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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0044

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PETRI DE DUSBURG

quando civitas Achonensis esset a Cristianis obsessa et divina favente gracia
de manibus infidelium recuperata, fuerunt in exercitu cristianorum quidam de-
voti homines de Bremensi et Lubicensi civitatibus, qui tanquam viri misericor-
die oculis compassionum intendentes in diversos et intolerabiles defectus et
incommoda infirmorum degencium in dicto exercitu, fundaverunt hospitale in
tentorio suo facto dea velo cujusdam navis, dicte cocka theutonice, ubi dictos
infirmos coliigentes, ipsis devote et humiliter serviebant et de bonis sibi a deo
collatis caritative procurantes misericorditer pertractabant, attendentes, quod
in persona cujuslibet infirmi vel pauperis susciperent ipsum Cristum, qui dicet
Matth. 25, hiis, qui a dextris erunt in judicio: esurivi et dedistis mihi manducare, sitivi et
’ dedistis mihi bibere, hospes eram et collegistis me, nudus eram et cooperuistis
me, infirmus eram et visitastis me etc; et cum dicent: ubi te vidimus talia pa-
cientem, respondebit: amen dico vobis, quamdiu fecistis uni ex hiis fratribus
meis minimis, mihi fecistis. Ecce quomodo Cristus infirmos et debiles et de-
spectos quosque fratres vocat; et bene, caro enim et frater noster est. Sed quia
a) de fehlt K.
des Meisters der Johanniter, dessen Geschichte am ausführlichsten dargestellt ist in dem er-
wähnten Aufsatze in den N. P. P. B. 1 849, Bd. 1, S. 231 ff. Dieses ältere Hospital zu Jerusa-
lem ging nach Eroberung der Stadt durch Saladin (1287) völlig ein, wie namentlich die Ur-
kunde Friedrich’s II. von 1229 zeigt, in welcher er es nach der Wiederbefreiung der Stadt
dem deutschen Orden schenkt: domum, quam o 1 i m Theutonici ante amissionem terre sancte
in civitate Jerosolimitana tenebant, cum omnibus juribus, Berl. Cod. dipl. Nr. 31. Es
giebt keine historische Spur, dass die Personen, die Güter oder die Rechtsverhältnisse des
alten Hospitals zu Jerusalem auf das neue Hospital zu Accon übertragen wären. Dieses war
eine neue Stiftung und von der älteren in einem Punkte wesentlich unterschieden, nämlich
dadurch, dass sie von vorn herein nach Unabhängigkeit von dem Meister der Johanniter
strebte, worauf schon die Bulle Clemens III. von 1191 zielt, und diese Unabhängigkeit auch
trotz später erneuter Ansprüche der Johanniter, die wir namentlich aus der Bulle Gregor’s IX.
von 1240 bei Hennes cod. dipl. 0. T. p. V kennen, behaupten. Aber eben die Ansprüche der
Johanniter zeigen, dass man in der historischen Auffassung die beiden nach Namen, Zweck
und Einrichtung gleichen Hospitäler zu Jerusalem und zu Accon früh an einander rückte und
das letztere als eine Fortsetzung des älteren darstellte. Dies geschieht unseres Wissens zu-
erst in einer Urkunde des Königs Andreas von Ungarn von 1211 : Cruciferis de hospitali s.
Marie, quod quandoque fuit in Jerusalem, sed amodo peccatis exigentibus situm est in Ac-
caron. Berl. Cod. Nr. 96 ; sodann in einigen Urkunden Kaiser Friedrich’s II.; domus hospi-
talis s. M. Theut. in Jerusalem a .. Friderico avo nostro . . propagata, a . . Henrico patre
nostro rebus et libertatibus premunita, Urkk. von 1221 bei Hennes n. 55, 56, oder domus
hospitalis s. M. Theut. in Jerusalem a predecessoribus nostris . . propagata, a . . Henrico pa-
tre nostro . . premunita. Urk. v. 1221 bei Hennes n. 57, wo propagare so viel bedeutet, als
eine aufgegebene Sache wiederherstellen; avus noster Fridericus et pater Henricus . . et pa-
truus noster Fridericus illustris Swevorum dux ipsam domum dilexerunt et honoraverunt,
Urk. von 1214 bei Voigt, Gesch. Preuss. Bd. 2, S. 79, Anm. 2, wo man wohl an Verdienste
Friedrich’s I. um das ältere, des Herzogs um das neuere Hospital zu denken hat., (Wenn
Friedrich II. in einer andern Urk. von 1222 bei Hennes n. 62 den Orden avi et patris nostri
ac nostra structura specialis nennt, so ist hier wohl nur an die Gründung des neuen Hospi-
tals zu denken, an welcher Friedrich I. wirklich insofern Antheil hat, als er der Kaiserpolitik
die Richtung auf Palästina gab und den Kreuzzug unternahm, auf welchem dasselbe ins Le-
en gerufen ward.) So haben denn auch die Geschichtschreiber Jacob v. Vitry p. 1 085, Al-
bericus p. 224 und die späteren Sanuto III, 7, c. 3, Yperius p. 626 u. a. diesen Zusammen-
hang hervorgehoben, ohne die Stelle gehörig zu markiren, wo der äussere Zusammenhang
unterbrochen ist. Der deutsche Orden selbst hat, da er sich von vorn herein am liebsten
nach dem Hospital zu Jerusalem nannte, ursprünglich durch eben diesenNamen den Zusam-
menhang beider Hospitäler hervorgekehrt; als aber die Johanniter mit ihren unbequemen
Ansprüchen auf Oberaufsicht hervortraten, nannten sie sich eine Zeit lang lieber nach dem
Hospital in Accon; ja in dem Bericht de primordiis etc. (Beilage 1) wird der Name des spä-
teren Hospitals in einer Weise erklärt, dass dadurch der Zusammenhang desselben mit dem
älteren abgeleugnet oder wenigstens verdeckt wird. Dusburg steht ganz auf dem Stand-
punkte dieses Berichtes. Unter ganz veränderten Umständen im 15. Jahrhundert kehrte
der deutsche Orden, wie die Hochmeisterchronik zeigt, wieder auf den früheren Stand-
punkt zurück und liess es sich angelegen sein, den Zusammenhang des neueren Hospitals
mit dem alten möglichst hervorzuheben.
 
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