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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0752

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734

DIE ÄLTERE CHRONIK VON OLIVA UND

§. 21. And J)aer is mid fcstum fteaw,
ponne J)aer bift man dead, {»aet he lift
inne unforbaerned mid bis magum and
freondum monaft, — gehwilum twegen :
and f)a [cyningas] and J)a oftre heah-ftun-
gene men, swa micle lencg swa hi maran
speda habhaft, hwilum healf-gear, f)aet hi
beoft unforbaerned ; and licgaft bufan eor-
ftan on hyra husum: and ealle Jia hwile,
Jie Jiaet lic bift inne, fiaer sceal beon ge-
drync, andplega, oft ftone daeg, J)e hi
hine forbaernaft.
§. 22. t*onne, |)y ylcan daege, hi hine
Io J)aem äde heran wyllaft, Jionne todae-
laft hi his feoh, f)aet Jiaer to lafe bift aef-
ter J)aem gedrynce, and Jiaem plegan, on
fif oftfte syx, hwylum on ma, swa swa
Jiaes feos ändefn bift. Alecgaft hit ftonne
forhwaga on anre mile Jione maestan däd
fram Jiaem tune, Ponne ofterne, ftonne
fiaene firiddan, oj)f>e hyt eall aled bift on
paere anre mile ; and sceall beon se laesta
dael nyhst jiaem tune, fte se deada man
on lift. £5onne sceolon beon gesamnode
ealle ftä menn, fte swyftoste hors habhaft
on f)aem lande, forhwaega on fif milum,
oftfte on syx milum, fram fiaemfeo. t’onne
aernaft hy ealle toweard f)aem feo : ftonne
cymeft se man, se f)aet swifte hors hafaft,
to fiaem aerestan daele, and to fiaem mae-
stan , and swa aelc aefter oftrum , oj) hit
bift eall genumen ; and se nimft Jione lae-
stan dael, se nyhst Jjaem tune, Jiaet feoh
ge&rneft: and Jionne rideft aelc hys We-
ges mid ftan feo, and hyt motan habban
eall; and forfty paer beoft |)a swiftan hors
ungefüge dyre. And fionne hys gestreon
beoft J)us eall aspended, jjonne byrft man
hine üt, and forbaerneft mid his waepnum
and hraegle : and swiftost ealle hys speda
hy forspendaft, mid f)an langan legere
Jiaes deadan mannes inne, and |f)aes J)e
hy be J)aem wegum alecgaft, J)e fta frem-
dan to aernaft, and nimaft.

§. 23. And Jiaet is mid ßstum fieaw,
fiaet J)aer sceal aelces gefteodes man beon
forbaerned ; and, gyf Jiar man an ban fin-
deft unforbaerned, hi hit sceolan miclum
gebetan. — And Jiaer is mid Eästum an
maegft, Jiaet hi magon cyle gewyrcan;

§. 2 1. Und da ist unter den Esten Sitte,
wenn ein Mann todt ist, dass er drinnen
unverbrannt liegt unter seinen Verwand-
ten und Freunden einen Monat — biswei-
len zwei; und die Könige und die andern
Leute hohen Ranges, um so viel länger,
je mehr Reichthümer sie haben, bisweilen
ein halbes Jahr, dass sie unverbrannt lie-
gen , und liegen über der Erde in ihren
Häusern ; und alle die Zeit, wo die Leiche
drinnen liegt, da soll Trinken und Spiel
sein, bis auf den Tag, da er verbrannt
wird.
§. 22. Darauf an demselben Tage, wo
sie ihn zu dem Scheiterhaufen bringen wol-
len, da theilen sie sein Eigenthum, so viel
noch übrig geblieben ist nach dem Trin-
ken und dem Spielen , in fünf oder sechs
Theile, bisweilen auch in mehrere, je
nachdem der Betrag seines Eigenthums
sein mag. Sodann legen sie den grössten
Antheil innerhalb einer Meile vor der Stadt
aus, und darauf einen andern, sodann den
dritten, bis es alles auf den Raum einer
Meile ausgelegt ist, und es muss der klein-
ste Theil am nächsten bei dem Orte lie-
gen, wo der todte Mann sich befindet.
Sodann sollen versammelt werden alle die
Leute, welche die raschesten Rosse im
Lande haben, ungefähr in der Entfernung
von fünf oder sechs Meilen von den Hab-
seligkeiten. Dann sprengen sie alle auf die
Habe los; wobei dann der Mann, dei' das
rascheste Pferd hat, zu dem ersten und
grössesten Theile gelangt, und so einer
nach dem andern, bis alles genommen ist,
und der nimmt den geringsten Theil, der
am nächsten zum Hofe nach der Habe rei-
tet ; und sodann reitet jeder seines Weges
mit dem Gute und darf Alles behalten,
und deshalb sind dort die schnellen Pferde
ungewöhnlich theuer. Und wenn sein
Nachlass so ganz und gar zerstreut ist,
dann tragen sie ihn hinaus und verbren-
nen ihn mit seinen Waffen und Kleidern;
und ganz gewöhnlich verschwenden sie
sein ganzes Vermögen durch das lange
Liegen des todten Mannes in seinem Hause
und durch das, was sie auf den Weg le-
gen, wonach die Fremden ausreiten, um
es zu nehmen.
§. 23. Es ist auch eine Sitte unter den
Esten, dass die todten Männer jeglichen
Stammes verbrannt werden müssen, und
wenn Jemand ein einzelnes Gebein un-
verbrannt findet, so müssen sie eine be-
deutende Sühne vornehmen. Es ist auch
 
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