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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 8.1917-1918

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Drittes Heft
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Heynicke, Kurt: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.37114#0040

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Gedichte
Kuri Heynidke
Schlai
Ich bin ein Atemzug der tiefsten Nacht
die dunklen Stunden tragen meine Seele
und Mond und Sterne sterben hin vor meinem Angesicht.
Aus meiner Stirne steigt die Seele
auf unbekannten Pfaden leuchtend wandelnd
hinschreitend in den Tag der Welt.
An blauen Wegen schläft die Nacht
an meinen Füßen millionen Sterne
mein Kleid ist Silber
und mein Herz mein Dom
viel Glocken singen meinem Wege.
Ich bin ein fremdes Angesicht
umträumte Gärten fallen aus der Feme
und Chöre singen meinem Eingang.
Ich fließe in dem dunklen Strome.
Ich bin des Stromes Welle in der Abendglut
ich bin ein Tropfen Blut im Kelche Gottes.
Hinüber braust der Atem aller Wesen
vergessend sink ich in das Meer der Welt.
Aus allen Sternen glänzt ein Strahl auf mich
ich leuchte im Gesänge aller Sonnen
an Gottes Händen blühe ich herauf
ich bin ein Glanz in einem fremden Garten.
Von allen Bäumen fallen Blüten mich zu grüßen
auf dunkelgrünem Grunde flattern Rosen auf
von blauen Himmeln auf den Weg getragen.
Von allen Rosen über sprüht beginnt der Weg zu singen
auf dem Gesänge fließe ich
hinauf.
Ich bin ein Stern im Kreise aller Welten
gottnahe singe ich den Lobgesang
urewig alt bin ich
ich leuchte andern Wandelnden mit meinem Sonne-Herzen.
Ein Silbernebel schreitet aus den abertausend Jahren
aus seinem Herzen fällt der Schlaf auf unsern Gang
im Licht versinken wir
ein dunkles Lied klingt hoch vor Gott:
Wir sind ein Hauch in deinem Munde
hinausgesandt ins Unermeßlich-Tiefe.
Wir sind des Welten-Daseins tiefe Stunde
wir blühen
und vergehn im Licht.
Nichts ist, was ist im Uferlosen.
Und Morgen Mittag Abend sind nur eine Stunde.
Und tausend Jahre sind ein Augenblick im Kreis der Welt.
Träume
Die stille Insel fällt ins Meer der Welt,
Ich bin die Einsamkeit der dunklen Insel
an meinem Haupte tausend Sterne,
ich bin allein
ich bin der Weg ins Allverlorene.
Dem Abend singen Dome viele Glocken,
ich bin der Abend
still sinken meine Augen in die Nacht der Welt.
Aus millionen Schmerzen ist die Welt gebaut
ich bin das Ende aller Klagen
ich bin der Tod
bin aller Seelen Abend-Ende.

Zwei Sterne schlingen sich um meine Hände
ein dunkler Baum voll Blüten rauscht im Meer.
Die Blüten sind Gedanken meiner Tage,
mein Auge leuchtet in der Nacht.
Des Baumes Blüten fallen in das Meer,
Ich fühle:
Traum war ich
aus ewgen Träumen baut das Leben seinen Gang
Gott ist der Vater aller Träume.
Nun bin ich Gott.
Rings ewig Brüder meines Daseins
ich bin ein Stern im Herzen des All-Vaters.
Ich trage mich und alle Seelen
und glühe Strahlen in die Welt
beglückt zu leuchten:
ewig
Gott!
Vortragsabend
FürRudolfBlümner
Ich höre meine Seele singen,
die Flammen junger Stunden steigen auf
im Dunkel leuchtet eine Stimme
fremd
und ich.
Ich blühe
ströme
überströmt
empor in meiner Seele Heimat,
meine Sterne!
Strindbergs Traumspiel
Die langen Straßen dämmern in die Zeit
zeitlos enteil ich meinen Schritten.
Mir ist ein Tropfen Ewigkeit ins Herz gefallen
ich bin ein Mensch
und bin das tiefste Leid von allen.
So dornen meine Schmerzen in den Tag
urgotteslicht umglänzt
mich zu erlösen in die Hände Gottes.
Trunknes Lied
Mich schlug der Wein
ich singe Lieder, dich zu küssen
mit tausend Sonnen spielen meine Hände,
erglühend krön ich alle deinem Haar!
Dein Blondhaar überleuchtet alle Sonnen
in deiner Brust versinkt mein Angesicht
O Licht
aus Liebesglut gefallen!
Bitte
Still
laß die Tage in den Abend sinken
Laß uns die dunklen Schatten trinken
die aus der blauen Nacht gefallen sind.
Laß uns die kühlen Sterne auf die Stirnen legen
und auf die leisen Brunnen hören
die unter kaltem Laub verschüttet singen,
Geigen
die einander lieben. *
Frauen
Im Grunde meiner Seele sind die Frauen groß geworden
die rauschend Frühlings durch die Sinne wandeln.
Im Garten meiner Seele quillt ein Strom aus Licht
und meiner Liebe Strom tränkt alle Blumen meines Gartens.
Die fremden Blicke finden meine Beete nicht
drin Marmorbilder in die Sterne träumen.
Und aus den Sternen fällt die Blust auf meine Bäume.
In einem Garten wandeln alle Frauen meiner Seele.

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