Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

DOI Kapitel:
Nr. 251 - Nr. 260 (27. Oktober - 7. November)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44130#0317

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Tageszeitung für die Werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppinger», Eberbach, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Borberg, Tauberbischofsheim und Wertheim.


Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 3.— Mk. Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 1.30 Mk., Reklame-Anzeigen
(93 mm breit) 2.50 Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmittelanzeigen werden nicht ausgenommen.
Gsschäftsstunden: 8—'/z6 Uhr. Sprechstunden derRedaktion: 11—12 Uhr.
Postscheckkonto KarlsruheNr. 22577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Montag, 31. Oktober 1921
Nr. 234 * 3. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft ».Feuilleton:
Dr.E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O. Geibsl; für die Anzeigen: H. Horchler, sämtliche in Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadischen Berlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 2648.

Das Ergebnis der Landtagsumhl.
Schlechte Wahlbeteiligung. — Erfreuliche Stimmenzunahme unserer Partei. —
Keine erhebliche Rechtsschwenkung.

Bis jetzt 86 Abgeordnete.
WTB. Karlsruhe, 31. Okt. Nach dem vorläufigen Er-
gebnis der gestrigen Landtagswahlen sind gewählt: 20 Mandate
für Sozialdemokraten, 34 Zentrum, 7 Demokraten, 7 Landbund,
7 Deutschnationale, 1 Wirtsch. Vereinigung, 5 Deutsche Bolkspsrtei,
2 Unavh. Sozialdem., 3 Kommunisten, zusammen also 86 Abgeord-
nete. Die alte Koalition, bestehend aus Mehrheitssozia-
listen, Zentrum und Demokraten zählten demnach 61Abgeord-
nete. Der verflossene Landtag setzte sich aus 107 Abgeordneten
zusammen, wovon 39 dem Zentrum, 32 den Sozialdemokraten, 25
den Demokraten und 7 den Deutschnationalen angehörten. Mithin
ist bisher eine Verringerung der Mandate um 21 eingetreten,
was mit der verminderten Wahlbeteiligung und aus
die Abnahme der Zahl der Wahlberechtigten zurückzusühren ist.
Karlsruhe, 31. Okt. Rach vorläufigem Ergebnis find ge-
wählt: SozialdemokratenZO (bisher 36), Zentrum 34 (39),
Kommunisten 3 (0), Demokraten 7 (25), Landbund 7 (0), Unab-
hängige 2 (0), Deutschnationale 7 (7), Wirtschaft!. Vereinigung L (0).
Im einzelnen sind gewählt: Sozialdemokraten 16 Abge-
ordnete in den Bezirkslist en, 4 in den Landes-
l ist en, Zentrum 31 in den Bezirksltsten, 3 in den Landeslisten,
Kommunisten 0 in den Bezirkslisten, 3 in den Landeslisten, Demo-
kraten 4 in den Bezirkslisten, 3 in den Landcslisten, Landbund 5 in
von Bezirkslisten, 2 in den Landesltsten, Unabhängige 0 in den
BczirksListcn, 2 in den Landeslisten, Deutschnationale 5 in den
Bezirkslisten, 2 in den Landeslisten, Wirtschaftliche Bereinigung
u in den Bezirkslisten, 1 in den Landeslisten, Volkspartei 2 in den
Bezirkslisten und 3 in en Landeslisten. Der Landtag setzt sich so-
nnt aus 86 Abgeordneten gegen 107 bisher zusammen. Die Ein-
berufung des Landtags mutz laut Vsrfaffung bis 9. November
erfolgen.
*
Kr. Heidelberg, den 31. Oktober.
Es wäre verfrüht, jetzt schon ein irgendwie definitiv gemeintes
Urteil über das Ergebnis der gestrigen Wahl avzugeben; dazu sind
die bis jetzt gemeldeten Zahlen viel zu unsicher und schwankend,
auch fehlen noch ganze Amtsbezirke; erst bis morgen wird man
