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Hirsch, Theodor [Editor]; Töppen, Max [Editor]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Editor]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0033

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VON PETER VON DUSBURG.

15

Der Codex ist etwa um die Mitte des 16. Jahrhunderts geschrieben. Der Schrei-
ber scheint gewandter und im Verständniss des Lateinischen geübter, aber auch
flüchtiger gewesen zu sein, als der Schreiber des Königsberger Codex. Grössere
Lücken sind bei ihm äusserst selten, dagegen fehlen ihm einzelne Wörter öfter
und Umstellung der Wörter ist bei ihm sehr gewöhnlich. Hie und da hat er die
Abbreviaturen seines Originals flüchtig gelesen, und dann qui statt que u. dgl.
geschrieben, aber nicht häufig. In der Orthographie hat er sich manche Frei-
heiten und Neuerungen erlaubt; das ae statt e ist nur selten gebraucht; Formen
wie solempnis, attemptare sind oft in solennis, attentare abgeschliffen. Für f
giebt er nur das Zeichen ff: deffensio, edifficiis, fiamilie, etc. Aber auch andere
Consonanten werden eigenthümlich verdoppelt: sollitus, querellas, milles, col-
lerent, sollitudo, intollerabiles; erreus, conterrere, parrochialis; admisserunt,
dissuasserunt; peccore, neccessaria, ecciam; appostatore, apperuit, supperbia;
citto, quottidie, redditus. Umgekehrt findet sich bisweilen der einfache Conso-
nant statt des doppelten, ohne dass man diese Schreibart für die des Autors
halten möchte: poluerunt, anulum, vexilum. Zwei Handschriften von so ver-
schiedenem Charakter, wie die Berliner und die Königsberger, ergänzen und
berichtigen sich auf sehr erwünschte Weise, und im Allgemeinen ist der Werth
der Berliner Handschrift viel höher anzuschlagen, als Voigt in seiner Geschichte
Preussens Bd. 3. S. 626 thut.
4. Handschrift der Hofbibliothek zu Wien No. 9093 olim Hist. prof. 466.
Sie enthält auf 17 Blättern den ersten und zweiten Theil und die fünf ersten Ca-
pitel des dritten Theils der Chronik. Sie ist wohl erst im 17. Jahrhundert (wenn
nicht noch später) von einem unwissenden und flüchtigen Schreiber, auf dessen
Herkunft die Schreibfehler precipus statt precibus, quando statt quanto, peden-
tium statt petentium, formitedis statt formidetis etc. schliessen lassen, copiert.
Sie stimmt in vielen Dingen, auch in Fehlern mit der Berliner Handschrift über-
ein und hat neben derselben keinen selbstständigen Werth, während sie ohne
dieselbe allerdings zur Ergänzung einiger Lücken der Königsberger Handschrift
gebraucht werden könnte.
5. Auch in Livland in der Schlosskirche zu Ronneburg gab es einst eine
Handschrift des Dusburg. Sie ist von Strykowski, wie dieser selbst anführt
(Lib. VI. cap. 16.) in seiner Kronika Polska, Litewska etc. Krolewen 1582 be-
nutzt, jetzt aber nach einem verlässlichen Berichte von Riga her nicht mehr vor-
handen, und es ist nicht mehr möglich, aus Strykowski’s Werk auf irgend
welche Eigenthümlichkeiten derselben zurückzuschliessen.
Nächst den Handschriften kommen Original-Auszüge in Betracht.
1. In dem Sammelbande der Bibliothek des städtischen Archivs zu Dan-
zig LI. 1. Quarto. Fol. 144 —174, ohne eigenen Titel. Dieser Auszug beginnt
zwar erst mit der Berufung des deutschen Ordens nach Preussen (lässt also die
beiden ersten Theile fast ganz äusser Acht), giebt aber das rein Historische
meistens ^mit den Worten des Autors. Er hat daher für den dritten Theil (denn
auch der vierte ist gar zu kurz abgethan) fast die Bedeutung einer Handschrift,
und giebt nicht selten wenn der Königsberger und Berliner Codex von einander
abweichen, zwischen beiden den Ausschlag. Er ist der Schrift nach in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verfasst, und hält sich in der Orthographie
durch die Ueberlieferung am wenigsten gebunden, wiewohl er die meisten Ab-
kürzungen beibehalten hat.
 
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