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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0666

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648 NICOLAUS VON JEROSCHIN KRONIKE VON PRUZINLANT. [BEILAGE II.
weiteren Verlaufe noch mehre herbeizuziehen sein. Ein selbständiges Dichtwerk zur Verherr-
lichung der Mission des Ordens ist das indess sagenhafte Gedicht des Martin Schondoch
über die Taufe eines littauischen Königs zu Thorn, aus der ersten Hälfte des xiv. Jahrhunderts
der von dem Herausgeber fälschlich dem Hugo von Langenstein zugeschriebene »Littower«:
Ein schoen und anmuetig Gedicht wie ein heidescher Küng, genannt der Littower wunderbar-
h'ch bekert und in Priissenland getoufft ward. Vor mer den fünfhundert Jaren durch Bruder
Hugen von Langenstein, tütsch Ordens Komturen uf der Maygenowe im Bodensee also in
Reimen gepracht und jezt zum erstenmal, gueten Fründen ze Lust und Lieb ans Licht gestellt,
durch Meister Seppen von Eppishusen, einen farenden Schueler [Freiherrn Jos. v. Lassberg]. Con-
stanz 1826. 12°. Vgl. W. Wackernagel Gesch. der deutschen Litteratur. Basel 1848. I, 169 ;
Vilmar Geschichte der deutschen Litteratur 1852. I, 379. Die Handschrift, aus welcher Lass-
berg das Gedicht herausgab, befindet sich unter den altdeutschen Handschriften der Univer-
sitätsbibliothek, über welche Wackernagel in einem besonderen Werke gehandelt hat, als Cod.
membr. B. VIII, 27. (vgl. Pertz Archiv VII, 147). — In Wirklichkeit aber hat jener Deutschor-
densritter Hugo von Langenstein 1 2 93 die Marter der h. Martina in einem sehr umfangreichen (vgl.
Wackernagel, Gesch. d. deutsch. Literatur I, 168) Gedichte von fast 33,000 Versen besungen
(herausgegeben auf Kosten des literarischen Vereins von Adalbert v. Keller, Stuttgart 1 856). —
Hugo, aus einem schwäbischen Geschlechte, war der Sohn Arnolds von Langenstein, welcher
dem D.O. die Insel Meinau im Bodensee u. a. schenkte; 1298 befand er sich im D.O.hause
zu Freiburg im Breisgau. Einen Nachweis der Literatur über ihn giebt Keller zu Anfang der
Anmerkungen a. a. 0. — Aus dem Anfänge des xm. Jahrhunderts (nach W. Wackernagel um
1 220) verdient eine Stelle des Rudolf von Ems in seinem guten Gerhard (ed. M. Haupt. Leipzig
1 840) herangezogen zu werden. Der gute Gerhard, ein Kölner Kaufmann, spricht von einer
Handelsreise Seite 42. V. 1191 f. :
Dö ich nach minem willen wart | wol bereit üf mine vart, | als mich min herze Urte, | mit
minem guote ich körte | hin übör mer gen Riuzen, | ze Liflant und ze Prinzen, | da ich vil Mane-
gen zobel vant. | Von dannen fuor ich gen Sarant1, | ze Damascö und ze Ninivö u. s. w.
Worte, welche auch auf die gewichtige Stellung hindeuten, »die damals die westlichen Binnen-
städte (Deutschlands) im Russisch-Deutschen Verkehr noch einnahmen, eine Stellung, die sie
bereits im Laufe des xm. Jahrhunderts vollständig den aufblühenden Städten der Ostsee über-
lassen mussten«. (N. G. Riesenkampff Der deutsche Hof zu Nowgorod. Dorpat 1854. S. 4 7).
Nur der Vollständigkeit halber, indem die Stelle ohne originalen Werth ist, führen wir
aus der 1 3 78 verfassten Meklenburgischen Reimchronik des Ritters Ernst von Kirchberg Cap. I
(v. Westphalen Monumenta inedita IV, 595f. ; die Originalhandschrift befindet sich im Gross-
herzogl. Archive zu Schwerin; vgl. Lisch in den Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgi-
sche Geschichte VI, 171) die Uebersetzung der o. S. 239 angezogenen Worte des Helmold I, 1
an. Er spricht von der Eintheilung der Slaven; Dänen und Schweden
ouch wonent in deme Gortelmer2; | gein Osten wont der Wende her, | der erste lant ist Rüs-
zin, | darnach Polenen und Prüszin | liggent westenwart den Rüszin nä | — —- — | al dyse
lant di glouben mit | der rechten cristenheite | mit gerader söligkeite | sunder Prüszinlant allein |
— — — | Von Prüszin ist mir ouch bekant, | wi di geloubig wären, | waz si mit gröszin Ören |
ir lebin möchten halden wol. | Das lant ist gröszir richeit vol | unde an daz mer gerigelt; | willich
schifman sich vorsigelt, | der in dem Gortelmere vorgöt, | der wint in gerne zu Prüszen wet; |
wer üf dem mere beroubet | wird, ouch des gloubet, | deme kummen si zu helfe doch. | Das lant
hat keiner richeit broch | an golde, an silbere noch an fruchten | anwilt werk, des si mit genüch-
ten | uns vorkoufen, daz ist wär, | und tragenz selbin nicht ein här. | Vil lobelichir sidde | dem
volke wonet midde j an alleine daz si nicht sint ] der Christenheit gloubenkint, | wan si sint des
irbulgin | daz si jö nächfulgin | den, di kundigin godes wort; | der ist vil von in irmort; | der
edle bischof Adelbrecht | von Beheimen, Jösu Christi knecht, | der cristenliche öwartir | leit von
en da di martir. | Des landes legede lit so fast | daz si vorchten keinen gast | durch gewelde noch
durch mechte ; | si woullin ouch mit rechte | selbir keinen herren hän j noch nimanne wesin un-
dirtän. | Durch wiltnis, brüche und durch waszir | sint si risch, zur wer nicht laszir, | röt, wolge-
var, mit güden harn, | gemüdic starc in iren järn . . .
1) Haupt vermuthet darin Sarepta. Das russische Sarepta ist nach Büsching’s Erdbeschreibung. Hamburg 1787. I, 1061
erst 1765 angelegt worden.
2) mare Balticum, als ob von ,balteus‘ der Gürtel.
 
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