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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 8.1917-1918

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Siebentes Heft
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Schreyer, Lothar: Sehnte
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Liebmann, Kurt: Tierspiel
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https://doi.org/10.11588/diglit.37114#0108

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Du Empfangen!
Werden Welten wird
Unter Sternen unter Sonnen unter Erden
Der Weg.
Mensch
A11
Ein
Liebe.
Priester
Opier
Erbarmen
Schände Dich!
Krieger
Kopf um Bauch
Bauch um Herz
Friß!
Völker
Rolle Rolle
Der Kreis
Räder die Menschen.
Der Strahlende wird geboren
Sein Tod kreuzt den Himmel
Sünde
Jauchzen.
Priester
Grab
Die Erde bricht.
Speiender Himmel
Bost dein Leib.
Erlösung!
Kt ieger
Ich bin nicht
Du bist nicht
Wir sind nicht.
Sterben
Morgen
Hinauf
Lebe!
Mensch
Liebe!
Völker
Gericht
Mann wider Weib
Kind wider Mutter
Volk wider Volk.
Kugel
Ballspiel SpielbaH
Leib kreist das Meer
Gewalt wallt die Welt
Mein Reich.
Sehnte!
Mensch
Geliebt.
Krieger
Gott ist tot
Priester
Gott ist tot
V ö 1 k e r
Gott ist tot
Mensch
Gott ist tot.
Der tote Mann singt
Mensch
Das tote Weib singt
Mensch
Das tote Kind singt
Mensch
Völker
Frei!
Mensch
Du und Du

Feuer
Licht.
Mann
Stein
Nacht
Stern
Weib
Blüte
Meer
Tier.
Kind
Keiner liebt.
Mensch
Mich Ende
Der Eine
Mein Nie
Menschen
Menschen
Menschen
Schrei
Ich!
Der Mensch stirbt nicht
Schweigen

Tierspiei
Kurt Liebmann
Bluttulpen beblühen schwankenden Stiels beschattetes Zimmer
Fleisch dampft. Venen platzen, schreien, zischen, sprudeln;
fließen, gießen sich in flatternden Girlanden um das Hüpfen
des Sofas.
Kichern kullert über die Dielen.
Knacken der Muskeln knistert huschend über die Tapeten,
Oh! Sonniger Brüste Licht in mittaglich-glutendem Bogen lacht
in steigende neigende Nacht.
Im schnellenden Ueberkugeln krallen sich meine hungrigen
Fingernägel in das Gelbe deines blühenden Rückenbeets.
Unsere strampelnd-stechenden Beine klatschen auf die gich-
tigen Wellen schwankenden Betts, spritzen Federnschaum,
Wir prusten aus unseren Backen Wellen, Blasen, Licht!
Oh! ich liege nackt in deinem schaukelnden Haarboot.
Blut rudert an ewige Küsten leise mich Lallenden an . . .
Wir übersprudeln uns!
Schnellen, lichtglatte Forellen, über schäumende Kaskaden.
Bunte Schreie flattern aus den versteckten Nestern unseier
Kehlen.
Ich sielend in deinen weichen, lachend-geschweiften Mund-
ufern schnappe mit nackten Zähnen zappelnde Kußlischn.
Grün züngelt deine Zunge heraus. Sticht meine Brust. Leckt
Schaum. Zischt.
Oh! ich tanze, drehe, hüpfe, kugle im spiegelnden See deiner
Augenschlitze.
Schweife durch Abendröten deiner tönenden, schwankenden,
papageiendurchflimmerten, raubtierdurchschlichenen Haar-
wälder.
Beine verknoten sich. Arme umspülen sich. Brüste zerfresset
sich. Kehlen zerlallen sich. Hirne enthirnen sich!
Wir steilen, zwei beblutete, versaftete, verkrampfte Lianen
in kreisenden Raum.
Unsere Zweigarme zerquetschen Sterne, Erden, Sonnen.
Schütteln Lachen!
Lege dein Ohr an meine Bauchwände!
Horch auf das blühende Blut!
Ich kauere in den Rundungen deinen singenden Lenden.
Oh! komm! Wir wollen uns trunkene Götter zeugen!
Oh!-Du!!
Mondtiere knurren auf knarrenden Dielen . . .
An der Zimmerdecke hängen Geheul von Zügen, Straßenbahnen,
 
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