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Heidelberg, Mittwoch, 16. November 1Ä2L
Nr. 268 * 3. Jahrgang
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Tr.E. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
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Politische Ueberficht
Die gescheiterte Kreditaktion.
8.P. Berlin, 15. November.
Die große pomphaft angekündigte Kredithilfe der Industrie
für das Reich ist gescheitert, und dem Geschichtsschreiber bleibt eS
Vorbehalten, zu untersuchen, ob sie überhaupt jemals ernstlich ge-
meint gewesen ist. Der Augenschein spricht dafür, daß bei den
führenden Herren der Industrie ehrliche Absichten nicht vorhanden
gewesen sind. Wer ein Anerbieten an unerfüllbare Bedingungen
knüpft, kann nicht erwarten, daß man es aus der anderen Seite
für ernst gemeint hält. Die Privatisierung der Reichseisenbahnen
war aber eine unerfüllbare Forderung, das mußte sich jedes Kind
sagen. Vielleicht sind die Jndustrieherren von der saft einmütigen
mr, snnn-a dle diese Zumutung selbst bei den bürgerlichen Par-
teien findet, einigermaßen überrascht. Aber auch dann, wenn sie
au, et.,e gu-ungere Aufnahme bei den Bürgerlichen rechneten,
mußten sie sich doch sagen, daß die Eisenbahnen laut Reichsver-
fassnng dem Reich gehören und daß es zu einer Aenderung der
Verfassung einer Zweidrittelmehrheit im Reichstag bedarf. Aber
noch nicht genug damit: Wie die Reichsversassung, so verhindert
auch der Friedensvcrtrag von Versailles einen Uebergang der
Eisenbahnen aus öffentlicher in private Hand, denn die Ver-
äußerung oder Verpfändung darf nur mit Zustimmung der
Entente erfolgen. Vielleicht freilich erleben wir auch das noch, daß
sich die Entente unserer Eisenbahnen bemächtigt und sie auf ihre
Rechnung an Privatgesellschaften verpachtet. Aber das wäre nicht
die Lösung, die die bekanntlich hochpatriotische deutsche Industrie
gesucht hat. Oder am Ende doch?
Die Kreditaktion, die gescheitert ist, sollte nach immer noch zu
optimistischen Berechnungen ungefähr eine Milliarde Gold-
mark bringen. Damit wäre es dann möglich gewesen, die Aus-
landsverpflichtungen des Reiches in der ersten Hälfte des Jahres
1922 zu decken. Eine dauernde Hilfe wäre damit nicht geschaffen
Worden. Trotzdem wäre es natürlich unter den heutigen Umstän-
den wertvoll gewesen, wenn das Reich für eine Reihe von Mo-
naten der dringendsten Sorgen ledig geworden wäre. Niemand
in Deutschland und niemand wahrscheinlich in der ganzen Welt
glaubt ernstlich, daß der Finanzplan des Londoner Ultimatums zu
restloser Ausführung gelangen wird. Worum es sich handelt, ist
dies, erstens einmal der Welt den unzweideutigen Beweis zu
geben, daß Deutschland zur Erfüllung seiner Verpflichtungen die
alleräußersten Anstrengungen macht, und zweitens, zu verhindern,
daß die schließlich doch unvermeidliche Zahlungsunfähigkeit Deutsch-
lands zu dem Zeitpunkt erklärt werden mutz, der vielleicht den
schlimmsten Feinden Deutschlands der gelegenste ist. Darum ist
die Gewährung größerer Summen, die dem Reich die Heraus-
schiebung seiner Bankerotierklärung zu einem politisch verhältnis-
mäßig günstigen Zeitpunkt ermöglicht, ein Gewinn. Da die Kredit-
aktion gescheitert ist, wird das Reich in naher Zeit über solche
Summen nicht verfügen, und geht daher dieses Vorteils verlustig.
