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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 251 - Nr. 260 (27. Oktober - 7. November)
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Sittienharmome durch die starren, vaulichen Horizontalen grau-
sam durchschnitten würde. Weiße Mauermassen, Eisengestänge,
eine riesenhafte Wehrwalze, — und das alles in dem Bilde, das
uns Symbol ist und Ausdruck für unser geliebtes „Alt-Heidel-
berg". Derselbe Blick wäre sogar von oberhalb noch viel schlim-
mer gestört, wo die Ansicht der Brücke und der Stadt etwa in
-Zwsidrittelhöhe durch den Laufsteg abgeschnitten würde. Dagegen
würde sich das Kanalveretnsprojekt weit besser anpasfsn, oder doch
wenigstens lange nicht im schönsten deutschen Städtebild solche ka-
tastrophalen Verheerungen anrichten.
Wir fragen nun: Sind die Behörden, in deren Hand die Ent-
scheidung über Heidelbergs ästhetisches und damit auch eminent
wirtschaftliches Schicksal liegt, diese Dinge nicht bekannt; warum
sind sie Asber über die ost genug geäußerten Warnungen der Be-
völkerung rücksichtslos hinweggsschritten, und Wie gedenken sie es
fernerhin in dieser lebenswichtigen Frage unserer Stadt, unseres,
nationalen und kulturellen Kleinods zu halten? Es erscheint uns
dringend, daß diese Frage nun endlich einmal klargestcllt wird, da-
mit man nicht, wie es zu werden droht, eines Tages vor einer
Heidelberger ästhetischen Gefamtruine steht.
Gleichzeitig fordern wir die Oefsentlichkeit und alle, dxnen
-Alt-Heidelberg" lieb und teuer ist, aus, uns in dieser Sache zu
unterstützen, mit uns eines Sinnes zu sein und daran zu denken,
daß es auf der ganzen Wett nur ein Heidelberg zu lieben oder zu
-erlieren gibtl

PaVtLirmchVichtTN. .
Genossen, Genossinnen und Jugendgenoffen des Stadtteils
Neuenyeim. Morgen Donnerstag abend 8 Uhr Zusammenkunft in
der „Pfalz", Nahmengasse. Unbedingtes Erscheinen erforderlich.
Sozialdem. Partei Handschuhsheim. Heute abend S Uhr
Treffpunkt im Lokal zur „Traube" zur Flugblattverbreitung;
,.)4 8 Uhr: Wahrbesprechung. Genossen tut Eure Pflicht!

