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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 26.1908

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176

'Abstammung davon überzcugt, durch Gaukeleien,
mystische Gebete, Geister- und Gespenster-Erschei-
nungen und Erzählungen, magische Münzcn
und Ringe sührte er den Herzog immer noch
mehr irre und verwickelte ihn ganz in sein
Netz, Zum Beweise seiner Gunst verschrieb ihm
der Herzog i, I, 1564 die Stadt Kreuzberg
samt Zugehvr; serner wurde der Herzvg unter
seiner und anderer Mitwirkung zur Verrichtung
seines ersten Testamentes und Errichtung eines
nenen veranlaßt. Es läßt sich denken, daß über
diese Günstlingsherrschast im ganzen Herzogtum,
besonders unter dem alten eingesessenen Adel,
der grvßte Unwille ausbrach und begründeter
Verdacht der Fälschung uud des Betrugs in Be-
zng auf Skalichs fürstliche Abstammung rc. laut
wurde, was alles sich so sehr steigerte, daß die
Stände Preußens zusammen mit seinem größteu
Widersacher, dem Truchseß Albrecht von Wetz-
hausen rc, sich an König Sigismund August
von Polen als Oberlehensherrn des Herzogtums
Preußcn wandten und üm Einleitung einer Un-
tersuchung baten, Der hiezu eingesetzten kgl.
polnischen Kommission kam Skalich zuvor und
floh i. I. 1566 nach Paris. Vor das Gericht
dieser Kommission geladen, erschien er nicht und
wurde durch Urteil derselben vom 5. Okt. 1566
aus Preußen und Polen verwiesen und geächtet,
auch alle zu seinen Gunsten erlassenen Verfü-
gungen, Schenkungen und Gnadenerweise rc.
aufgehoben. Jm Jahre 1567 tauchte Skalich
in Münster auf und sandte von hier aus
mehrere Beschweideschristen gegen dieses Urteil
an den König von Polen, welche indes nicht
beachtet wurden. Jn Münster bekannte der
Abenteurer sich wieder zur katholischen Kirche
und behauptet niemals von derselben abgewichen
zu sein, sprengte auch das Gerücht aus, daß
Herzog Albrecht in den Schoß der katholischen
Kirche zurückkehren wolle und ihn deswegen an
den Papst abgesandt habe. Jn der Benedik-
tinerinnenkirche wurde er mit seiner bisherigen
Haushälterin, die schon in Königsberg bei ihm
gewesen war, und die ihn überallhin begleitet
hatte, Anna Foge, Tochter des Bürgers Bene--
dikt Fogen aus Danzig, am 12, Mai 1570 katho-
lisch getraut, Tas Jahr daraus wurde ihm sein
Sohn Heinrich Johann Skalich geboren, Er
unterhielt fortan vielen Verkehr mit Jeluiten;
so dispulierte er u. a, 1571 (in Mainz?) mit
dem Ios, Lambert Auer aus Rettenberg, da-
mals Rektor des Mainzer Kollegs und erklärte
sich voll Befriedigung am Schlusse der Disputa-
tion als Katholik. Anch mit Joh. Rethius
stand er im Brieswcchsel; letzrerer ermahnte
ihn am 8, Oktober, die heiligen Kirchenlehrer,
besonders Thomas v, Aguin zu lesen und seine
Bücher von den Jrrtüniern durch gelehrte Män-
ner reinigen zu lassen. (Duhr, Gesch, der
Jesuiten rc, I, S, 767.) Nach des Herzog
Albrechts Tode wandte Skalich sich an den
jungen Herzog Albrecht Friedrich von Preußen
mit der Bitte, ihm die Rückkehr nach Preußen
zu ermöglichen, welche aber gar keiner Antwort
gewürdigt wurde. Jn Polen war mittlerweile
der sranzösische Prinz Heinrich von Valois als

König von Polen gewählt worden. Auf Für-
bitteu mehrerer politischen Größen erteilte Valois
ihm i. I. 1574 einen sichern Geleitsbrief, wo-
nach Skalich überall frei hinkommen dürfe, wo
er für seine Sache wirken zu können glaube.
Am 8. Mai 1574 erschien sogar ein Mandat
desselben Königs, dnrch welches die seitens der
polnischen Königskrone i. I. 1566 erfolgte Achts-
erklärung Skalichs ausgehoben und Skalich in
den Besitz seiner Güter in Preußen eingesetzt
wurde; auch wurde tatsächlich ein Wojwode auf-
gestellt, der Skalich in den Besitz seiner Güter
einweisen sollte, doch sollte Skalich verpflichtet
sein, vor dem König von Polen persönlich zu
erscheinen und dort seine Sache auszutragen.
Mit diesen Dokumenten begab er sich nach
Danzig und nnterhandelte von dort aus mit
der preußischen Regierung bis ins Jahr 1575
hinein wegen der Rückgabe seiuer Güter, aber
bevor die Unterhandlungen beendigt waren, er-
krankte er und starb nach kurzer Krankheit im
Mai oder Juni 1575 daselbst, erst 41 Jahre
alt und wurde bei den Karmelitermönchen in
der Altstadt begraben. Jn dem (tatsächlich frei-
lich wertlosen) Testamente vom 29. April 1573,
datiert Münster, ist für Schwaben die Bestim-
mung von Jnteresse, daß von seiner Hinter-
lassenschaft für den Fall, daß alle seine Ge-
schlechtsverwandten mit Tod abgegangen wären,
4 Lausend Taler dem Sohne des Herrn Ulrich
von Helsfenstein zn Wißensteig, das war
wohl Graf Rudolf V. v. H. (geb. 1560, st 1601),
welcher sich i. I. 1582 mit Anna Maria von
Staufen verehelicht hatte, „im Württembergischen
landt als unserem lieben vettern zufallen sollten".
Nach seinem Tode kaufte die preußische Regie-
rung unter Vermittlung des Rats von Danzig
der Witwe Skalichs, die dort in der drückendsten
Armut und mit Schulden belastet lebte, sämt-
liche Schriften ihres Mannes ab, da es ihr
sehr darum zu tun war, in den Besitz der Doko-
mente, auf die Skalich seine Gesuche stützte, zu
kommen. Was aus der Witlwe und dem Sohne
geworden, ist nicht bekannt. All dies und noch
mehr ist ausführlich in den Leta Lorussiya I. Bd.
3. St. („erläutertes Preußen", mit Bildnis), in
der „Berlinischen Monatsschrift" 1791, II. Bd.
S. 229 und 300, sowie in einem neueren Auf-
satze: „Der Abenteurer Paul Skalich und seine
Besitzungen in Preußen, speziell in Masnren"
von Ma^zkowki in den „Mitteilungen dcr lit.
Ges. Masovia", Lötzen 1901,7. Heft, S. 185-234
unter Beigabe vieler Urkundenabdrücke und eines
Porträts von Skalich, der jedenfalls einer der
größten Abenteurer aller Zeiten war, erzählt.
Auch der bekannte schwäbische Literarhistoriker
Professor Georg Beesenmeyer (1760—1833) in
Ulm hat zu Anfang des vorigen Jahrhunderts
über Skalich geschrieben: „Ilo knnii Lealieliii,
viln, seriptis st plrilosoxlriyis, Ulm, 1803, 4°".

Zur Miszelle, betr. Jörg Kendel in Nr. 3
S. 48. Jn dem Biberacher Bürgerbuch 1495
bis 1792, S. 15, lauft „Jörg Kändel der
Mahler, verbürgt mit Hans Gerzing 1502."

—ek.

Druck von Hler. Miihlberger, Augsburg.
 
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