rationeller und unmoderner werden die
Methoden sein, mit denen der Mann ihn
bearbeitet; je kleiner der Garten, desto
wirtschaftlicher und moderner wird er ihn
bearbeiten. Der grobe Garten ist der Feind
jeden Fortschritts im Gartenbau. Einwen-
dungen der Siedler, wie: „ja, ich brauche
Gras für meine Ziege, ich brauche Kartoffeln",
darf es nicht geben. Gras hat der Mann
einzukaufen. Auch Kartoffeln hat der Mann
zu kaufen, denn die Kartoffel erfordert für
ihre Ernte ein ganzes Jahr, und dann gibt
es natürlich keine mehrmaligen Jahresernten
im Siedlergarten. Je rationeller bebaut wird,
desto häufiger wird geerntet. Wir müssen
es in unserem Klima auf 10—14 Ernten
im Jahre bringen, und Sie können sich
wohl vorstellen, welche gewaltige Arbeit das
erfordert. Vom Klima und von der Erde,
vom Terrain selbst ist der Siedler nicht ab-
hängig. Das grobe Wort des groben gärt-
nerischen Reformators Leberecht Migge
in Bremen lautet: „Boden und Klima be-
reitet sich der Gärtner selbst." Das ist ein
merkwürdiges paradoxes Wort. Aber was
den Boden anbelangt, so wird es Ihnen
selbstverständlich klar sein, dab der Boden,
der da vorliegt, für Gartenzwecke nicht ohne
weiteres verwendet werden kann, dab erst
im Laufe der Jahre durch ununterbrochene
Düngung und Hineinbringung von neuer
Erde und Humus der Boden nutzbar ge-
macht wird. Denken Sie nur daran, dab
die Pariser Gärtner wegen der Vergröberung
der Stadt ununterbrochen ihre Gärten nach
auben verlegen müssen, und alles, was sie
an Reichtum besitzen, das ist ihr Boden.
Auf Wagen geladen, nehmen sie ihn daher
bei der Übersiedlung mit. Fürst Kropotkin
hat den Humus in die Mühle führen, dort
mahlen lassen und wieder zurück in den
Garten gebracht.
Aber das Klima! Wir wissen, dab der gröbte
Feind des Gartens die Sonne ist. Die Sonne
hat schon viel Unheil angestiftet. Die herr-
lichsten, paradiesisch schönsten Gegenden der
Welt, zwischen Euphrat und Tigris, hinüber
bis nach Syrien, Ägypten, der ganze Norden
von Afrika, sind der Sonne zum Opfer ge-
fallen. Es ist unfruchtbares Land geworden.
Aber die Araber wubten Mittel dagegen.
Überall dort, wo Gartenkultur, jahrtausende
alte Gartenkultur im Orient ist, haben sie
Mauern um die Gärten gestellt, um den Wind
und die Sonnenstrahlen abzuhalten.
Wie macht das unser Siedler ? Er wird, wenn
das sein Grundstück ist, eine solche Mauer
um den Garten bauen (s. Abb. 1).
Jede Hausfrau weib, dab die Wäsche rasch
trocknet, wenn es Wind gibt. Gerade aber
das rasche Trocknen kann der Gärtner nicht
brauchen. Wir wollen feuchte Wärme im
Garten haben. Und nun soll die Sonne
hineinscheinen und diese Wärmestrahlen sollen
vom Wind nicht weggetragen werden. Je
rascher der Boden austrocknet, desto mehr
vervielfacht sich die Arbeit. Der Boden soll
immer feucht sein, damit die Mikroben des
Bodens immer lebensfähig sind, denn die
Mikroben sind es, die unablässig arbeiten,
den Boden zu zerkleinern. Sie sind die Mühle
des Fürsten Kropotkin. Und nun ver-
langt Migge, dab um 12 Uhr mittags die
Sonnenstrahlen den Garten voll beleuchten,
dab es während dieser Zeit, wenn die Sonne
am höchsten steht, in keinem Garten Schalten
gibt. Dadurch erreichen wir ein gleiches
Sonnenlicht für alle. Es folgt daraus, dab
die Gärten alle von Norden nach Süden
gerichtet sein müssen, und dab demnach ein
Garten geographisch von Norden nach Süden
liegen mub (s. Abb. 2).
