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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 8.1917-1918

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Neuntes Heft
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Walden, Herwarth: Sünde: ein Spiel an der Liebe
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https://doi.org/10.11588/diglit.37114#0136

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Sünde
Ein Spiei an der Liebe
Herwarih Waiden
Der Vater
Die Mutter
Die Tochter
Der Vater
Liebst Du mich
Die Tochter
Vater
Der Vater
Liebst Du mich
Die Tochter
Deine Augen träumen meine Tage
Der Vater
Meine Nächte träumen Deine Tage
Die Tochter
Vater mein, der Du hist mein Himmel
Der Vater
Ich bin ein Mensch. 0 Gott.
Die Tochter
Im Himmel, Vater, sind alle Menschen gleich
Der Vater
Du Auge meines Sehnens. Nun blühen Deine Lippen röter
Die Tochter
Die Lippen meines Sehnens
Der Vater
Geh. Mein Haar ist grau. Eine Lerche jubelt zu spät am
Abend.
Die Tochter
Eine Lerche jubelt zu irüh am Abend.
Der Vater
Früher Abend
Die Tochter
Später Jubel
Der Vater
Geh
Die Tochter küM den Vater aui beide Augen
Der Vater reißt sie an sich
Geh
Die Mutter
Stets steckt das Mädchen bei Dir
Der Vater
Du mußt immer arbeiten h
DieMutter
Dein neues Kleid ist lertig
Die Tochter
Ist es nicht zu spät Mutter
Der Vater
Mir scheint es zu spät zu sein
Die Mutter
Und morgen ist es Dir wieder zu früh
Die Tochter
Nie ist es mir zu früh
Die Mutter
Du gehst. Dein Kleid ist zu einfach. Den tiefen Ausschnitt
habe ich angeordnet. Du bist kein Kind und keine alte
Jungfer
Die Tochter
Die Herren sollen nicht hinsehen, Vater
Die Mutter
Das versteht Dein Vater nicht
Der Vater
Geh Kind. Die Mutter meint es gut mit uns
DieMutter ' ' i
Mein Wort gilt. Geh

Die Tochter geht die Augen zum Vater geöffnet hinaus
DieMutter
Mit uns. Gut mit uns. Ist sie Deine Frau
Der Vater
Du bist eifersüchtig. Auf Deine Tochter. Ich habe Dich
nie betrogen.
Die Mutter
Mein Haar ist grau. Ilse ist zu alt für die Mutter, zu jung
für den Vater. Wir müssen sie verheiraten.
Der Vater
Nie
Die Mutter
Was soll das heißen. Sie ist reif zur Ehe.
Der Vater
Laß ihr das Sehnen
Die Mutter
Ich gebe ihr das Ziel
Der Vater
Das Sehnen ist ziellos
Die Mutter
Du willst sie für Dich. Du willst vergöttert werden
Der Vater
Ich liebe Dich, im Abglanz unsres grauen Haars.
DieMutter
Die Liebe ist ergraut. Du, suchst die Jugend
Der Vater
Deine Jugend ist sie mir.
Die Mutter
Und was bin ich
Der Vater
Wir wandern. Tagab. Nachtauf.
Die Mutter
Nachtab. Tagab. Mein bist Du. In Dir welkt meine
Jugend. Du darfst nicht blühen.
Der Vater
Du hast sie mir gegeben.
Die Mutter
Sie gehört dem Mann. Wie ich dem Mann gehörte.
Der Vater
Laß ihr das Sehnen.
Die Mutter
So standst Du vor mir. So drängtest Du Dich in mich. So
zwangst Du mich in das Ziel, das ich nicht suchte.
Der Vater
Deine Liebe suchte mich. Keine Mutter wies Dir den
schmalen Pfad zu mir.
Die Mutter
Mütter sind klug. Ich liebte das Sehnen. Ich sehnte die Lie-
be. Von vielen Pfaden führte mich meine Mutter zu Dir.
Der Vater
Du hast mich nicht allein geliebt
DieMutter
Du hast mich. Mich gehabt. Mich allein gehabt. Du allein
hast mich. Mein Fühlen habe ich Dir beschnitten. Es schleift
weit hinter mir.
Der Vater
Nie wollte ich Gewalt antun. Warum hast Du einst nicht mit
mir gesprochen. Ich liebe Dich. Ich liebte Dich. Deine
Lippen öffneten sich, rundeten sich mir entgegen. Ich
küßte Deinen Mund wie nun.
Die Mutter
Deine Lippen segnen. Ich will keinen Gott neben mir.
Der Vater
Deine Lippen sind geschlossen. Glaube mir, ich liebe Dich.
Die Mutter
Du glaubst es. Aber ich liebe Dich. Dein Fühlen kreist.
Bist Du mit der Arbeit fertig.
Der Vater
Wir wollen Musik hören

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