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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0670

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652 DIE ÄLTERE CHRONIK VON OLIVA UND
lieh citirt er ein Loblied auf König Kasimir, welches nachweislich im November
1613 auf den neuen Fundatorenbildern aufgezeichnet wurde *. Die Hauptquellen
des Buches bilden allerdings die Chronik, die Schrifttafeln und die Urkunden des
Klosters nebst den Monumenten der Klosterkirche ; aber derVerf. hat diese wich-
tigen Führer häufig verlassen, um sich den Berichten der Polnischen Schriftstel-
ler des 15. und 16. Jahrhs., namentlich Dlugosz’s und Cromers anzuschliessen.
Da nun diese Quellen des Buches noch sämmtlich vorhanden sind, so besteht
der Werth desselben gegenwärtig hauptsächlich darin, dass es zur Berichtigung
mancher durch die unwissenden Abschreiber der Chronik und der Schrifttafeln
verdorbenen Stellen gute Dienste leistet.
b) Die Schrift tafeln. Im vordem Theile des Chores der Klosterkirche
von Oliva zu beiden Seiten der jetzigen Gruft der Ostpommerischen Fürsten
waren im 16. Jahrh., noch vor 1577, die lebensgrossen Figuren derjenigen Für-
sten, welche als des Klosters Gründer oder Wohlthäter galten, und wahrschein-
lich auch , wie jetzt, die Bilder einiger merkwürdigen Ereignisse in der Ge-
schichte des Klosters, z. B. der Taufe Subislaws, der Verwüstungen des Klo-
sters u. a. auf zwei grossen einander gegenüberstehenden Holztafeln dargestellt
und mit ausführlichen Inschriften in Lateinischer Sprache ausgestattet. Als man
1613 an die Stelle der alten zwei neue Bildertafeln aufrichtete, auf welchen man
nicht nur den alten Wohlthätern zwei neue, nämlich die Könige Stephan Batori
und Sigismund HL, hinzufügte, sondern auch an den Inschriften aus Rücksicht
auf die Polen und den herrschenden Zeitgeschmack wesentliche Veränderungen
vornahm, wurden dennoch, wenigstens in der ersten Zeit, die alten Tafeln,
deren man sich, wie wir aus einem Beispiele ersehen2, im 17. Jahrh. als ur-
kundlicher Beweismittel bediente, sorgsam aufbewahrt, ihre Inscriptionen aber
mit einigen Veränderungen zu zwei Abschnitten, den Tabulae Fundatorum
et Benefactorum in besondern Handschriften zusammengefasst. Zwei solcher
Handschriften, in welchen man den Tafeln eine Abschrift der alten Klosterchro-
nik hinzufügte, erkennen wir in den oben beschriebenen Königsberger Manu-
scripten, während die Abschrift der Tafeln die uns jetzt in der Petersbur-
ger Handschrift und in Simonettis Abdruck vorliegt, einem Olivaer Bilder- und
Wappenbuche angehörte, in welchem je einem der neuen mit den entsprechen-
den Wappen versehenen Bilder der Fürsten auf der gegenüberstehenden Seite
die alte dazu gehörige Inschrift beigefügt war, wobei dann den beiden letz-
ten Bildern, die wahrscheinlich Stephan Batori und dessen Gemahlin darstell-
ten, jede Erläuterung fehlte3. Während wir unsere Kenntniss von jenen In-
4) Vgl. meine Abhandl.: das Kloster Oliva, ein Beitrag zur Geschichte der Westpreussi-
schen Kunstbauten in den N. Preuss. Pblättern. Jahrg. 4 850. B. X. p. 54, Annales Oliv. JI.
s. a. 4 64 3.
2) Ebendas. S. 60 u. 71.
3) Die Petersburger Handschrift und gleichlautend Simonetti 1. 1. p. 67 : «Das Original
betrug 4 2 Quartblätter; auf der einen Seite eines jeden Blattes lieset man diese histori-
schen Nachrichten. Auf der andern Seite desselben findet man allemahl die Bildnisse und
Wappen der Hertzoge, Fürsten und Könige, welche in der Erzählung vorkommen, von einer
gewiss sehr kunstreichen Hand abgeschildert. Auf der allerletzten Seite trifft man 2 Bilder
an. Eins stellt eine Mannspersohn vor; das andere scheint ein Frauenzimmer zu bedeuten.
Den andern Malereien sind immer die Nahmen derer, die dadurch bezeichnet sein sollen,
beygefüget. Bey diesen beiden letzten Personen sucht man die Benennungen vergeblich.
Sie stehen beide mit den Füssen auf einem rothen Schilde, in dem sich ein weisser Adler
sehen lässt. Das Mannesbild hat eine Krone auf'dem Haupte, einen Scepter in der rechten
Hand und einen gekrönten Adler im Wappen. Das scheinbare Frauenzimmer fragt einen
Krantz um die Schlaffe. Die Haare sind gekräuselt und lockicht. Vor sich hat es ein Schwerdt
stehen, welches es in der linken Hand hält. Im Wappen stehet ein ungekrönter Adler. Von
 
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