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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0320

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NICOLAUS VON JEROSCHIN

vorne und hinten stark durch Wurmfrass angegriffen. Auf dem oberen Schnitte
ist die Marke eingebrannt. Bis 1832 befand sie sich auf dem k. Archive zu
Dresden. Sie enthält auf 425 Seiten, wovon die letzte nur zum vierten Theile
beschrieben ist, die Chronik, wiederum ohne das Supplement. Die Seite ent-
hält je zwei Columnen von 33 Zeilen von einer Hand aus der Mitte des xv. Jahr-
hunderts. Die Ueberschriften der Kapitel sind wie die Anfangsbuchstaben der-
selben und der Abschnitte innerhalb der Kapitel mit roth geschrieben: der
Anfangsbuchstabe jedes Reimpaares ist roth durchstrichen. Das G in Vers 1 ist
reich mit Gold, aber etwas roh gemalt. Die Blätter des ersten Custoden sind
verbunden. Auf dem Vorstossblatte steht in Handschrift des xvn. Jahrhunderts:
»Bruder Peters von Duisburg Preussische Chronika so durch des Hochmeisters
Capellan Nicolaus von Geroschin in Teutsche Verse übersetzet« und darunter
eine sehr rohe Zeichnung in Umrissen, welche einen deutschen Ritter zu Ross
darstellen soll. Die Handschrift ist jedenfalls aus derselben Quelle als die Hei-
delberger geflossen, mit der sie sehr auffällige Fehler und Auslassungen gemein
hat. — Die Sprachformen und die Schreibart der Dresdner Handschrift sind in
hohem Grade verderbt; zudem hat sich eine Fülle von geradezu sinnlosen Lesar-
ten eingedrängt. Die Vocale >i< und >ü< treten bereits durchweg in dem späteren,
aus Oestreich stammenden Gewände der Diphthongisirung auf, >ei< und >au<;
statt >ei< steht >ai<, statt >ou< — >au<, statt >z<— >cz<, statt >b( — >p< (z.B. >pischolf<),
statt )ch<—>qu«, überhaupt alles östreichische Eigenheiten; statt >ot< steht ge-
wöhnlich >halt<.
7) Eine Handschrift, welche Herr Ottmar Schönhuth zu Edel fingen im
Königreiche Würtemberg besitzt, ist 1601 von dem Deutschordensritter Caspar
von Flachsland, nach einer, wie letzterer mittheilt, lange verborgenen Hand-
schrift, die in seine Hand gekommen, geschrieben (>renovirt<). Wir konnten
leider keine nähere Auskunft über dies Manuscript erhalten. Nach Schönhuth
(im Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters 1858 Nr. 10. October.
S. 332 ff.) besteht es aus 273 Blättern in Folio, in zwei Spalten mit je 30—32
Verszeilen beschrieben. Der Text steht auf 1 —255 ; ein Register folgt auf fünf-
zehn Blättern. Der Text ist in dem alten Dialecte abgeschrieben. Die gereimte
Ueberschrift des Registers, die ersten 46 Verse und eine Nachrede des Ritters
von Flachsland gleichfalls in Versen sind a. a. 0. bis 335 abgedruckt. —
Aus welcher älteren Handschrift die Münchener (Cod. Germ. 233, nach
dem Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde I, 421 früher:
P. 228) vom Jahre 1702 hervorgegangen sei, vermögen wir nicht anzugeben. —
Neben der guten directen Ueberlieferung durch Handschriften ist die oben
S. 11 f. angeführte für Johann Dlugosz gemachte auszugsweise Rückübersetzung
ins Lateinische ohne Werth. Das Manuscript, worin sich dieselbe befindet, ge-
hörte der Familie Schottendorf in Thorn und kam von dieser an dieStrobande da-
selbst. Oberflächlich beschreibt es Peter Jaenich, Notitia bibliothecae Thoruniensis
(in der es sich dann befand) in Georg Peter Schultz Gelehrtem Preussen. Thorn
1723. II, 223 f. Dass Jeroschin, wie Schultz selbst a. a. O. I, 17. 1722 nach
ungenauer Kunde von diesem Manuscripte annahm, neben der Uebersetzung
noch eine lateinische Chronik von Preussen geschrieben habe, bedarf bei der
leicht ersichtlichen Entstehung dieser Vermuthung keiner besonderen Wider-
legung. Die Handschrift, später durch Dr. Lucas im Bernhardinerkloster zu
Thorn aufgefunden, kam dann in das k. geheime Archiv zu Königsberg. —
 
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