CRONICA TERRE PRUSSIE. PARS I.
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scilicet Lyvonie, Prussie, Tfieutonie,1 Austrie,2 Apulie,a3 Romanie4 et Armenie,5
quibus fratres dicti ordinis tanquam materialis domus innixa columpnis edificata
sustentatur,b ut sic magister generalis et capitulum sint fundamentum hujus
domus, provinciales commendatores seu preceptores columpne, alii fratres su-
peredificati. Et sic dominus papa assimilatur viro sapienti, qui edificavit domum
suam supra petram et potest dicere: ego confirmavi columpnas ejus. Sed quia
scriptum est: Spiritus est, qui vivificat, caro autem non prodest quidquam, ideo Job. 6,64.
ponende snnt septem columpne alie spirituales in hac domo, quarum tres scili-
cet obediencia, paupertas, castitas disciplinam ordinent regulärem, et quatuor
alie videlicet contricio, confessio, satisfactio et caritas, que operit multitudinem
peccatorum, omnem sancte observancie negligenciam in torpentibus zelo recti-
tudinis disciplinent. Heec sunt columpne spirituales excise manu sapiencie in
domo hac sacre religionis, quam edificavit dominus papa, ita quod si pluvia ava-
ricie descendat et flumina luxurie et venti superbie flent et irruant inillam, non
possit cadere; fundata est enim supra firmam petram, petra autem est Cristus.
De institucione ordinis domus Theutonicorum.iG t
In nomine domini amen. Anno incarnacionis ejusdem mcxc tempore illo, 1190
а) Apullie K. B. b) edificia sustentatur K. edificati sustentantur H. c) hee K. huc B. Cap. 1. d) Die
üeberschrift aus Index K.
der Zeit, aus welcher jenes Ordensgesetz stammt, im 13. Jahrhundert (nach Schönhuth’s
Ausgabe der Ordensstatuten), sondern auch in Dusburg’s Zeit war der Orden noch in unan-
gefochtenem Besitze seiner Erwerbungen in Achaja, Sicilien und Hispanien. Die Zahl der 7
Säulen ist also anders zu erklären. Um 1440 wird ausdrücklich Apulien und Sicilien als
eine Ballei bezeichnet (Dudik, Münzsammlung S. 39. Anm. 4) und so scheint es. dass die
Landcomthure von Sicilien und Spanien dem von Apulien schon früh untergeordnet waren,
wie etwa die Comthure der deutschen Balleien dem Deutschmeister.
1) Neuerdings 1857 und 1 839 erschien die Geschichte des deutschen Ritterordens in
seinen zwölf Balleien in Deutschland von J. Voigt, 2 Bde.
2) In den Ordensgesetzen Cap. VIII und hier bei Dusburg steht Austria neben Theuto-
nia, wonach es also dem Deutschmeister nicht untergeordnet war. In der ältesten Zeit d. h.
ehe jenes Ordensgesetz erlassen ist, könnte Oesterreich wohl dem Deutschmeister unterge-
ordnet gewesen sein, wie Bachem, Chronologie der Hochmeister S. 7 und Wal, Recherches
Bd. 1. S. 333 annehmen. Die einzige mir bekannte Spur, welche auf diese Unterordnung
hinweist, findet sich in der Urkunde von 1261 bei Duellius, hist. ord. Theut. III, 48 n. 2. In
späteren Zeiten war Oesterreich als Kammerballei des Hochmeisters von dem Verwaltungs-
bezirke des Deutschmeisters sicher getrennt. Voigt a. a. 0. S. 223 ff.
3) Apulien weist auf die italischen Besitzungen des Ordens überhaupt und nach dem
Obigen vielleicht auf Sicilien und Spanien. Ueber die zahlreichen Schenkungen der Kaiser
Heinrich VI. und Friedrich II. an den Orden in Unteritalien und Sicilien, vgl. Voigt, Gesch.
Preuss. Bd. 2 und Toppen, über des deutschen Ordens Anfänge etc. in den Neuen Preuss.
