nicht immer Jahrhunderte zu alt und durch
ewiges Rückwärtsschauen, Betrachten und Er-
klären der Vergangenheit an eigener Stosskraft
und Erfindung gelähmt sein! — So betrachten
wir den Zeichenunterricht als eine Lebensschule.
Und er soll nicht mehr Zeichenunterricht heissen;
denn wir wollen nicht nur Zeichnen lehren wie
früher, als der Zeichenunterricht ein Anhängsel
des naturwissenschaftlichen Unterrichts war.
Auch soll er nicht Kunstunterricht heissen.
Denn die grosse, freie Kunst kann nicht gelehrt
werden. Kunst ist das ewig Neue, Geheimnis-
volle, noch nicht Analysierte und Begriffene, das
von stärkster Eigenpersönlichkeit Geschaffene
und Geformte. Das Genie durchbricht alle
Formeln, alle Methoden, alles Gewohnte, gibt
neue Rätsel auf und zeigt neue Wege und
Aufgaben. —
Nicht Zeichenunterricht! Nicht Kunstunterricht!
Aber Gestaltungsuntcrricht und Werkunterricht!
Er lehrt anschaulich denken, er lehrt uns bauen
und konstruieren, er lehrt uns die elementaren
Gesetze künstlerischer Gestaltung. — Er lehrt
uns die Zusammenhänge der Künste mit dem
Leben erkennen, und er bringt in uns alle
Quellen zum Fliessen. —
Und wenn wir dann nicht Kunst gestalten
können, dann sind wir doch wach geworden
für die Gesetze aller bildenden Künste und
technischen Arbeit und wir werden wenigstens
Basis und Hilfe sein für die Schaffenden. Die
in handwerklicher und optisch künstlerischer
Gestaltung gänzlich Unbegabten aber werden
nach solchem Unterricht, der sie selbsttätig
macht und mutig für die eigene Lebensarbeit, in
ihrem Beruf ihren Mann stehen, in lebendigem
Miterleben und Fördern der Künste. — Lieber
wollen wir einfache Menschen sein, aber echt
und freien Hauptes, als mit fremdem Geist
geblähte. —
Wir wissen, dass die Vollkommenheit nur eine
Sehnsucht, nie Erfüllung sein kann. Doch sie
ist die Fahne auf höchstem Gipfel, der wir
zustreben und deren Anblick uns Kraft für
unseren arbeitsreichen Weg in unsere Zukunft
hinein geben soll. —
Keine starre Methode beengt uns. Mit immer
neuem Material versuchen wir immer neue
Lösungen neuer Aufgaben aus möglichst vielen
Arbeitsgebieten der Kunst. So findet jeder seine
spezielle Begabung für irgend ein Arbeitsgebiet
heraus, in welchem er es dann zu Höchst-
leistungen zu bringen trachtet. —
Der Lehrer für Gestaltung muss nicht nur
Maler sein, sondern ebensogut die Gesetze der
Baukunst, Plastik und Technik beherrschen.
Wenn dann dem Gestaltungsunterricht der
Raum im Stundenplan gegeben wird, der nötig
ist, wird ein für den Lebenskampf gerüstetes
Geschlecht sich sein 20. Jahrhundert formen
wie ein Werkmeister sein Werkstück, ein Bau-
meister seinen Bau und ein Künstler sein Bild.
ewiges Rückwärtsschauen, Betrachten und Er-
klären der Vergangenheit an eigener Stosskraft
und Erfindung gelähmt sein! — So betrachten
wir den Zeichenunterricht als eine Lebensschule.
Und er soll nicht mehr Zeichenunterricht heissen;
denn wir wollen nicht nur Zeichnen lehren wie
früher, als der Zeichenunterricht ein Anhängsel
des naturwissenschaftlichen Unterrichts war.
Auch soll er nicht Kunstunterricht heissen.
Denn die grosse, freie Kunst kann nicht gelehrt
werden. Kunst ist das ewig Neue, Geheimnis-
volle, noch nicht Analysierte und Begriffene, das
von stärkster Eigenpersönlichkeit Geschaffene
und Geformte. Das Genie durchbricht alle
Formeln, alle Methoden, alles Gewohnte, gibt
neue Rätsel auf und zeigt neue Wege und
Aufgaben. —
Nicht Zeichenunterricht! Nicht Kunstunterricht!
Aber Gestaltungsuntcrricht und Werkunterricht!
Er lehrt anschaulich denken, er lehrt uns bauen
und konstruieren, er lehrt uns die elementaren
Gesetze künstlerischer Gestaltung. — Er lehrt
uns die Zusammenhänge der Künste mit dem
Leben erkennen, und er bringt in uns alle
Quellen zum Fliessen. —
Und wenn wir dann nicht Kunst gestalten
können, dann sind wir doch wach geworden
für die Gesetze aller bildenden Künste und
technischen Arbeit und wir werden wenigstens
Basis und Hilfe sein für die Schaffenden. Die
in handwerklicher und optisch künstlerischer
Gestaltung gänzlich Unbegabten aber werden
nach solchem Unterricht, der sie selbsttätig
macht und mutig für die eigene Lebensarbeit, in
ihrem Beruf ihren Mann stehen, in lebendigem
Miterleben und Fördern der Künste. — Lieber
wollen wir einfache Menschen sein, aber echt
und freien Hauptes, als mit fremdem Geist
geblähte. —
Wir wissen, dass die Vollkommenheit nur eine
Sehnsucht, nie Erfüllung sein kann. Doch sie
ist die Fahne auf höchstem Gipfel, der wir
zustreben und deren Anblick uns Kraft für
unseren arbeitsreichen Weg in unsere Zukunft
hinein geben soll. —
Keine starre Methode beengt uns. Mit immer
neuem Material versuchen wir immer neue
Lösungen neuer Aufgaben aus möglichst vielen
Arbeitsgebieten der Kunst. So findet jeder seine
spezielle Begabung für irgend ein Arbeitsgebiet
heraus, in welchem er es dann zu Höchst-
leistungen zu bringen trachtet. —
Der Lehrer für Gestaltung muss nicht nur
Maler sein, sondern ebensogut die Gesetze der
Baukunst, Plastik und Technik beherrschen.
Wenn dann dem Gestaltungsunterricht der
Raum im Stundenplan gegeben wird, der nötig
ist, wird ein für den Lebenskampf gerüstetes
Geschlecht sich sein 20. Jahrhundert formen
wie ein Werkmeister sein Werkstück, ein Bau-
meister seinen Bau und ein Künstler sein Bild.