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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 8.1917-1918

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Zehntes Heft
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Schnack, Anton: Im Gebirge
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Allwohn, Adolf: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.37114#0164

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Tief beugen sich die liebkosten Bäume.
Schwellen
Keimen
Und o Zärtlichsein.
Atmen ins Herz.
Schluchzen
Blühen
So gib deinen Mund.
Ruf
Stille singt lindes Lied.
Verstummen.
Da ächzt es auf,
Schauder auf,
Enge zu.
Drängt alle Seele ins Ohr:
0 sprich.

Im Gebirge
Anton Schnack
Der Rauch, der Rauch . . .! Wo? Weit. Halb unter Sternen
Warm. Gewaltig. Lang.
Manchmal so gelb, so überirdisch. — Bergland beschneetes.
Reiterei. Fahrtroß.
Fährt singend in das Talland, wiehernd, fröhlich. — Und wieder
wird die Nacht so groß,
So fabelhaft verrucht. Und wieder wird es Dunkelheit, wird
Abgrund feucht und schauerlich. Neig ich nicht bang
Gesicht? und Du? und der? — Gestein, uralt, verw&ttert-. . . .
Ferne wird Feuer, rot und überwältigend. Auf viele Meilen.
Der ganze Himmel brennt, südöstlich .... Aufsteigende, oh
Nacht, gib uns nicht Marsch, gib Schlaf,
Gib Schatten, Samt, gib wunderbare Rast, gib uns die Kessel,
Brot und Fleisch vom Schlaf,
Gib Träume, Süßigkeit! Gib uns ein Dorf mit Brunnen köstlich
zum Verweilen! . . .
Der Rauch, der Rauch!... Er ruft, er lockt, er winkt aus schönen
Ebenen, fruchtbar, taglang, geweiht.
Oh drunten wäre Raum zu singen, oh drunten ist noch namen-
loser zarter Glanz
Von Fenstern, Frauen, Wassern, Wein, von Früchten reif, von
Brot.
Doch hier ist Grausamkeit. Marsch, Mühsal, Uebermüdung, un-
geheure Last. Die Täler dämmern fern und weit
Mit allen Schätzen, vollen Scheuern... Noch Stein, noch Schnee.
Felsstürze. Noch Bergwinds böser Tanz.

Dort drunten Trunkenheit, so tiefe. — Doch schon geht in der
Dunkelheit umher der bitterliche Tod . . .


Gedichte

Adolf Allwohn
Blut
Blutquolle Qualen verlarten
Zerschmettrungen tief
Verwürgeit umsunken
Entleiben verhöhlt
Sticht sticht.
Gurgel
Tod.
Schweißenge Aengste gerinnen
Entkeuchungen zach
Zerflattern verblinzelt
Verrauchen in nichtet

Spitzt spitzt
Hirn
Nichts.
Sinnschwolle Schwülste umfassen
Zerarmungen schwer
Umschleimen verrochen.
Entschamen zerquollen
Blut Blut
Leib
Glut.
Mensch
Der Mensch jacht auf.
Der Mensch erstickt
würgt wimmerwund
wälzt Kriechbauch
dreckt Bettelleben
schluchzt schuchtenblind
weh!
Der Mensch schreit auf.
Der Mensch zerarmt
bengt bogenbang
sehnt Suchland
liegt knieentief
lechzt Lichtenweh
oh!
Der Mensch schreit hoch.
Der Mensch verbäumt
zehrt zähnenzach
schürft Schauenrausch
schnappt Glutenschoß
starrt Stammelstieg
auf!
Welt
Welt ist nur ein Mensch.
Tragend sich.
Ragend hoch.
Sterne — hoch.
Welt ist nur ein Tragen.
Breitend Stärke.
Streitend Tiefen.
Gott — Tiefen.
Welt ist nur ein Ragen.
Quillend Hände.
Stillend Gnade
Himmel — Gnade.
Welt ist nur ein Sterben.
Weinend Bläue.
Einend Liebe.
Selig — Liebe.

Gedichte
Franz Richard Behrens
Scheinwerfer
Schielen Schiefe Sonnensäulen Flammenräder
Flutenströme Spritzen Weiß Tausend Schlangenzungen
Spitzen Netzen Golden Silberfäden
Queller Gleißeschaum Sterben Kreisen Kreisen Sterben
Sterben Kreisen Zerschellen
 
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