Genaueres sagen können. Bet einem Ueberblick über die vorläufi-
gen Resultate drängen sich aber heute schon einige Beobachtungen
und Bemerkungen aus, die kurz angedeutet werden sollen. Zunächst
must leider konstatiert werden, daß die Wahlbeteiligung
eine recht schlechte war, sie dürste im Durchschnitt 60—65
Prozent kaum übersteigen. Insbesondere scheinen erhebliche Teile
der Arbeiterschaft das Nichtwählen der Ausübung ihres staats-
bürgerlichen Grundrechts vorgezogen zu haben. Das ist einesteils
die Folge des sozialistischen Bruderkampfes, dann aber die Folge
des immer wieder zu vernehmenden unabhängig-kommunistischen
Geschwätzes von der bloß „formalen" Demokratie, die keinen oder
nicht viel Wert habe, da die Endentscheidungen doch auf de? Straße
ausgesuchten werden müßten. Darüber wird in den nächsten Tagen
noch manches Wort zu sagen sein. Das Bedauerliche aber ist, daß
durch diese politische Gleichgültigkeit, Unreife und Müdigkeit eine
ansehnliche Zahl sozialistischer Stimmen einfach spurlos in der
Versenkung verschwunden sind, auch im 7. Wahlkreis zirka 3600.
Das Ersreuliche an dem Wahlergebnis ist, daß die von der
Reaktion erwartete entschiedene Rechtsschwenkung entschieden aus-
geblieben ist, im Gegenteil, mit einigen Ausnahmen und Wenn sich
das Bild nicht noch erheblich ändert, hat auch die Rechte als
Ganzes große Stimmenverluste zu verzeichnen. Eine überraschend
große Stimmenzahl hat der Landbund den Deutschnationalen
und der Volkspartei avgenommen, aber die Rechte als solche hat
keineswegs das erreicht, was sie erwartet hat, vor allem nicht die
Nationalliberalen, was zweifellos kein ungünstiges Omen für die
zukünftige badische Politik darstellt. In der Stadt Heidelberg
z. B. verloren die Deutschnationalen 443 Stimmen, die Volkspartei
2513. Der Landbund gewann 1217 Stimmen, das bedeutet für die
Rechte zusammen immer noch ein Minus von 1739, während die
gesamtsozialistischen Stimmen lediglich um 473 zurückgingen. Im
Amtsbezirk Heidelberg verloren die Deutschnationalen
3673, die Nationalliberalen 2649 Stimmen, der Landbund gewann
3127, so datz der Verlust für die Rechte immer noch 3195
Stimmen ausmacht demgegenüber nur 1035 sozialistisch-kommu-
nistische Stimmen verloren wurden.
Das Erfreulichste am ganzen Resultat dürfte also die Tatsache
sein, daß sich die bisherige Koalition ausgezeichnet gegen alle An-
stürme von rechts und links gehalten hat. Sie vereinigt bis jetzt
von 88 Mandaten 61, also wettüber zwei Drittel auf sich,
wodurch zweifellos die Fortsetzung der bisherigen badischen Politik
gesichert sein dürfte. Einen recht erfreulichen Zuwachs gegenüber
der vorjährigen Reichstagswahl hat die Sozialdemokratie
zu verzeichnen, die etwa 20—30 000 Stimmen zugenommen haben
dürfte, die allerdings nicht nur von links her zu uns kamen, sondern
auch aus demokratischen Beamten- und Lehrerkreisen. Das Zen -
tru m hat sich trotz Landbund und katholische Filiale der Deutsch-
nationalen recht gut gehalten und dasselbe kann von den Demo-
kraten gesagt werden, die allerdings sehr starke Verluste erlitten
üaben, aber nicht ganz so schlimm, wie man es ihnen prophezeit
Halts. Ungeheuer zusammengeschmolzen sind die Unabhängigem
die zwei bis 3 Mandate bekommen. Die Kommunisten werden
drei Abgeordnete bekommen. Man muß sich nur fragen, wo sind
die andereN-50—60 000 sozialistischen Stimmen geblieben?