Prov. Bl. 1 849. Bd. 1. 2. Auch in Oberitalien breitete sich der Orden aus; um 1273 kommt
nach Wal, recherches, Bd. 2. S. 344 f. bereits ein Landcomthur der Lombardei, der Trevi-
sanischen Mark und von Friaul vor. Ueber die Besitzungen des Ordens in Spanien s. Wal,
hist, de 1’0. T. Bd. 8. S. 541 und Recherches Bd. 1. S. 335 Note. Noch 1417 war die Com-
thurei de Castellanis in Leon im Besitze des Ordens, Recherches 1. c.
4) Romanien ist eine ganz gewöhnliche Bezeichnung für das griechische Kaiserreich.
Ein Landcomthur des deutschen Ordens in Romanien wird zuerst 1236 erwähnt. Um 1239
war der Orden im Besitze eines Hospitals zu Andravida bei Patras. Wal, hist. Bd. 4. S. 173 f.
Recherches Bd. 1. S. 397. Um 1337 ernannte der HM. Dietrich von Altenburg Johann v.
Scherwen zum Landcomthur in Romanien, und 1 402 wird erwähnt Cunradus de Egloffstein
ordinis . . dom. Theut. per Alamaniam, Italiam, Siciliam, Apuliam et Romaniam magister ge-
neralis. Recherches 1. c. S. 398 f.
3) In Armenien erwarb der Orden die Ortschaften Combedefor und Heion schon vor
1209 nach der Bulle Innocenz III. bei Wal, Recherches, Bd. 1. S. 369. König Leo von Arme-
nien verlieh ihm im April 1212 das berühmte (famosum) Castell Amuda und vier andere Ort-
schaften, dessen Schwiegersohn Euthon im Januar 1236 (anno Armenorum 685) die ansehn-
liche Stadt Haroma mit ihrem ganzen Gebiete, in welchem drei Abteien und eine Menge klei-
nerer Ortschaften lagen Cod. dipl. ord. Theut. zu Berlin, Nr. 82 und 83. Weiteres über des
Ordens Besitzungen in Armenien ist nicht bekannt.
б) 'Es gab schon lange vor 1190 ein deutsches Hospital in Jerusalem, unter der Aufsicht
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scilicet Lyvonie, Prussie, Tfieutonie,1 Austrie,2 Apulie,a3 Romanie4 et Armenie,5
quibus fratres dicti ordinis tanquam materialis domus innixa columpnis edificata
sustentatur,b ut sic magister generalis et capitulum sint fundamentum hujus
domus, provinciales commendatores seu preceptores columpne, alii fratres su-
peredificati. Et sic dominus papa assimilatur viro sapienti, qui edificavit domum
suam supra petram et potest dicere: ego confirmavi columpnas ejus. Sed quia
scriptum est: Spiritus est, qui vivificat, caro autem non prodest quidquam, ideo Job. 6,64.
ponende snnt septem columpne alie spirituales in hac domo, quarum tres scili-
cet obediencia, paupertas, castitas disciplinam ordinent regulärem, et quatuor
alie videlicet contricio, confessio, satisfactio et caritas, que operit multitudinem
peccatorum, omnem sancte observancie negligenciam in torpentibus zelo recti-
tudinis disciplinent. Heec sunt columpne spirituales excise manu sapiencie in
domo hac sacre religionis, quam edificavit dominus papa, ita quod si pluvia ava-
ricie descendat et flumina luxurie et venti superbie flent et irruant inillam, non
possit cadere; fundata est enim supra firmam petram, petra autem est Cristus.
De institucione ordinis domus Theutonicorum.iG t
In nomine domini amen. Anno incarnacionis ejusdem mcxc tempore illo, 1190
а) Apullie K. B. b) edificia sustentatur K. edificati sustentantur H. c) hee K. huc B. Cap. 1. d) Die
üeberschrift aus Index K.
der Zeit, aus welcher jenes Ordensgesetz stammt, im 13. Jahrhundert (nach Schönhuth’s
Ausgabe der Ordensstatuten), sondern auch in Dusburg’s Zeit war der Orden noch in unan-
gefochtenem Besitze seiner Erwerbungen in Achaja, Sicilien und Hispanien. Die Zahl der 7
Säulen ist also anders zu erklären. Um 1440 wird ausdrücklich Apulien und Sicilien als
eine Ballei bezeichnet (Dudik, Münzsammlung S. 39. Anm. 4) und so scheint es. dass die
Landcomthure von Sicilien und Spanien dem von Apulien schon früh untergeordnet waren,
wie etwa die Comthure der deutschen Balleien dem Deutschmeister.
