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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 8.1917-1918

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Zehntes Heft
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Walden, Herwarth: Erste Liebe: ein Spiel mit dem Leben
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https://doi.org/10.11588/diglit.37114#0162

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Erste Liebe
Ein Spiel mit dem Leben
Herwarth Waiden
Der Student der Medizin
Der Student der Theologie
Das Mädchen
Der Bruder
Zimmer des Theologen Vor dem Mittag Die Julisonne scheint
Student der Medizin
Sie trägt noch Zöpfe
Student der Theologie
Ihre kleinen Füße tanzen,
Student der Medizin
Beine ohne Fleisch
Student der Theologie
Ich möchte ihre Beine streicheln
Student der Medizin
Nichts unten und nichts oben. Du bist ein dummer Junge.
Student der Theologie
Ich werde mich nie mit Frauen einlassen. Sie sind mir zu
gierig.
Student der Medizin
Du bist ein dummer Junge. Für Kinder kommt man ins
Zuchthaus.
Student der Theologie
Ich will nichts von ihr
Student der Medizin
Das glaubst Du selbst nicht
Student der Theologie
Sie soll nur schön sein
Student der Medizin
Laß Dich taufen Mensch und werde Mönch
Student der Theologie
Ihre Beine sind zwei schwarze Tulpen
Student der Medizin
Du willst nichts von ihr. Bis auf die Beine
Student der Theologie
Ich möchte mir die Hände abschlagen, die sich schließen
wollen
Student der Medizin
Du reagierst erotisch eben auf die unteren Extremitäten
Student der Theologie
Deine Begründung ist grundlos
Student der Medizin
Sie steht wenigstens auf Kinderbeinen
Student der Theologie
Ich liebe ihre süße Seele
Student der Medizin
Mit schwarzen Strümpfen. LJeberhaupt schwarze Strümpfe
Student der Theologie
Warum kommen wir eigentlich zusammen.
Student der Medizin
Jeden Tag höre ich denselben Quatsch geduldig an
Student der Theologie
Gott zwingt mich, vor Dir mich auszusprechen
Student der Medizin
Auch ein Studium. Der liebe alte Gott, den es nicht gibt.
Auch eine Tulpenidee
Student der Theologie
Und wenn es ihn nicht gibt. In seinem Namen kann man
trösten
Student der Medizin
Ach du mein Trost. Pack zu. Aber wo etwas zu packen
ist
Student der Theologie
Heilig sind die Frauen
Student der Medizin
Solange dumme Jungen sich an Zöpfen aufhängen

Student der Theologie
Ich kann die Rüpeleien nicht mehr hören
Student der Medizin
Oder wie werde ich energisch
Das Mädchen
Ist mein Bruder nicht hier
Student der Medizin
Nur der fromme Bruder
Student der Theologie
Verlassen Sie mein Zimmer
Student der Medizin
Viel Vergnügen in Christo
Student der Theologie
Schuft
Student der Medizin schlägt ihn auf die rechte Backe
Willst Du mir noch die linke reichen. Aber ich stehe auch,
so zur Verfügung. Mein Fräulein, Ihre Schnalle geht auf.
Ich bin bis zehn Uhr abends zu Hause.
Die Tür steht offen.
DasMädchen
Sie lassen sich schlagen
Student der Theologie
Nie heb ich meine Hand gegen eines Menschen Angesicht
Das Mädchen
Sie müssen sich schlagen
Student der Theologie
Seien Sie mir nicht böse
Das Mädchen
Die Tür steht offen
Student der Theologie
Bleiben Sie bitte
Das M ä d c hen
Machen Sie die Tür zu
Student der Theologie
Sie bleiben mir
Das Mädchen
Machen Sie mir die Schnalle zu
Student der Theologie kniet
DasMädchen
Können Sie es nicht
Student der Theologie
Nie hab ich einen Fuß berührt
Das Mädchen
Fürchten Sie sich
Student der Theologie zieht den Schuh aus und küßt
ihn
Das Mädchen
Was machen Sie. Wenn jemand kommt
Student der Theologie
Gott und die Jungfrau
Das Mädchen
Geben Sie den Schuh her. Wenn jemand kommt
Student der Theologie
Sie sind das Heiligtum der Erde
Das Mädchen
Finden Sie meinen Fuß schön
Student der Theologie
Ich habe Ihren Schuh geküßt
Das Mädchen
Die Studenten finden alle, ich habe die schönsten Füße
Student der Theologie
Niemand darf Ihren Schuh berühren
DasMädchen
Sie tun es
Student der Theologie
Ich bete zu Ihren Füßen
Das Mädchen
Wie können Sie sich schlagen lassen
Student der Theologie
Er hat Sie beleidigt, der Schuft
 
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