Alles in allem: Die badische Demokratie darf den 30. Oktober
als Sieg für sich Suchen, Die Anschläge der Rechten und Linken
sind an der festen demokratisch-republikanischen Mitte zusammen-
gebrochen. Ueber die weiteren Probleme wird morgen zu reden
sein.
S« «WU MM il Kl WWW.
1. Wahlkreis: Konstanz.
Sozialdemokraten 16 879, Zentrum 57130, KPD. 3469,
Demokraten 13 036, Landbund 4446, ASP. 1514, Deutschnatl. 3976,
D. Volksp. 3160.
Singen Stadt. Sozialdem. 1290, KPD. 336, Deutschnatl. 10,
Deutschdem. 575, USP. 27, Lib. Volksp. 195, Landbund 2, Zen-
trum 1932.
Pfullendorf, Amtsbezirk. Sozialdem. 337, KPD. 19, Deutsch-
natl. 106, Deutschdem. 294, USP. 14, Lib. Volksp. 108, Landb. 30,
Zentrum 3246.
Metzkirch, Amtsbezirk. Sozialdem. 564, KPD. 63, Deutschnatl.
27, Deutschdem. 899, USP. 6, Lib. Volksp. 220, Landbund 145,
Zentrum 4210.
Stockach, Amtsbezirk. Soziald. 1042, KPD. 311, Deutsch«. 146,
Deutschdem. 1919, USP. 55, Lib. Volksp. 140, Landbund 112,
Zentrum 3902,
2. Wahlkreis: Lörrach-Schopfheim.
Sozialdemokraten 16 253, Zentrum 36 589, KPD. 3615,
Demokraten 6827, Landbund 14 033, USB. 307, Deutschnatl. 3688,
D. Volksp. 1712.
Karlsruhe Stadt und Land. Sozialdem. 22 811, KPD. 4114,
Deutschn. 11024, Deutschdem. 8413, USP. 4096, Lib. Volksp. 7443,
Landbund 1541, Zentrum 13 205, Wirtsch. Vergg. 1678.
Lörroch. Amtsbezirk. Sozialdem. 5302, KPD. 2W3 Deutsch-
natl 1804, Deutschdem. 1966, USP. 76, Lib. Volksp. 417, Land-
bund 4832, Zentrum 3463.
Schopfheim, Amtsbezirk. Sozialdem. 2344, KPD. 300, Deutsch-
natl. 422, Deutschdem. 2416, USP. 67, Lib. Volksp. 77, Land-
bund 2491, Zentrum 1730.
3. Wahlkreis: Freiburg-Lahr.
Sozialdemokraten 18 474, Zentrum 52 723, KPD, 2223,
Demokraten 6709, Landbund 14409, NSP. 1674 Deutschnatl. 7448,
Wirtsch. Vergg. 2809, D. Volksp. 6283.
Freiburg Stadt. Sozialdem. 8546, KPD. 1507, Deutchn. 4708,
Deutschdem. 2734, USP. 913, LW. Volksp. 2964, Landbund 153,
Zentrum 14180, Wirtsch. Vergg. 2420.
Waldkirch. Sozialdem. 1199, KPD. 210, Deutschnatl. 330,
Deutschdem. 407, USP. 195, Lib. Volksp. 229, Landbund 772,
Zentrum 6380, Wirtsch. Vergg. 131.
4. Wahlkreis: Offenburg-Badea.
Sozialdemokraten 21740, Zentrum 73 538, KPD. ?,
Demokraten 9439, Wirtsch. Vergg. 1569, D. Volksp. 5074, D.R. ?
Wolsach. Sozialdem. 1730, KPD. 146, Deutschnatl. 623, Deutsch-
demokr. 824, USP. 152, Lib. Volksp. 349, Landbund 186, Zen-
trum 6534, Wirtsch. Vergg. —.
Breisach. Sozialdem. 888, KPD. 54, Deutschnatl. 204, Deutsch-
demokr. 446, USP. 4, Lib. Volksp. 275, Landbund 3153, Zen-
trum 3060, Wirtsch. Vergg. 1. .
Baden-Baden (Amtsbezirk). Sozialdem. 2206, KPD. 395,
Deutschnatl. 1039, Deutschdem. 2038, USP. 212, Lib. Volksp. 1097,
Landbund 418, Zentrum 7278, Wirtsch. Vergg. 25.
Offenburg (Amtsbezirk). Sozialdem. 3276, KPD. 745, Deutsch-
natl. 602, Deutschdem. 12 038, USP. 1086, Lib. Volksp. 465, Land-
bund 940, Zentrum 15 997, Wirtsch. Vergg. 484.
Bühl, Amtsbezirk. Sozialdem. 481, KPD. 55, Deutschnatl. 202,
Deutschdem. 384, USP. 101, Lib. Volksp. 161, Landbund 892,
Zentrum 9596, Wirtsch. Vergg. 90.
Äthern, Amtsbezirk. Sozialdem. 683, KPD. 95, Deutsch». 269,
Deutschdem. 475, USP. 186, Lib. Volksp. 166, Landbund 1062,
Zentrum 6338, Wirtsch. Vergg. 50.
Baden-Baden Stadt. Sozialdem. 1369, KPD. 308, Deutsch-
natl. 897, Deutschdem. 1847, USP. 193, Lib. Volksp. 1053, Landl
Lund 151, Zentrum 3612, Wirtsch. Vergg. 26.
8. Wahlkreis: Karlsrrrhe-PfsNzheiM. ..
Sozialdemokraten 57 512, Zentrum 45 07S, KPD. S394,
Demokraten 17167, Landbund 5057, USP. 6223, Deutschnatl. 30 65S,
Wirtsch. Vergg. 3013, D. Völks-. 14 876.
Karlsruhe Stadt. Sozialdem. IS 410, KPD. 3394, Deutschnatl.
8413, Deutschdem. 7346, USP. 3672, Lib. Volksp. 7007, Landbund 92,
Zentrum 12 764, Wirtsch. Vergg. 1678-
Karlsruhe Land. Sozialdem. 3401, KPD. 720, Deutschn. 2611,
Deutschdem. 1067, USP,, 424, Lib. Volksp. 436, Landbund 1419,
Zentrum 441.
Rastatt Stadt. Sozialdemokraten 1215, Kommunisten 343,
Deutschnationale 320, Deutsch-Demokraten 599, U.S.B. 115, Liberale
Volkspartei 565, Landbund 18, Zentrum 1852, Wirtsch. Vergg. 81.
Ettlingen Stadt. Sozialdem. 821, KPD. 76, Deutschnatl. 355,
Deutschdem. 281, USP. 315, Lib. Volksp. 167, Landbund — Zen-
trum 1531, Wirtsch. Vergg. 249.
6» Wahlkreis : MMmheim.
Vorläufiges Gesamtergebnis. Sozialdem. 46 218, KPD. 9446,
Deutschn. 10 709, Deutschdem. 10 991, USP. 9287, Lib. Volksp. 7834,
Landbund Zentrum 24 722, Wirtsch. Vergg. 3151.
Mannheim Stadt. Sozialdem. 34 660, KPD. 7166, Deutsch¬
natl. 7992, Deutschdem. 7198, USP. 6554, Lib. Volksp. 11683, Zen-
truM.1.4 564. Wirtsch, Beraa- 2369

