Hier will man die Seele zuerst daß Farben und Formen in eine bestimmte
im Leben nur durch die und bestimmbare Beziehung zueinander ge-
bracht werden müssen, um eine Wirkung zu
erzielen, also schön zu sein. Diese Vor-
stellung von den Beziehungen der Farbfor-
men, von ihrer schönen Wirkung wird beim
haben.
sehen, die man
Sinne erfahren kann. Man bewundert die
Bilder, die mit Seele gemalt sind. Darunter
versteht man etwa, daß auf einem Bild ein
besserer Herr die Arme um ein besseres
Mädchen schlingt, nicht ohne Verwendung
einer Gartenlaube. Daß dazu kleine Kinder
mit Flügeln versehen unnatürlich in der Luft
schweben und unten auf dem Bilde Rosen
blühen. Oder man versteht unter Seelen-
malerei, daß eine Dame im Kittel ohne aus-
gemalte Augen, also blind, zwischen ge-
maltes, wenn auch nicht gemahlenes Ge-
treide gestellt wird und sich oben ein gelber
Kreis als Sonne aufführt. Oder man ver-
steht unter Seelenmalerei einen gemalten
nackten Jüngling, der seine Hände bis an
den Rand des Bildes reckt, offenbar, weil er
Sehnsucht hat, wenigstens aus dem Rahmen
herauszuspringen. Auch Schafe machen
sich stets seelenvoll. Was kann man sich
alles dabei denken. Nun kommen diese mo-
dernen Maler, stellen einfach Farbformen
zusammen und nennen es Kunst. Man ver-
suche doch etwas nachzudenken. Steigt
man auf Berge, um auf die Landschaften
herabzusehen, oder um sie zu sehen? Ord-
net man die Blumen im Garten nach der
Botanik oder nach den Farbformen? Sieht
man die schöne Gesinnung eines Menschen
oder seine schönen Formen? Wendet man
Schönheitsmittel an, um seelisch zu wirken
oder um Farben und Formen zu ändern, die
den Betreffenden zu ihrem Gesamtbild nicht
geeignet erscheinen? Jetzt sind wir dicht
bei der Kunst. Gesamtbild. Man hat also
eine Vorstellung für sich selbst von seinem
Gesamtbild. Man hat also die Vorstellung,
Einzelnen immer intensiver. Ich erinnere
die Leserinnen daran, daß man vor gar nicht
allzu langer Zeit sich nur um das Kleid
kümmerte, das schön sein sollte. Und daß
man Strümpfe und Schuhe trug, weil eben
Beine und Füße bekleidet sein mußten. Erst
in neuerer Zeit wählt man wieder zu jedem
Kleid die anderen Gegenstände nach Farbe
und Form. aus. Offenbar doch deshalb, weil
sich das Färb- und Formgefühl wieder ent-
wickelt und man wieder sieht, daß etwa
zwei schwarze Formen sich nicht mit ande-
ren Farbformen ohne weiteres optisch ver-
binden.
Kunst ist weiter nichts als die optisch-
logische Gestaltung in den Beziehungen der
Farbformen. Denken und Seele haben
nichts mit Kunst zu tun. Sie haben sogar
nichts mit der Natur zu tun. Oder will man
behaupten, daß die Sonne scheint, um den
Menschen zu erheitern? Daß die Farbfor-
men auf den Gegenständen der Natur aus
seelischen Gründen vorhanden sind oder
um Gedanken zu übermitteln, Oder soll
Kunst etwa nur Erinnerung an irgend etwas
oder an irgend wen sein? Kunst ist Gestal-
tung. Kunst hat nicht die Fähigkeit der Na-
tur, zu wachsen oder geboren zu werden.