An unsere auswärtigen Leser! Infolge Mafchiuendefekts war
es uns gestern nicht möglich die „Volkszeitung" für verschiedene
.Orte zur rechten Zeit aufzultefern, so daß die Zeitungen erst mit
einem späteren Zug von hier abgingen und dadurch die Zeitung
erst später in die Hände unserer Leser kam. Dies zur Aufklärung
der Leser, die gestern die „Volkszeitung" nicht Zur gewohnten Zeit
zngesteltt erhielten. Verlag der „Volkszeitung".
Benachrichtigung der Wähler. Wie schon bekannt, haben die
Parteien eine Vereinbarung dahin getroffen, daß nicht jede Partei
für sich 'ihre Stimmzettel versendet, sondern daß alle Stimmzettel
in einem Umschlag den Wählern zugesandt werden sollen. Ledig-
lich der Landbund und die Kommunistische Partei beteiligen sich
nicht an der gemeinsamen Versendung der Stimmzettel. Mit der
Versendung, die durch die statistische Abteilung des Nahrungs-
mittelamtes erfolgt, ist heute begonnen worden. Jeder in der
Wählerliste eingetragene Wähler erhält heute oder an einem der
Seiden folgenden Tage die Benachrichtigung über seine Ausnahme
in die Wählerliste nebst Angabe des Wahllokals, sowie je einen
Stimmzettel der einzelnen Parteien (außer Landbund und kommu-
nistische Partei). Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß am
Sonntag nur wählen kann, wer in der Wählerliste eingetragen oder
im Besitze eines Wahlscheines ist. Denjenigen Wahlberechtigten,
die nicht in die Wählerliste eingetragen sind und die es während
der Auslegung der Wählerliste vom 28. September bis 12. Oktober
versäumt haben, in die Wählerlisten Einsicht zu nehmen und gegen
ihre Nichtaufnahme Einspruch zu erheben, darf ein Wahlschein nach
K 7 Ziffer 3 der Reichswahlordnung nur ausgestellt werden, wenn
sie den glaubhaften Nachweis erbringen, daß sieohneihr Ver-
schulden während der Zeit der Auslegung der Wählerlisten die
Frist zur Einlegung eines Einspruches gegen ihre Nichtausnahme
versäumt haben. Die Ausstellung der Wahlscheine erfolgt nur noch
bis Samstag vormittag.
Wahlberechtigte. 41840 Personen haben am Sonntag in hie-
siger Stadt einschließlich der Vororte das Wahlrecht auZzuüben. Bei
der Reichstagswahl im Juni v. IS. hatte Heidelberg einschließlich
der Vororte 42 365 Wahlberechtigte. Es ist somit ein Rückgang
von 525 Wahlberechtigten zu verzeichnen.
Lustiger Abend Dr. Robert Weil. Heute abend wird kein Ge-
ringerer als Dr. Robert Weil (Homunkulus) der bekannte, geist-
reiche Wiener Satiriker und langjähriger Mitarbeiter der „Münch.
Jugend" im Harmoniesaal einen einmaligen lustigen Abend ver-
anstalten. Dr. Robert Weil wird von der Presse einstimmig als
der Veste deutsche Humorist bezeichnet, der Salzer und Plaut um
Haupteslänge geschlagen hat. Allüberall, wo er die Zügel seines
urwüchsigen, gottbegnadeten Humors schießen läßt, herrscht Stim-
mung und ungesundeste Fröhlichkeit. Man vergißt, wie das „B. T."
schreibt, bei einem Dr. Weil-Abend die Sorgen des Alltags. Ho-
munkulus bringt bei seinem hiesigen Gastspiel die Perlen seines
Schlagerrepertoires. Näheres im Inserat.
Südweftdeuische Lichtspiele, Festhalle Leimen. Am 13. und 14.
ds. Mts. läuft in unserem Theater der Film „Der Edelweißkönig".
Hannerl, die Schwester des angesehenen Jörgvauern, kommt in die
Stadt, um dort Gesellschafterin eine Gräfin zu werden. Han-
nerl nimmt sich das Leben, weil sie einem Verführer zum Opfer
fiel. Ferdl, ihr Bruder, rächt sie und wird von der Polizei verfolgt
und verbirgt sich lange Zeit in einer Felsenschlucht, sodaß er schon
für tot gehalten wird. Veverl, die Erzieherin und Mutter der
Kinder Jörgs liebt Ferdl.. Veverl, die eines Tages oben in den
Bergen Edelweiß sucht, glaubt, als ihr ein bärtiger Mann begeg-
net, den Edelweißkönig, eine alte Sagenfigur vor sich zu sehen, die
in dem vermeintlichen Edelweißkönig ihren geliebten Ferdl erkennt,
der ihr dann auch bald fürs Leben vereint wird, nachdem er sich
den Gerichten freiwillig stellte, die milde über ihn urteilen.
Stadt. Symphoniekonzerte. Das erste, am Montag, den 31. Ok-
tober, stattsindende städtische Shmphoniekonzert — unter Radigs
Leitung — bringt, vielen Wünschen nachkommend, mit Ausnahme
einzelner Lieder ein rein klassisches Programm. Glucks seit Jahren
hier im Konzertsaal nicht gespielte Balleisuite eröffnet dasselbe.
Sie wird für sich selbst sprechen, gestützt auf Felix Mottls feinsinnige,
dem Komponisten nachgehende, sich ihm bis ins kleinste anpassende,
dabei farbenreiche Instrumentation. Mozarts Ouvertüre zur „Ent-
führung", das zweite Orchesterstttck, ist ein klassisches Beispiel für
- man höre aus das vielfältig besetzte Schlagzeug — orientalische
Klangreize. Ihr folgt desgleichen Meisters Symphonie in D-dur
(op. 87); die im Jahre 1786 für Wien geschrieben wurde. Die Ein-
leitung derselben, im Ton freundlicher Ahnung beginnend, in der
Mitte düster gehalten, endet in demütiger Resignation, damit schon
die im Allegrosatz herrschende bange Grundstimmung vorbereitend,
der vergeblich ein ringendes Krastgesühl entgegentritt. Auch das
Andante bleibt, von selten erklingenden freundlichen Regionen
unterbrochen, in der Weichen entsagenden Hauptstimmung, die das
ganze Werk beherrscht.. An dieser mag es Wohl liegen, daß Mozart
das Menuett weggelassen hat; der Meister wollte durch kein „Tanz-
stück" eirle Stilverirrung begehen. Und so ist dann das Presto
nicht ein heiterer, sonniger Mozart, sondern ein Satz mit gewalt-
samem Humor; sein erstes Thema will und soll Fröhlichkeit bringen,
kommt aber durch Abschnitte von Nachdenklichkeiten und stürmischer
Erregung nicht zur Entwicklung und entschließt sich — im zweiten
Thema — für eine Stimmung entsagenden Glücks. — Musikalisch
sind die beiden ersten Sätze die wertvolleren. — Zu den Orchester-
nmnmern tritt mm die jetzt als eine der besten Koloratursänge-
rinnen geschätzte Frl. Petar. Nach Heidelberg kommt sie, um
ihre Absage im Vorjahr „gut" zu machen. Frl. Petar singt — mit
Orchester — Mozarts Rosenarie, von Peter Cornelius vier seiner
nicht oit genug gehörten, tiefinnerlichen Brautlieder, und zum
Schluß, um auch der heiteren Weise das Wort zu gönnen, vier
Lieder vor; Bleck ruid Trunk, lieber ihr letztes Konzert in München
wird in der „Münchener Post" geschrieben: „Einen starken Eindruck
hat mir Irma Petar gemacht. In ihr hätten wir wieder eine der
seltenen, echten lyrischen und Koloratursoprane, wie wir ihn in der
Nvogün besitzen; an diese erinnert auch die Feinheit und Zartheit
im Meiismatischen, die leichte Manier des Portmnento."
Die Gemeirmtttzine Bamenvflenschaft Beamtenstsvernns Hei-
tzSibera, deren Gründung am 28. Februar l. I. erfolgte, hielt am
Oktober, nachmittags im Saal Les Restaurants «.Welibot" ivre