Nun steht die Sonne im Süden. Um 12 Uhr
mittags gibt es nur sonnige Gärten. Dann
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Methoden sein, mit denen der Mann ihn
bearbeitet; je kleiner der Garten, desto
wirtschaftlicher und moderner wird er ihn
bearbeiten. Der grobe Garten ist der Feind
jeden Fortschritts im Gartenbau. Einwen-
dungen der Siedler, wie: „ja, ich brauche
Gras für meine Ziege, ich brauche Kartoffeln",
darf es nicht geben. Gras hat der Mann
einzukaufen. Auch Kartoffeln hat der Mann
zu kaufen, denn die Kartoffel erfordert für
ihre Ernte ein ganzes Jahr, und dann gibt
es natürlich keine mehrmaligen Jahresernten
im Siedlergarten. Je rationeller bebaut wird,
desto häufiger wird geerntet. Wir müssen
es in unserem Klima auf 10—14 Ernten
im Jahre bringen, und Sie können sich
wohl vorstellen, welche gewaltige Arbeit das
erfordert. Vom Klima und von der Erde,
vom Terrain selbst ist der Siedler nicht ab-
hängig. Das grobe Wort des groben gärt-
nerischen Reformators Leberecht Migge
in Bremen lautet: „Boden und Klima be-
reitet sich der Gärtner selbst." Das ist ein
merkwürdiges paradoxes Wort. Aber was
den Boden anbelangt, so wird es Ihnen
selbstverständlich klar sein, dab der Boden,
der da vorliegt, für Gartenzwecke nicht ohne
weiteres verwendet werden kann, dab erst
im Laufe der Jahre durch ununterbrochene
Düngung und Hineinbringung von neuer
Erde und Humus der Boden nutzbar ge-
macht wird. Denken Sie nur daran, dab
die Pariser Gärtner wegen der Vergröberung
der Stadt ununterbrochen ihre Gärten nach
auben verlegen müssen, und alles, was sie
an Reichtum besitzen, das ist ihr Boden.
Auf Wagen geladen, nehmen sie ihn daher
bei der Übersiedlung mit. Fürst Kropotkin
hat den Humus in die Mühle führen, dort
mahlen lassen und wieder zurück in den
Garten gebracht.
Aber das Klima! Wir wissen, dab der gröbte
Feind des Gartens die Sonne ist. Die Sonne
hat schon viel Unheil angestiftet. Die herr-
lichsten, paradiesisch schönsten Gegenden der
Welt, zwischen Euphrat und Tigris, hinüber
bis nach Syrien, Ägypten, der ganze Norden
von Afrika, sind der Sonne zum Opfer ge-
fallen. Es ist unfruchtbares Land geworden.
Aber die Araber wubten Mittel dagegen.
Überall dort, wo Gartenkultur, jahrtausende
alte Gartenkultur im Orient ist, haben sie
Mauern um die Gärten gestellt, um den Wind
und die Sonnenstrahlen abzuhalten.
Wie macht das unser Siedler ? Er wird, wenn
das sein Grundstück ist, eine solche Mauer
um den Garten bauen (s. Abb. 1).
Jede Hausfrau weib, dab die Wäsche rasch
trocknet, wenn es Wind gibt. Gerade aber
das rasche Trocknen kann der Gärtner nicht
brauchen. Wir wollen feuchte Wärme im
Garten haben. Und nun soll die Sonne
hineinscheinen und diese Wärmestrahlen sollen
vom Wind nicht weggetragen werden. Je
rascher der Boden austrocknet, desto mehr
vervielfacht sich die Arbeit. Der Boden soll
immer feucht sein, damit die Mikroben des
Bodens immer lebensfähig sind, denn die
Mikroben sind es, die unablässig arbeiten,
den Boden zu zerkleinern. Sie sind die Mühle
des Fürsten Kropotkin. Und nun ver-
langt Migge, dab um 12 Uhr mittags die
Sonnenstrahlen den Garten voll beleuchten,
dab es während dieser Zeit, wenn die Sonne
am höchsten steht, in keinem Garten Schalten
gibt. Dadurch erreichen wir ein gleiches
Sonnenlicht für alle. Es folgt daraus, dab
die Gärten alle von Norden nach Süden
gerichtet sein müssen, und dab demnach ein
Garten geographisch von Norden nach Süden
liegen mub (s. Abb. 2).
Nun steht die Sonne im Süden. Um 12 Uhr
mittags gibt es nur sonnige Gärten. Dann
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