Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 17.1926-1927

DOI Heft:
3. Heft (Theater - Sonderheft)
DOI Artikel:
Walden, Herwarth: Theater
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.47216#0057

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

sie unmittelbar und befreit sich von der
Mittelbarkeit des Individuums. Das Publi-
kum geht mit Recht nicht mehr in das lite-
rarische Theater. Wenn es selbst Erinne-
rungen haben will, so will es die Erinne-
rung seines Lebens und nicht des Lebens
von verstorbenen Göttern, Königen, Hel-
den und Geliebten anderer Leute. Noch
lieber will das Publikum gar keine Erinne-
rung, Es will das Leben der Sinne. Daher
geht in die Operetten und die Revuen, die
der Anfang eines Ersatzes für das Theater
als Kunstwerk sind. Die Geistigen haben
es dem Bürger und dem Arbeiter stets

übelgenommen, daß sie im Theater durch-
aus nicht denken wollen. Die Geistigen sind
aber keine Menschen, sie sind nur Begriffe
eines vergriffenen Menschentums. Geist
ist nur das Gedächtnis sinnlicher Erleb-
nisse anderer, auf eine passende oder un-
passende Formel gebracht. Das Theater
als Gestaltung künstlerischer Erlebnisse,
also sinnlicher und sinnfälliger Momente
kann sich aus diesen Geist nicht einlassen.
Man ist noch nicht Künstler, wenn man
kann sich auf diesen Geist nicht einlassen,
stimmt nicht dazu.
Das Theater muß aus dem Leben der Sinne

43
 
Annotationen