erste autzerorDenMHeGeneraiversammlung av. Die Genossen waren
mit ihren Frauen derart zahlreich erschienen, daß leider nicht alle
einen Sitzplatz bekommen konnten. Die Versammlung wurde durch
Oberpostsekretär Wett st ein geleitet. Das Vorstandsmitglied,
Rechtsanwalt Dr. Ludwig, erstattete zunächst einen Bericht über
das bisher Geschehene und Erreichte. Danach ist die Stadt Hei-
delberg gegenwärtig dabei, das Gelände beim Krüppelheim von
den dortigen Eigentümern zu erwerben und es dann an die Ge-
nossenschaft zur Bebauung im Erbbaurecht zu überlassen. Es wird
bestimmt erwartet, daß die von Staat und Stadt zu gewährenden
Baukostenzuschüsse, nachdem die erforderlichen Baupläne mit
Kostenberechnung dem hiesigen Stadtrat schon länger vorgelegt
wurden, baldigst bewilligt werden, um mit dem Bau einer größeren
Anzahl Häuser schnellstens beginnen zu können. Architekt Hü-
Singer gab sodann näheren Aufschluß Wer die beabsichtigte Be-
schaffenheit der einzelnen Haustypen in der künftigen Siedlung,
deren Gesamt-Herstellungskosten und Ertragswerte, wobei er auch
betonte, daß nicht allein die Erbauung von Häusern Seim Krüp-
pelheim, sondern auch solcher im Stadtteil Handschuhshetm an der
Zeppelinstraße auf das dort der Stadt zur Verfügung stehende Ge-
lände in Aussicht genommen fei. Ueber mehrere finanzielle Fra-
gen gab außerdem das Vorstandsmitglied Etsenbahnoberinspektor
Vogel erschöpfende Auskunft. Verschiedene vom Vorstand und
Aussichtsrat in Vorschlag gebrachte Satzungsänderungen wurden
einstimmig angenommen. Eine der Hauptänderungen ist die, daß
nicht allein Beamte, sondern auch Prtvatangestellte und sonstige
Privatpersonen Käufer eines Anwesens als Genossen werden
können. Schließlich wurden auch noch als wettere Mufsichisrats-
mitglieder Stadlrat Dr. Leonhard und Stadtrat Bühler
gewählt.