Schwetzingen, Amtsbezirk. Sozialdem. 5270, KPD. 13Ä,
Deutschnatl. 971, Deutschdem. 1389, USP. 1003, Lib. Volksp. 2308,
Zentrum 5436, Wirtsch. Vergg. 199.
Weinheim Stadt. Sozialdem. 1632, KPD. 375, Deutschn. 1375,
Deutschdem. 4842, USP. 972, Lib. Volksp. 396, Zentrum 613,
Wirtsch. Vergg. 440.
7. Wahlkreis: Heidelberg-Mosbach.
Sozialdemokraten 27114, K.P.D. 4185, Deutschn. 12 448,
Deutschdem. 11998, USP. 4587, Lib. Volksp. 8539, Landb. 22985,
Zentrum 55966, Wirtsch. Vergg. 885.
Wiesloch Stadt. Sozialdem. 340, KPD. 101, Deutschnatl. 195,
Deutschdem. 50, USP. 270, LW. Volksp. 37, Landbund 327, Zen-
trum 462, Wirtsch. Vergg. 6.
Wiesloch Amtsbezirk. Sozialdem. 1517, KPD. 281, Deutsch-
uatl. 855, Deutschdem. 518, USP. 578, Lib. Volksp. 552, Land-
bund 1037, Zentrum 7095.
Ebervach Stadt. Sozialdem. 770, USP, 178, KBD. 47, Deutsch-
natl. 332, Lib. Volksp. 288, Landbund 20, Zentrum 511, Wirtsch.
Vergg. 8, Deutschdem. 433.
Everbach Amtsbezirk. Sozialdem. 1301, USP. 304, KPD. 79,
Deutschnatl. 678, Lib. Volksp. 632, Landbund 752, Zentrum 1667,
Wirtsch. Vergg. 8, Deutschdem. 693.
Mosbach Bezirk. Sozialdem. 2007, KPD. 298, Deutschn. 1081,
Deutschdem. 1110, USP. 234, Lib. Volksp. 315, Landbund 2708,
Zentrum 5990, Wirtsch. Vergg. —.
Mosbach Stadt. Sozialdem. 398, KPD. 49, Deutschnatl. 341,
Deutschdem. 401, USP. 29, Lib. Volksp. 64, Landbund 35, Zentrum
732, Wirtsch. Vergg. —.
Mosbach Amtsbezirk. Sozialdem. 2405, KPD. 347, Deutschn.
1422, Deutschdem. 1511, USP. 263, Lib. Volksp. 379, Landb. 2743,
Zentrum 6722, Wirtsch. Vergg. —.
Sinsheim, Amtsbezirk. Sozialdem. 1949, KPD. 229, Deutsch-
natl. 2358, Deutschdem. 1833, USP. 447, Lib. Volksp. 544, Land-
bund 2575, Zentrum 2960, Wirtsch. Vergg. 2.
Adelsheim. Sozialdem. 1064, KPD. 42, Deutschnatl. 672,
Deutschdem. 251, USP. 35, Lib. Volksp. 320, Landbund 1911,
Zentrum 1498, Wirtsch. Vergg. —.
Boxverg, Amtsbezirk. Sozialdem. 355, KPD. 51, Deutsch-
natl. 238, Deutschdem. 199, USP. 91, Liv. Volksp. 97, Landb. 266 tz
Zentrum 3363.

