DIE SCHRIFTTAFELN VON OLIVA.
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der oben genannten drei Olivaischen Handschriften abweicht1. Ferner befindet
sich in einer Papierhandschrift Saec. XV. ex. der Bibliothek in Göttingen (MSS.
Theol. Fol. vol. 5621.) eine meistens aus Polnischen Chronisten vornehmlich
Dhigosz geschöpfte Ordensgeschichte, die den Titel führt: »De origine Crucife-
rorum ordinis B. M. hospitalis Almanorum, et quomodo in Poloniam et Prüssiam
sünt suscepti et de bellis eorundem«, deren Anfang aber bis zu den Worten:
»quartus fraler Hermannus de Salcza« mit dem Anfänge des Chigischen Frag-
mentes übereinstimmt. Alle diese genannten Handschriften enthalten ganz
oder theilweise die Olivaer Chronik, die drei ersten zugleich auch die Olivaer
Schrifttafeln.
Im vorigen Jahrhunderte gelangte überdies aus Oliva nach Berlin eine Hand-
schrift von 12 Quartblättern, die unter dem Namen Ghronicon Olivense zuerst
in Simonetti’s Sammlung vermischter Beiträge zum Dienste der Wahrheit, Ver-
nunft, Freiheit und Religion B. II. Frankfurt a. 0. 1751 abgedruckt und von da
in einem höchst nachlässigen Nachdruck mit nicht unerheblichen Auslassungen
in Lieberkühn’s Miscellaneen, Erstes Stück, Stettin 1777 übergegangen ist.
Äusser diesem Abdrucke ist in den letzten Jahren von dem kaiserl. Oberbiblio-
thecare in S. Petersburg, Hofrath Minzloff, im Rumänzowschen Museum da-
selbst eine Abschrift jener Handschrift auf acht Folioblättern auf gefunden worden,
welche, wiewohl von »moderner« Hand geschrieben, gleichwohl das Original in
bei weitem correcterer Form als Simonetfis Druck und in seiner ursprünglichen
Auffassung aufbehalten hat2. Diese Schrift, welche von den neueren Pommeri-
schen Geschichtsschreibern (z.B. Oelrichs, Fabricius, Quandt u. a.) unter dem
Namen Ghronicon Olivense benutzt und citirt wird , während dieser Namen bei
Voigt und Lucas ausschliesslich die Chronik von Oliva bezeichnet, enthält nur
die obengenannten Schrifttafeln. Endlich giebt es im Kgl. geh. Archive in
Königsberg eine Papierhandschrift von 92 Seiten in 4., die gleichfalls aus Oliva
stammt, unter dem Titel: Annalium monasterii B. Mariae de Oliva novae col-
lectionis Tomus primus, welche in Voigt’s Geschichte Preussens öfters unter
dem Namen Annales Olivenses als eine Quelle der Preussischen Geschichte
genannt wird.
DieOlivaer Annalen, die Olivaer Schrifttafeln und die Olivaer Chro-
nik sind aber drei Werke von durchaus verschiedenem Inhalte und
Werth e.
a) Die Annalen sind eine am Anfänge des 17. Jahrhs. abgefasste Ge-
schichte von Oliva, welche vom Ursprünge des Klosters bis zum Jahre 1 548
hinabreicht und später in zwei andern handschriftlichen Bänden bis 1656 fort-
gesetzt worden ist. Von dieser spätem Abfassung des Buches macht dessen
nicht genannter Verfasser kein Hehl. Beim Jahre 1204 erzählt er, dass ein da-
mals in Brod verwandelter Stein bei der Verwüstung des Klosters durch die
Danziger Ketzer 1577 zerbrochen worden sei: beim Jahre 1330 erwähnt er bei-
läufig des 1604 verstorbenen Polnischen Grosskanzlers Johann Zamoyski; beim
Jahre 1395 beruft er sich für eine Wundererzählung auf die 1604 gedruckte
Chronik des Ermländischen Domherrn Thomas Treter und beim Jahre 1 492 end-
4) Der zweite Abschnitt in der Chigischen Handschrift wird in einem der folgenden
Bände berücksichtigt werden.
2) Des Prinzen Carl von Preussen königliche Hoheit verstattete dem Verfasser
huldreichst die Benutzung einer von Dr. Minzloff Seiner königl. Hoheit 4 855 übersandten
Copie jener Handschrift.