Wählerversammlungen
Donnerstag, 27. Oktober, avendS ^8 Uhr:
Attheim. Referent: Stadtrat Hoffmann.
Waibstadt. Referent: Genosse Rausch.
Dielheim. Referent: Genosse Ktlger.
Sandhaufen. Referent: Genosse Emil Ma irr.
Walldorf. Referent: Genosse Dr. Kraus.
Malsch. Referent: Genosse Th. Meier.
Waldmühlvach. Referent: Stadtrat Hoffmann.
Hoffenheim. Referent: Parteisekretär Amann.

Freitag, 88. Oktober, avendS ^8 Uhr:
Eberbach. Referent: Landtagsabgeordneter Kaul.
Buchen. Referent: Landtagsabgeordn. E. Maier.
Stciusfurt. Referent: Landtagsabgeordn. Herrmann.
Dossenheim. Referent: Landtagsabgeordn. Witt mann.
Samstag, 29. Oktober:
Handschuhsheim. Referent: Stadtv. Engelhardt.
Rohrbach. Referent: Ministerialrat R a a S - Darmstadt.
Neckargemünd. Referent: Parteisekretär Amann.
Eppelheim. Reserent:Hauptlehrer Elbs.
Schönau. Referent: Genosse Ripp.
Waldhilsbach. Referent: Kreistagsabg. Bartels.
Mühlbach. Referent: Gauleiter Hund.
Neckarbischofsheim. Referent: Landtagsabg. Hahn.
Waldangelloch. Referent: Stadtv. Pastötter.
St. Ilgen. Referent: Prof. Dr. Ehrenberg.
Schlüchtern. Referent: Gewerkfchaftssekr. TV. Maier.
TauServischofsheim. Referent: Landtagsabg. E. Maier.
Lauda. Referent: Landtagsabg. Herrmann.
Walldürn. Referent: Landtagsabg. Wiedemann.
Mosbach. Referent: Landtagsabg. Dr. Kraus.
Neüarelz. Referent: Landtagsabg. Kaul.
Sinsheim. Referent: Landtagsabg. Ullrich.
Wiesloch. Referent: Arbeitersekretär Stock.
Nutzloch. Referent: Stadttat Schmitz.
Maner. Referent: Stadtv. Horchler.
Leimen. Referent: Landtagsabg. Rausch.