So unrömantisch es sich anhört: Kunst wird
vom Sehen her zusammengestellt, kompo-
niert. Uebermitteln die Komponisten keine
Empfindung, trotzdem sie doch zweifellos
komponieren? Aber sie komponieren keine
4
im Leben nur durch die und bestimmbare Beziehung zueinander ge-
bracht werden müssen, um eine Wirkung zu
erzielen, also schön zu sein. Diese Vor-
stellung von den Beziehungen der Farbfor-
men, von ihrer schönen Wirkung wird beim
haben.
sehen, die man
Sinne erfahren kann. Man bewundert die
Bilder, die mit Seele gemalt sind. Darunter
versteht man etwa, daß auf einem Bild ein
besserer Herr die Arme um ein besseres
Mädchen schlingt, nicht ohne Verwendung
einer Gartenlaube. Daß dazu kleine Kinder
mit Flügeln versehen unnatürlich in der Luft
schweben und unten auf dem Bilde Rosen
blühen. Oder man versteht unter Seelen-
malerei, daß eine Dame im Kittel ohne aus-
gemalte Augen, also blind, zwischen ge-
maltes, wenn auch nicht gemahlenes Ge-
treide gestellt wird und sich oben ein gelber
Kreis als Sonne aufführt. Oder man ver-
steht unter Seelenmalerei einen gemalten
nackten Jüngling, der seine Hände bis an
den Rand des Bildes reckt, offenbar, weil er
Sehnsucht hat, wenigstens aus dem Rahmen
herauszuspringen. Auch Schafe machen
sich stets seelenvoll. Was kann man sich
alles dabei denken. Nun kommen diese mo-
dernen Maler, stellen einfach Farbformen
zusammen und nennen es Kunst. Man ver-
suche doch etwas nachzudenken. Steigt
man auf Berge, um auf die Landschaften
herabzusehen, oder um sie zu sehen? Ord-
net man die Blumen im Garten nach der
Botanik oder nach den Farbformen? Sieht
man die schöne Gesinnung eines Menschen
oder seine schönen Formen? Wendet man
Schönheitsmittel an, um seelisch zu wirken
oder um Farben und Formen zu ändern, die
den Betreffenden zu ihrem Gesamtbild nicht
geeignet erscheinen? Jetzt sind wir dicht
bei der Kunst. Gesamtbild. Man hat also
eine Vorstellung für sich selbst von seinem
Gesamtbild. Man hat also die Vorstellung,
Einzelnen immer intensiver. Ich erinnere
die Leserinnen daran, daß man vor gar nicht
allzu langer Zeit sich nur um das Kleid
kümmerte, das schön sein sollte. Und daß
man Strümpfe und Schuhe trug, weil eben
Beine und Füße bekleidet sein mußten. Erst
in neuerer Zeit wählt man wieder zu jedem
Kleid die anderen Gegenstände nach Farbe
und Form. aus. Offenbar doch deshalb, weil
sich das Färb- und Formgefühl wieder ent-
wickelt und man wieder sieht, daß etwa
zwei schwarze Formen sich nicht mit ande-
ren Farbformen ohne weiteres optisch ver-
binden.
Kunst ist weiter nichts als die optisch-
logische Gestaltung in den Beziehungen der
Farbformen. Denken und Seele haben
nichts mit Kunst zu tun. Sie haben sogar
nichts mit der Natur zu tun. Oder will man
behaupten, daß die Sonne scheint, um den
Menschen zu erheitern? Daß die Farbfor-
men auf den Gegenständen der Natur aus
seelischen Gründen vorhanden sind oder
um Gedanken zu übermitteln, Oder soll
Kunst etwa nur Erinnerung an irgend etwas
oder an irgend wen sein? Kunst ist Gestal-
tung. Kunst hat nicht die Fähigkeit der Na-
tur, zu wachsen oder geboren zu werden.
So unrömantisch es sich anhört: Kunst wird
vom Sehen her zusammengestellt, kompo-
niert. Uebermitteln die Komponisten keine
Empfindung, trotzdem sie doch zweifellos
komponieren? Aber sie komponieren keine
4