der Kosten der sranzö-
scheren Kriegskontribution, bezw. des dasselbe
daran treffenden Anteils, wenn auch mit Schryerz
u. A. znr Einschmelzung seines Silberschatzes,
seiner silbernen Gerätschasten und dergleichen
entschließen müssen, woraus man gegen 20000 fl.
zu erlösen hoffte. Trotz aller Bedenken entschied
man sich dahin, „alles überflüssige Silber zu
Geld zu machen, weil es ohnedem nur ein totes
Kapital wäre." Man fing dann auch gleich an,
Alles zu verschmelzen; es wurde alles zum ewigen
Gedächtnis aufgeschrieben, was das Kl. einst an
Sitbergeschirr besaß, nebst Gewicht und Wert.
Fast durchweg stammte dasselbe der Fabrikation
und Anschaffung nach aus den Zeiten nach dem
30jährigen Krieg und nicht mehr von früher her.
Folgende Stücke die zuvor abgewogen worden und
beiläufig das Gewicht gehalten haben, sind von
Silberfabrikant Niedereck (gg)er in Ulm einge-
schmolzen worden:

KLoth

1) Der große Aufsatz im Gewicht

von ungefähr 14.—

2) Der kl. Aufsatz im Gewichte von 7.—

3) 6 silberne Leuchter, ä. 30 Loth 5.20

4) 6 vergoldete Kanten s.1K26Loth 10.28

S> Ein vergoldeter Becher —.30

6) 6 kl. Becher s. 9 Loth 1.22

7) 27 große Becher ä. 17 Loth 13.26

8) Suppenschüssel, itsin andere Schllssel 2.—

-9) Salzbüchslein, Zucker—Senfbüchslein2.—

10) Ein altes von Ulm erkauftes Kruzifix 4 —

11) Schreibzeug und Glöcklein (?) 1.20

12) Wandleuchter, Butscheeren 2.—

13) Wandleuchter (in die Kirch einer2.10)16.6

14) Andere Kleinigkeiten 2.—

15) Ein Lavoir 4.22

16) 6 Leuchter s 4 Pfd. 4 Loth 24.24

17) Eine kl. Ampel 7.20

18) Die große Ampel 19.—

19) Rauchfaß und Schifflein 5.—

20) 2 Stat. v.St. Benedikt u.Scholastika 18.—

21) Ein altes Ziborium 1.17

22) 12 Kelche s 1 Psd. 12.—

23) 12 Patenen 3.16

24) 4 Paar Käntlen 5.20

25) Teller zum Opferkäntle 2.—

26) 2 Monstranzlein 4.16

27) Schuhschnallen und andere alte Stücke 7.4

28) Verschiedenc Stücke 10.—

Summa: 101.19

Man vermeinte, das Kl. werde über 20000 fl.
Wert an Silber haben, abcr weil damals das
Silber in geringem Werte stand, so kam lang
nicht so viel heraus, wiewohl wenn man den
Wert der Arbeit, Fasson u. s. w. bei diesen Sil-
bergerätschaften rechnet, all das feingeschmolzene
nicht um 20000 fl. hätte gekauft werden künnen.
Für das Silberloth gab man damals nur 1 fl.

12 kr. für jedes, das vergoldet war (was ctwa
die Hälfte ausmachen mochte) 1 fl. 16 kr. Wenn
man also das Pfd. Silber nebst den vergoldeten
Stücken auf 40 fl. veranschlagt, so macht die
ganze Summe von 201 Pfd. Silber nicht viel
über 8000 fl., steht somit gegen die ursprüng-
liche Schätzung aus mehr als die Hälfte zurück.
„Jnnerhalb dreier Tage ist all' dies Silber von
langen Jahren her verschmolzen worden, ein
Anblick, der manchen die Zähre aus den Augen
trieb!" Jm Jnventar von Ende des Jahres
1796 blieben bloß noch: 10 silberne Leuchter,
1 großes Kruzifix, 4 Paar Opferkäntlein, 30Kelche,
1 Lavoir, 1 Stab, 4 Pektoral und Ringe, 3 Zi-
borium, 6 Brettspiele an Löffeln u. s. w., 6 gute
Ornate mit Levitenröcken, 40 Meßgewänder mit
guten Borten, 10 Alben u. s. w.

Ssek. Der Rokokomaler Joh. Wolf-
gang Baumgartner (1712—61). Ueber den
vorgenannten, in Kufstein geb., zu Augsburg f
Maler, welchen wir auch kurz in unserer Arbeit
über die Kunstbeziehunqen zwischen Schwaben uud
Tirol-Vorarlberg im O. L. XV, 1897, Nr. 10,
S. 154 anführten und welcher bekanntlich die
hübschen Deckenstücke, in der Wallfahrtskirche zu
Baitenhauseu bei Meersburg gemalt hat, bringt
das „Sammelbl. des histor. Vereins Eichstätt"
XXI. Jahrgg. 1906 (ebendas., Ph. Bronnersche
Buchdruckerei 1907), S. 55—100 eine verdienst-
liche Studie von Prof. vr. Alois Hämmerle,
welcher wir noch beifügen möchten, daß auch nach
Stafflers Werk über das „d. Tirol-Borarl-
berg (I., S 823. Jnnsbruck, 1847 bei Pfaund-
ler) der Künstler in Kufstein geboren ist. Hat
sich" — so sährt St. fort — „bloß durch seine
Genie zu einem vorzüglichen Maler ausgebildet.
Anfangs versuchte er sich in der Glasmalerei
auf eine von ihm selbst erfundene Art und er-
warb sich allgemeinen Beisall. Dann arbeitete
er in Ol und auf nassem Kalke. Seine Haupt-
stärke war die Landschaft, woran vorzüglich die
Perspektive gerühmt wird; dann die Architektur,
die sich durch Geschmack und die genaueste Sym-
metrie auszeichnet." Es gab auch nicht lange
vor der Glanzzeit des Malers Baumgartner einen
(wahrscheinlich in Tirol, im 17. Jahrhundert
geborenen) Kupferstecher Johann Georg
Baumgartner, welcher u. A. die zahlreichen Kupfer-
blätter in das im Jahre 1702 bei Kaspar Ben-
yard zu Augsburg herausgekommene „lllsiriplriii!
Iroiioris" ein Gedenkbuch des Benediktinerklosters
Wiblingen (von k. Prior Heuchlinger) in
schwarzer Manier geliefert hat, aber von Staff-
ler nicht genannt wird. Dieser Joh. Georg
Baumgartner mag viellcicht der Bater des Malers
Joh. Wolfgang Baumgartner gewesen sein?!
Daß Joh. Gg. B. nicht aus Augsburg stammt,
darf man wohl daraus entnehmen, daß er von
Stetten weder in dessen Augsburger Kunst- und
Handwerksgeschichte noch in dessen Erläuterungen
genannt wird. Joseph Appiani, welcher in
Vierzehnheiligen neben Wolfgang Baumgartner
tätig war, malte auch in der deutschen Ordens-
kirche von Altshausen, im Kl. Marchtal und zu
Lindau.

Druck von tzier. Mühlberger, Augsburg.
 
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