Portoerhöhung für Auslandspakete. Infolge der Verschlech-
terung des deutschen Markkurses und der dadurch bedingten be-
deutenden Erhöhung der an das Ausland zu vergütenden Beför-
derungsgebühren sieht sich die Postverwaltung zur Verhütung von
empfindlichen Verlusten gezwungen, vom 1. November d. I. an die
Gewicht- und Versicherungsgebühren im Auslandspaketverkehr wie-
der zu erhöhen und nach dem Verhältnis von 1 Goldsranken --
2V Mk. (gegenwärtig 16 Ml.) zu erheben. Dieses Umrechnungs-
verhältnis ist auch für die Wertangabe auf Briesen und Kästchen
mit Wertangabe und auf Paketen Nach dem Auslande maßgebend.
Ueber die Einzelheiten erteilen die Postanstalten Auskunft.
Für Besuche von Kriegergräbern im Elsaß sind den Angehöri-
gen dort gefallener Kriegsteilnehmer am 1. und 2. November Ein-
reiseerleichteruugen gewährt worden. Es genügt ein Reisepaß, der
aus Grund einer Bescheinigung des elsässischen Bürgermeisteramtes,
daß der Gefuchsteller ein GraS eines Angehörigen in der Gemeinde
besitzt, von dem französischen Konsulat in Karlsruhe oder von der
Grenzstelle in Kehl gegen eine Gebühr von 25 Franken gleich
200 Mark beim Konsulat und 5 Franken in Kehl visiert wird. Das
Einreisevisum gilt höchstens zwei Tage.
Schnellzugssahrplan. Die fett einiger Zeit angeordnete ge-
trennte Durchführung der Basler und Münchener Abteilung der
Schnellzüge D. 107 und D. 108 zwischen Bruchsal und Mannheim
bleibt bis aus weiteres in Kraft. Infolgedessen verkehrt die Basler
Abteilung dieser Züge auch nach dem 26. Oktober in nachstehendem
Fahrplan: Vorzug D. 107 Bruchsal ab 11.08 nachmittags, Heidel-
berg an 11.43, ab 11.52, Mannheim an 12.12 vormittags. Nachzug
D. 108 Mannheim ab 6.23 vormittags, Heidelberg an 6.46, ab 6.53,
Bruchsal an 7.24 vormittags, weiter nach Basel um 7.26, Karls-
ruhe an 7.47, ab 7.55 Uhr vormittags.
Heidelberger Polizeibericht vom 27. Oktober. Festgenom-
men wurden: 4 Personen wegen Uebertretung der polizeilichen
Meldevorschriften und eine 20jährige Näherin von Osterburken we-
gen Obdachlosigkeit. — Gestohlen wurden: Von unbekannten
Tätern durch Erbrechen eines Gartenhäuschens im Gewann Ober-
kies alte Kleider im Werte von 200 Mk., in der Nacht vom 25.-26.
ds. in der Speyererstraße mittels Durchschneidens der Befestigungs-
riemen an einem Auto der Reservemantel im Werte von 1200 Mk.
und in einem Kaufladen der Hauptstraße in den letzten Tagen eine
Briefmappe mit 90 Mk. Inhalt. — Zur Anzeige gelangten:
25 Personen wegen verschiedener strafbarer Handlungen, darunter
5 Ruhestörer, 2 Kraftwagenführer wegen Betriebsstörung der
Straßenbahn und ein Bäckermeister wegen Vergeherrs gegen die
Gewerbeordnung; von der Wucherabteilung ein Kaufmann
in der Handschuhsheimer Landstraße wegen Preistreiberei.

GerichLshMe.
Strafkammer Heidelberg vom 25. Oktober. Unter Ausschluß
der Oefsentlichkeit wurde heute die Anklagesache gegen den Haupt-
lehrer Erhard Müller aus Treschklingen verhandelt,
der sich an Schulmädchen sittlich vergangen hatte. Er wurde we-
gen Vornahme unzüchtiger Handlungen i. S. des 8 174 Ziff. 1
und des 8 176 Ziffer 3, sowie wegen fortgesetzter Beleidigung Zu
10 Monaten Gefängnis abzüglich 4 Monaten 3 Wochen Untersu-
chungshaft verurteilt. — Schuhmacher Georg Sommer von
Altenbach, der eine zu 138 Mark gekaufte Schneidernäh-
maschine etwa 2 Jahre -später zu 1200 Mark verkaufte, war vom
hinsigen Schöffengericht wegen Preistreiberei zu 60 Mark Geld-
strafe verurteilt worden. Nus seine Berufung wurde das schössen-
gerichtliche Urteil ausgehoben und Sommer freigesprochen.

