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Hirsch, Theodor [Editor]; Töppen, Max [Editor]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Editor]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0066

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PETRI DE DUSBURG

descensu Wisele *. In quo Castro dum fratres habitarent, Prutheni intraverunt
Poloniam hostiliter, et dum viderent fratres in armis sequentes eos ammirati
sunta ultra modum, unde essent, et ad quodb venissent. Quibus responsum fuit
a quodam Polono, qui captus ab eis ducebatur, quod essent viri religiosi et stre-
nui milites in armis, de Alemania per dominum papam missi ad bellandum con-
tra eos, quousque duram eorum cervicem et indomitam sacrosancte Romane ec-
clesie subjugarent. Quo audito subridentes recesserunt.
w (io) De fratre Hermanno primo magistro terre Prussie ordinis domus Theutonice.
Frater Hermannus dictus Balke hospitalis sancte Marie domus Theutonico-
rum Jerosolimitani magister primus in terra Prussie prefuit annis xn. Hic eciam
fuit primus magister terre Lyvonie, ubi cum prefuisset ferme vi annis2, et utram-
a) sunt fehlt K. b) quem B.
versprochen. Vgl. Watterich S. 51 Anm. Aber wenn er dies gethan hatte, warum nannte
man dann den Namen der Löbau in der Urkunde von 1226 nicht ebenso gut, wie den des
Culmerlandes? warum schloss man die Löbau in den Urkunden von 1230 durch Anführung
der Drewenz als des einen Grenzflusses ausdrücklich aus? und wie hätten die polnischen
Herzoge die Löbau, wenige Jahre nach der Ankunft des Ordens als polnisches Land in An-
spruch nehmen können, wenn sie wirklich zu der Schenkung gehörte? Cod. Pruss. I. n. 51.
In Wahrheit war das bei den ersten Verhandlungen in Aussicht gestellte zweite Land ein
noch zu bestimmendes, und Herzog Conrad erfüllte sein Versprechen, indem er das Gebiet von
Vogelsang und Nessau den Rittern als einen sicheren Ausgangspunkt für ihre Unternehmun-
gen im Jahre 1 230 überwies. Act. Bor. I, 404. Diese Annahme erklärt es auch, warum der
Landstrich bei den ersten Anträgen noch nicht genannt war: es sollte eben in Uebereinstim-
mung mit den Vollmächtigen des Ordens ein Landstrich ausgewählt werden, der sich als
Ausgangspunkt für den Angriff auf die Preussen besonders eignete. Auch der Ausdruck in-
ter marchiam suam et confinia Pruthenorum erhält erst bei dieser Annahme seine volle Be-
deutung. Nicht an der Grenze Preussens sollte der zu schenkende Landstrich liegen, wie
Culmerland und Löbau, welche von den Preussen schon überschwemmt, von den Polen
schon preisgegeben waren, sondern in der Nachbarschaft der erobernd vordringenden Preus-
sen (oder des schon verlorenen Culmerlandes).
1) Dem heutigen Thorn gegenüber liegt auf dem linken Ufer der Weichsel das noch
ziemlich gut erhaltene Schloss Dibow und etwa eine halbe Meile unterhalb desselben eben-
falls auf dem linken Ufer der Weichsel finden sich die nur wenig über den Erdboden hervor-
ragenden Trümmer eines anderen Schlosses mitten in dem Dorfe Gross-Nischewken. Die
Grundmauern des letzteren stehen, wie Wernicke, Beschreib, von Thorn 1832. S. 6 anführt,
nach den von dem Major Fromm angestellten Untersuchungen in ihrem Material dem Alter
von Thorn nicht nach, und kommen an Umfang der ehemaligen Burg von Thorn völlig gleich.
Da nun feststeht, dass die Ordensburg Nessau im Jahre 1 435 in den Grund gebrochen und
das Gebiet derselben eben damals an Polen abgetreten wurde, das Schloss Dibow aber nicht
vor dem Jahre 1 452 (zuerst in der Thorner Chronik, welche sich in der Gymnasialbibliothek
zu Thorn R. 15 befindet, vgl. Zernecke, Thorn’sche Chronik, S. 52) erwähnt wird, so unter-
liegt es nicht dem mindesten Zweifel, dass jene Ruinen die Stelle der Ordensburg Nessau be-
zeichnen, wie auch Voigt 2, 190 Anm. angenommen hat. Trotzdem hat zuerst der allwis-
sende S. Grunau VI. 4. § 3 mit seinen Nachfolgern L. David 2, 45, Hennenberger u. a., dann
aber auch Thorner Geschichtschreiber wie Wernicke a. a. O. (diese letzteren irregeleitet
durch urkundliche Notizen wie folgende: castrum Nyessowiense, quod Dybow vocatur in
einer Urk. von 1512, und in antiqua Neszowa seu Dibovia, quam nunc de loco inferiori in
montem translatam Podgorze appellant in einer Urk. von 1555) die Behauptung aufgestellt,
die Ordensburg Nessau habe an der Stelle des heutigen Dibow gestanden. Die angeführten
Urkunden beweisen aber für diese Behauptung nichts, da die Feldflur des ehemaligen Dorfes
Obernessau nach der Handfeste vom Jahre 1381 sich bis an den Krezem bei der Thorner
Fähre und bis nach Klein Stab (Staewken) erstreckte, die auf dem Boden desselben erbaute
Burg Dibow also ganz unbedenklich auch als ein castrum Nessoviense bezeichnet, und die
neben demselben schnell aufblühende Stadt, die gefürchtete Nebenbuhlerin Thorns (vgl. die
Urk. Casimir’s von 1 454 bei Zernecke S. 56) hundert Jahre später antiqua Nessowa seu Di-
bovia genannt werden konnte. Ganz verkehrt aber ist es, wenn Praetorius bei Wernicke a.
a. O. in den Ruinen zu Gross Nischewken die Ordensburg Morin erkennen will.
3) Diese chronologischen Angaben sind nicht zu halten. Dass Hermann Balke 6 Jahre
Landmeister in Livland gewesen sei, scheint Dusburg aus Alnpecke in den Script, rerum
Livon. 1, 562 entnommen zu haben, der ihm eine 5% jährige Verwaltung zulegt. Die Angabe
ist aber unbedingt falsch : denn erst 1237 wurde der deutsche Orden mit dem Schwertorden
vereinigt, und schon 1239 war Dietrich von Grüningen Landmeister in Livland. Vgl. Kall-
 
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