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der oben genannten drei Olivaischen Handschriften abweicht1. Ferner befindet
sich in einer Papierhandschrift Saec. XV. ex. der Bibliothek in Göttingen (MSS.
Theol. Fol. vol. 5621.) eine meistens aus Polnischen Chronisten vornehmlich
Dhigosz geschöpfte Ordensgeschichte, die den Titel führt: »De origine Crucife-
rorum ordinis B. M. hospitalis Almanorum, et quomodo in Poloniam et Prüssiam
sünt suscepti et de bellis eorundem«, deren Anfang aber bis zu den Worten:
»quartus fraler Hermannus de Salcza« mit dem Anfänge des Chigischen Frag-
mentes übereinstimmt. Alle diese genannten Handschriften enthalten ganz
oder theilweise die Olivaer Chronik, die drei ersten zugleich auch die Olivaer
Schrifttafeln.
Im vorigen Jahrhunderte gelangte überdies aus Oliva nach Berlin eine Hand-
schrift von 12 Quartblättern, die unter dem Namen Ghronicon Olivense zuerst
in Simonetti’s Sammlung vermischter Beiträge zum Dienste der Wahrheit, Ver-
nunft, Freiheit und Religion B. II. Frankfurt a. 0. 1751 abgedruckt und von da
in einem höchst nachlässigen Nachdruck mit nicht unerheblichen Auslassungen
in Lieberkühn’s Miscellaneen, Erstes Stück, Stettin 1777 übergegangen ist.
Äusser diesem Abdrucke ist in den letzten Jahren von dem kaiserl. Oberbiblio-
thecare in S. Petersburg, Hofrath Minzloff, im Rumänzowschen Museum da-
selbst eine Abschrift jener Handschrift auf acht Folioblättern auf gefunden worden,
welche, wiewohl von »moderner« Hand geschrieben, gleichwohl das Original in
bei weitem correcterer Form als Simonetfis Druck und in seiner ursprünglichen
Auffassung aufbehalten hat2. Diese Schrift, welche von den neueren Pommeri-
schen Geschichtsschreibern (z.B. Oelrichs, Fabricius, Quandt u. a.) unter dem
Namen Ghronicon Olivense benutzt und citirt wird , während dieser Namen bei
Voigt und Lucas ausschliesslich die Chronik von Oliva bezeichnet, enthält nur
die obengenannten Schrifttafeln. Endlich giebt es im Kgl. geh. Archive in
Königsberg eine Papierhandschrift von 92 Seiten in 4., die gleichfalls aus Oliva
stammt, unter dem Titel: Annalium monasterii B. Mariae de Oliva novae col-
lectionis Tomus primus, welche in Voigt’s Geschichte Preussens öfters unter
dem Namen Annales Olivenses als eine Quelle der Preussischen Geschichte
genannt wird.
DieOlivaer Annalen, die Olivaer Schrifttafeln und die Olivaer Chro-
nik sind aber drei Werke von durchaus verschiedenem Inhalte und
Werth e.
a) Die Annalen sind eine am Anfänge des 17. Jahrhs. abgefasste Ge-
schichte von Oliva, welche vom Ursprünge des Klosters bis zum Jahre 1 548
hinabreicht und später in zwei andern handschriftlichen Bänden bis 1656 fort-
gesetzt worden ist. Von dieser spätem Abfassung des Buches macht dessen
nicht genannter Verfasser kein Hehl. Beim Jahre 1204 erzählt er, dass ein da-
mals in Brod verwandelter Stein bei der Verwüstung des Klosters durch die
Danziger Ketzer 1577 zerbrochen worden sei: beim Jahre 1330 erwähnt er bei-
läufig des 1604 verstorbenen Polnischen Grosskanzlers Johann Zamoyski; beim
Jahre 1395 beruft er sich für eine Wundererzählung auf die 1604 gedruckte
Chronik des Ermländischen Domherrn Thomas Treter und beim Jahre 1 492 end-
4) Der zweite Abschnitt in der Chigischen Handschrift wird in einem der folgenden
Bände berücksichtigt werden.
2) Des Prinzen Carl von Preussen königliche Hoheit verstattete dem Verfasser
huldreichst die Benutzung einer von Dr. Minzloff Seiner königl. Hoheit 4 855 übersandten
Copie jener Handschrift.