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' tÜNS ALM
Gerrvsss Br. Strerker-DKeMMSr rn WarLsrmtze,
Glänzender Wahlauftakt.
Ans Karlsruhe wird uns soeben Mitgeteilt:
Gestern abend sprach in der überfüllten Festhalleverfammlurrg
vor etwa 4—5000 Personen Genosse Dr. Gtreser, hessischer Kul-
tusminister a. D., über „Deutschlands Politik und das
Ausland". Das Referat, das wiederholt von stürmischen Bei-
fallskundgebungen unterbrochen wurde, machte auf die Anwesenden
einen ungeheuren Eindruck. Die Karlsruher Arbeiterschaft lernte
in Dr. Strecker nicht nur einen glühenden und überzeugten
Anhänger sozialistischer Idem kennen, sondern gleichzeitig einen
glänzenden, kenntnisreichen und gedankentiefen Redner, der sür
unsere Partei einen unschätzbaren Gewinn bedeutet. Wie Keulen-
hiebe sausten die geschichtlichen Feststellungen Streckers auf die
Politik des kaiserlichen Deutschland vor und im Kriege. Strecker
zeigte, wie die Diktatpolittk der Entente und des Völkerbundes auch
heute noch moralisch möglich ist nur durch diese vervrecherische
und dumme Politik ds alten Systems und der Treibereien der
Reaktion von heute. Nur ehrliche republikanisch-demokratische Po-
litik könne uns überhaupt wieder eine Weltgeltung unter den
Völkern bringen. Je mehr aber diese Politik vom besitzenden
Bürgertum sabotiert wird, umso mehr mutz das arbeitende Volk
sich hinter sie stellen.
Nach Dr. Strecker sprach Genosse Abg. Dr. Kraus-Heidel-
Serg über die Grundfragen der badischen Politik und die Auf-
gaben des kommenden Landtags. In markanten Sätzen rechnete
er mit den bürgerlichen Parteien ab und zeigte den Arbeitern,
Beamten, Lehrer«, Mieter« ufw., daß «ur die Sozial-
demokratie sich voll und ganz für sie eingesetzt habe. — Diese mäch-
tige Versammlung, die alle Kundgebungen sämtlicher Parteien
rechts und links von uns weit hinter sich lätzt, mutz es ein glän-
zender Wahlaustakt der Karlsruher Sozialdemokratie gebucht
werden.

M Ml M SN MWWN.
Köuigsbach S. Pforzheim. In den ersten Morgenstunden des
Dienstag brach aus noch nicht sestgestellter Ursache in der bei der
Kirche gelegenen und zum Schloßgut gehörigen auch als Wohnung
benützten Speicherscheuer Feuer aus, das so schnell um sich griff,
daß die Bewohner sich nur aus Leitern durch die Fenster retten
konnten. Das Feuer dehnte sich mit großer Geschwindigkeit auf
die angrenzenden Wohnhäuser der Eisestbahnbedieusteteu Heinrich
Jung und Wilhelm Kugele aus, die ebenfalls in Schutt und
Asche gelegt wurden. Von den Fahrnissen konnte fast nichts ge-
rettet werden. Ein Schwein und viel Kleinvieh verbrannten. Bei
der Hilfeleistung erlitten mehrere Personen Brandwunden. Die
vier obdachlosen Familien sind nur schwach versichert.
Kleine Nachrichten aus Baden. In Konstanz ist Hauptlehrcr
Finus, der 36 Jahre lang im KonsiÄuzer Schuldienst tätig war,
gestorben. — Die Handwerkskammer Konstanz wird sür alle grö
tzeren Orten des Bezirks am 1. Januar 1922 eine Steuerbera
tungsstelle einrichten. — Donaueschingen und Willingen stehen,
nachdem es Sonntag und Montag geschneit hatte, im Zeichen des
Frühwinters. — In Willingen häufen sich die Fälle, daß an dem
Schalter des Postamts aus der bekannten Falschmünzeraffäre her-
rührende falsche 50-Markscheine angehalten werden. — Der Brand
im Volksschm'geöäude in Bühl, der am Freitag früh ausgebrochen
War, macht sich im Schulbetriev störend bemerkbar, indem der Un
terricht in den Räumlichkeiten der Realschule erteilt werden mutz.
— In Mosbach wurde nun der erste Spatenstich zum Bau der L»
komotivwerke getan. Das Aktienkapital wurde verdoppelt und
auf 20 Millionen Mark erhöht. — Der Bürgerausschuß von Nel-
karhausen beschloß, von den seiner Zeit für Rußland bewilligten
2000 Mark nur 500 Mark an die Hilfsaktion sür Rußland abzu-
führen und 1500 Mark für die von der OPPauer Katastrophe Be-
troffenen zu verwenden. — An der Basler Grenzstation wurde von
den Zollbeamten eine Dame augehalten, die sich buchstäblich von
Kopf bis zu Fuß völlig neu eingekleidet hatte und außerdem einen
neuen Ledertosser und einen neuen Pelz bej sich trug. Die schwei-
zerischen Zollbeamten nahmen der Dame aber die Kleinodien ab
und außerdem muß sie eine Buße zahlen. — Bei den letzten Wah-
len haben in Konstanz, Radolfzell, Singen, Engen, Neberlingen
und Stockach insgesamt über 9000 Wahlberechtigte nicht gewählt.
WersaMmlrmgskalender.
Kirchheim. Heute Donnerstag abend 8 Uhr im „Pfälzer Hof";
Außerordentliche Mitgliederversammlung.
Ebervach. Am Donnerstag, den 27- Oktober, abends )48 Uhr:
Mitgliederversammlung im „Krabbenstein". Voll-
zähliges Erscheinen unbedingt erforderlich.