Politische Uebersicht
Wirth rmd Briand.
Wir lesen in der „Neuen Züricher Zeitung":
„Ein charakteristisches Zusammentreffen: zu gleicher Zeit, als
Dr. Wirth im deutschen Reichstag eine ansehnliche Mehrheit fü l
seine mutige Politik der Vernunft und der Erfüllung erhieb,
erstritt sich Briand in der französischen Kammer im harte:
Kampfe gegen die Rechtsparteien das gewünschte Zutrauensvotuni
Der innere Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen ist un
verkennbar. Wirth und Briand kämpfen in derselben Richtung
Leide versuchen, soweit es ihnen ihre innerpolitifche Stellung er
laubt, gestützt aus die demokratischen Linksparteien in Europa ein
Politik des apaissment anzubahnen. Mag man Bricmds Verhak
ten gegenüber Deutschland noch so ost als kurzsichtig, in der Frag,
der militärischen Sanktionen sogar als unvernünftig hart beurtei-
len — verglichen mit dem, was seine Gegner im französischen Par-
lament anstreSen, erscheint seine Politik als maßvoll und zurück-
haltend. Man denke sich Tardieu oder gar Poincare nlZ
Ministerpräsidenten! Die Gefahr stand unmittelbar vor der Tür,
als Tardieu eine in ihrer psychologischen Wirkung aus das nach
rechts orientierte Parlament gut berechnete Attacke gegen Briand
ritt. Der Schildhalter Clemenceaus erinnerte die Kammer an ihre
Geburtsstunde, an den Sieg des reaktionären bloc national im No-
vember 1919, da gemeinsame Front gegen alle Lirttsparte-.en ge-
macht wurde. Heute aber liebäugle Briand mit diesen und ver-
suche, die rechtsrepublikanische Kammermey-eheit in eine linksrepu-
blikanische umzudrehen. Noch unter Clemenceau seien,die Radika-
len in der Opposition gewesen, heute trete ein Herriot' für Briand
ein, was ihn, Tardieu, zur Opposition zwinge. Das rechtsrepu-
blikanische Programm, das Tardieu entwickelte, mag manchen De-
putierten wankend gemacht haben; denn als zuverlässig hat sich die
Kammer, die oft den entgegengesetzten Thesen Beifall spendet, noch
nie erwiesen. Mer es gelang Briand doch, dis Mehrheit zurückzu-
erobern, so daß er null einigermaßen ruhig nach'Washington fah-
ren kann.
Damit ist auch die Kontinuität seiner bisherigen Politik
Deutschland gegenüber gesichert, die unter Tardieu eins gefährliche
Verschärfung erlitten Hütte. Deshalb muß man es doppelt begrü-
ßen, datz auch in Berlin die Vernunft gesiegt hat. Kann sich Dr.
Wirth auch aus keine feste Koalition stützen, da die Demokraten ihm
nur halbe Mitarbeit zugesagt haben, so wird er, wie Briand in Pa-
ris, bei den Linksparteien Wohl aus einige Zeit Anhang genug fin-
den, um Deutschland aus der heutigen schwierigen Situation zu
ziehen. Möge ihm Briand das Amt nicht unnötig erschweren!"
Gleichzeitig schreibt das Züricher Blatt folgende für uns uc-
teressante Beachtungen zu der Berliner Regierungskrise:
„Der Parlamentarismus steckt in Deutschland noch in de«
Kinderschuhen. So oft der» Reims eins schwere Entscheidung naht,
die überlegte Entschlüsse .und feste Führung verlangen würde, st
verlieren Regierung und Parteien den Kopf und veranstalte« .eine
 
Annotationen