1) Neuerdings 1857 und 1 839 erschien die Geschichte des deutschen Ritterordens in
seinen zwölf Balleien in Deutschland von J. Voigt, 2 Bde.
2) In den Ordensgesetzen Cap. VIII und hier bei Dusburg steht Austria neben Theuto-
nia, wonach es also dem Deutschmeister nicht untergeordnet war. In der ältesten Zeit d. h.
ehe jenes Ordensgesetz erlassen ist, könnte Oesterreich wohl dem Deutschmeister unterge-
ordnet gewesen sein, wie Bachem, Chronologie der Hochmeister S. 7 und Wal, Recherches
Bd. 1. S. 333 annehmen. Die einzige mir bekannte Spur, welche auf diese Unterordnung
hinweist, findet sich in der Urkunde von 1261 bei Duellius, hist. ord. Theut. III, 48 n. 2. In
späteren Zeiten war Oesterreich als Kammerballei des Hochmeisters von dem Verwaltungs-
bezirke des Deutschmeisters sicher getrennt. Voigt a. a. 0. S. 223 ff.
3) Apulien weist auf die italischen Besitzungen des Ordens überhaupt und nach dem
Obigen vielleicht auf Sicilien und Spanien. Ueber die zahlreichen Schenkungen der Kaiser
Heinrich VI. und Friedrich II. an den Orden in Unteritalien und Sicilien, vgl. Voigt, Gesch.
Preuss. Bd. 2 und Toppen, über des deutschen Ordens Anfänge etc. in den Neuen Preuss.
Prov. Bl. 1 849. Bd. 1. 2. Auch in Oberitalien breitete sich der Orden aus; um 1273 kommt
nach Wal, recherches, Bd. 2. S. 344 f. bereits ein Landcomthur der Lombardei, der Trevi-
sanischen Mark und von Friaul vor. Ueber die Besitzungen des Ordens in Spanien s. Wal,
hist, de 1’0. T. Bd. 8. S. 541 und Recherches Bd. 1. S. 335 Note. Noch 1417 war die Com-
thurei de Castellanis in Leon im Besitze des Ordens, Recherches 1. c.
4) Romanien ist eine ganz gewöhnliche Bezeichnung für das griechische Kaiserreich.
Ein Landcomthur des deutschen Ordens in Romanien wird zuerst 1236 erwähnt. Um 1239
war der Orden im Besitze eines Hospitals zu Andravida bei Patras. Wal, hist. Bd. 4. S. 173 f.
Recherches Bd. 1. S. 397. Um 1337 ernannte der HM. Dietrich von Altenburg Johann v.
Scherwen zum Landcomthur in Romanien, und 1 402 wird erwähnt Cunradus de Egloffstein
ordinis . . dom. Theut. per Alamaniam, Italiam, Siciliam, Apuliam et Romaniam magister ge-
neralis. Recherches 1. c. S. 398 f.
3) In Armenien erwarb der Orden die Ortschaften Combedefor und Heion schon vor
1209 nach der Bulle Innocenz III. bei Wal, Recherches, Bd. 1. S. 369. König Leo von Arme-
nien verlieh ihm im April 1212 das berühmte (famosum) Castell Amuda und vier andere Ort-
schaften, dessen Schwiegersohn Euthon im Januar 1236 (anno Armenorum 685) die ansehn-
liche Stadt Haroma mit ihrem ganzen Gebiete, in welchem drei Abteien und eine Menge klei-
nerer Ortschaften lagen Cod. dipl. ord. Theut. zu Berlin, Nr. 82 und 83. Weiteres über des
Ordens Besitzungen in Armenien ist nicht bekannt.
б) 'Es gab schon lange vor 1190 ein deutsches Hospital in Jerusalem, unter der Aufsicht