SLadjtheaLsr-SpislpltM.
Donnerstag, 27. Oktober, Miste 3, Schnitzler-Abend (3 Einakter):
„Die Gefährtin", „Der grüne Kakadu", Literatur". Aus. 7)4 Uhr.
Freitag, 28. Oktober, außer Miste: „Wiener Blut", zum ersten
Male. Anfang 7)4 Uhr.
Samstag, 29. Oktober, außer Miete: „Der Kaufmann von Venedig".
Anfang 7)4 Uhr.

SLaAdeKLMLS-NKchrichLsu.
Eheschließungen.
(Vom 13. bis 18. Oktober.)
Metzgermetster Karl Friedrich Peter Böhler m. Maria Brocke-
nauer. Maschinentechniker Gustav Seipp m. Rosa Kietz. Bau-
techniker Johann Schmitt m. Hedwig Widmaysr. Kand. med. deut.
Richard Rein m. Emma Habich. Kontorist Emil Kohlmann m.
Lisetre Schramm. Schlosser Andreas Schmidt m. Stephanie Lud-
wina Oehmanu. Telegraphenarveiter Arthur Martin Nagel m.
Margareta Eich. Fabrikarbeiter August Lehn m. Katharina Völker.
Kanzleigehilse Johann Martin Scheurich m.-Katharina Margaretha
Schick. Schneider Wilhelm De« m. Elisabetha Spies. Lehrer
Karl Andreas Breunig m. Elise Berta Holdermüller. Gärtner
Johannes Wolf m. Theresia Rieber. Bahnarbettet Heinrich Rühle
m. Rosa Bertha Platz geb. Hub. Glaser Georg Schäfer 4 m. Bar-
bara Josephine Holder. Fabrikarbeiter Hermann Berlinghof m.
Anna Müller. Fabrikarbeiter Philipp Pister m. Ida Weil. Maurer
Johann Herrmann m. Sofie Christine Steinmetz. Friseur Georg
Stephan m. Katharina Schmitt. Kaufmann Karl Schultheis m.
Paula Achenbach. Kaufmann Otto Schmedes m. Irene Erbach.
Berufsgenossenschastsangestellter Ludwig Lauer m. Eltsaü. Riemer.

An unsere Abonnenten.'
Wir Litten unsere Abonnenten, den Abonnements-
Lstrng sowie TrLgerloh« nur Hegen dis von uns
ausgestellten Quittungen zu vernbfolgsn.
Expedition der „BolkszLitrmg". ,
 
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