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Hirsch, Theodor [Hrsg.]; Töppen, Max [Hrsg.]; Strehlke, Ernst Gottfried Wilhelm [Hrsg.]
Scriptores rerum Prussicarum: die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (1. Band) — Leipzig: Verlag von S. Hirzel, 1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.54721#0824

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806

TERRA POMERANIE QUOMODO

VI. TERRA POMERANIA QUOMODO SURJECTA
EST ORDINI FRATRUM THEUTONICORUM.
HERAUSGEGEBEN VON THEODOR HIRSCH.

Ein Zeitgenosse des Dlugoszs, derselbe, von dem wir die oben (S. 1 1) näher beschrie-
bene Rückübersetzung desDusburg aus demJeroschin ins Lateinische, die er eine Cro-
nica vetus nennt, sowie unter dem Namen einer Cronica nova eine nicht weniger
mangelhafte Lateinische Uebersetzung der Deutschen Reimchronik Wigand’s von Mar-
burc haben, hat unter der obigen Aufschrift zwischen beide Chroniken (MS. des
Königsberger Geh. Archivs A. 88. Blatt 247 u. 248) eine im Wesentlichen an das
Chronicon Olivense sich anschliessende Geschichte der Eroberung Ostpommerns durch
den D. 0. mit einer geographischen Einleitung eingeschaltet. Nach jenen beiden gros-
sem Arbeiten und nach den kurzen Annalen zu urtbeilen, die er denselben hinzugefügt
bat (Beil. III. B. IX. oben S. 763), hat ihr unwissender Uebersetzer auch hier schwer-
lich ein selbstständiges Werk geliefert, sondern wahrscheinlich eine fremde ältere Arbeit
übersetzt, excerpirt oder abgeschrieben. Jedenfalls enthält es eine Anzahl offenkundi-
ger Irrthümer und Fehler, welche dem Verfasser zur Last fallen, so die Verweisung auf
Isidorus von Sevilla für den Ursprung des Namens der Pommern, wozu vielleicht die
Einleitung des Boguphalus verleitete, die confuse Beschreibung der an der Ostsee gele-
genen Länder und die ganz aus der Luft gegriffene Nachricht, dass die beiden Präten-
denten von Ostpommern, Herzog Lestko und der Fürst von Rügen, der hier Boguslav
heisst, der eine durch den Tod, der andere durch seine Ermordung dem Könige Wenzel
den Platz geräumt hätten, während andere Fehler, z. B. die Verwandelung des Archi-
dicikonus Jacob von Lüttich (Leodiensis) in einen Jacobus de Bard oder Barba und des
Grafen Swentza in einen Hentzil und Histo u. a. in Verbindung mit dem nachlässigen
und fehlerhaften Style und der äusserst mangelhaften Handschrift lebhaft an den Ue-
bersetzer des Wigand erinnern. Obgleich die Arbeit eine besondere Beachtung nicht
verdient, so haben wir ihr doch theils wegen der hin und wieder hervortretenden
eigentümlichen Anschauungen, insbesondere aber weil sie zur Charakteristik ihres
Schreibers, der uns im folgenden Bande als Uebersetzer des Wigand näher beschäf-
tigen wird,-einen wichtigen Beitrag liefert, hier eine Stelle eingeräumt.
f. 247 b. V’a propter eos, qui delectantur in lectionibus historiarum bellorum et ceterorum
apposui ad fmem huius operis predicte terre subjectionem eiusdem.
Pomerani, ut testatur Ysidorus, originem habent a Sclavis in Latino ; in lingua vero
Gallica vel Ytalica dicti Wandali, in Ungarica Zemeitz, in Polonica Pomorsitz, in Rus-
sica Galmacien, in Sclavica al[ias] Wendischen Pomeren, in Theutonico dicti sunt
wlgariter Wende. Predicta linguagia possunt se simul intelligere, scilicet Poloni, Ru-
teni, Lithwani, Pruteni. Morantur quoque in montanis puri Sclavi in Kirniten et alibi;
in Kanol [Karniola?] vero nigri sunt et rasi, sicut antiquitus Poloni in Czips, in Bohe-
mia et in Ungaria; et licet soli sint perarenosi iidem, pecora tarnen eorum habent
pascua bona. In terra harenosa morantur et infructuosa; lacte et melle habundant,
cuius cibantur. Christian! sunt secundum ritum Grecorum, [morem] b autem Ruthe-
norum sacerdotes eorum tenent. Eciam inveniuntur Sclavi infideles, qui sunt inhu-
mani, comedentes omnia, que a mari projiciuntur, eciam tempore famis cadavera,
a) Die Abbreviatur scheint videlicet ?u bedeuten. b) In der Hdschr. steht ein unverständliches durchstriche-
nes Zeichen.
 
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