Es bleibt also nur noch das Eine übrig, durch angespannte
Leistungen der Gesetzgebung und der Verwaltung aus dem deut-
schen Volkseinkommen und Volksvermögen so viel herauszuholen,
wie überhaupt möglich ist. Wer glaubt, man könne diesen Versuch
unterlassen und ohne weiteres die Zahlungsunfähigkeit anmelden,
der täuscht sich. Keine Retchsregierung würde es unter solchen
Umständen erreichen, daß die Reparationskommifsion Deutschland
für einen willigen Schuldner erklären würde, der an der Grenze
seiner Leistungsfähigkeit angelangt sei und auf Stundung seiner
Zahlungen Anspruch habe. Vielmehr würde die Reparations-
kommission Deutschland für einen faulen Schuldner erklären, der
sich weigere, zu zahlen, und dann würden über Deutschland neue
Zwangsmaßnahmen verhängt werden, für deren Willkürlichkeit das
Dokument von Versailles keine Grenze kennt. Man kann sich dann
über solche Zwangsmaßnahmen sittlich entrüsten, man wird dazu
volles Recht haben, aber man wird damit weder ihren Eintritt
vermeiden, noch ihre Aufhebung herbeiführen. Mit sittlicher Ent-
rüstung allein macht man noch keine gute, dem Reich förderliche
Politik.
Es bleibt also tatsächlich gar nichts anderes übrig, als die
letzten und größten Anstrengungen zu machen, um die/Zahlnngs-
und Kreditfähigkeit des Reiches wenigstens für einige Zeit wieder-
herzustellen. Das ist aus politischen Gründen nötig, deren Gewicht
durch das unsinnige Verhalten des Reichsverbandes der Indu-
striellen nur noch vermehrt worden ist. Dieses Verhalten hat im
Ausland den Eindruck verstärkt, datz sich die besitzenden Klassen
Deutschlands den Reparationspslichten einfach entziehen wollen
und dabei aus die völkerrechtliche Unverletzlichkeit des Privateigen-
tums bauen. Einen solchen Schuldnerstreik wird sich die Entente
aber nicht gefallen lassen. Durch ihn oder durch den bloßen An-
schein, als ob er bestände, wird die öffentliche Meinung des Aus-
landes für neue über Deutschland zu verhängende Zwangsmaß-
nahmen nur günstiger gestimmt.
Die Frage mag zunächst unerörtert bleiben, ob sich die Entente
nicht schließlich über die Unverletzlichkeit des Privateigentums Hin-
wegsetzen kann, wie sie es während des Krieges schon getan hat,
und ob die deutschen Auslandsguthaben im Bereich der Entente
und in den neutralen Ländern im Fall einer neuen scharfen Repa-
rationskrise unbedingt sicher wären. Aber zweifellos wird die
Entente es nicht unterlassen, auf das deutsche Reich den stärksten
Druck auszuüben, damit es zur Erfüllung seiner Auslandsver-
pflichtungen auch in das Privateigentum seiner Angehörigen ein-
greift, wozu es staatsrechtlich berechtigt ist. Es liegt im Interesse
der deutschen Volkswirtschaft, solche Eingriffe zu vollziehen, solange
für die Art, in der sie zu vollziehen sind, immer noch eine gewisse
Freiheit besteht, rind nicht das, was zu geschehen hat, von der
Entente vorgeschrieben wird. Schon deshalb gibt es für das Reich
vuf die Ablehnung einer Kredithilse durch die Industrie keine an-
dere Antwort, als die Erfassung der Sachwerte.
Der Kampf um den Jndustriekredit.
Ablehnung durch das Rctchskavinett. — Die Gegenforderungen
der Gewerkschaften.
Berlin, 15. Rov. (Priv.-Tel.) DaS Retchskabinett
beschäftigte sich heute in längerer Sitzung mit den Reparations-
fragen im Zusammenhang mit der Kreditaktion der Industrie.
Man lehntedie von der Industrie gestellten Bedingungen voll-
ständig ab.
Die heutigen Verhandlungen bezogen sich außerdem daraus,
wie man die für die nächsten Reparationszahlungen notwendigen
fremden Devise« aufbringen will. Es wurde das gesamte
Rcparattonsproblem erörtert, die Ergebnisse der heutigen
Besprechungen wurden jedoch als streng vertraulich erklärt.
Berlin, 15. Nov. (Priv.-Tel.) Der Vorstand des Allge-
meinen deutschen Gewerkschaftsbundes und der A f a, die
bereits gegen die Beschlüsse des Reichsverbandes der deutschen
Industrie in der Frage der Kredithilse protestierten, haben heute
ihrerseits Forderungen ausgestellt, die deshalb sehr bemerkenswert
sind, weil sie die Notwendigkeit anerkennen, die Wirtschaftlichkeit
der Reichsbetrtebe einer Nachprüfung zu unterziehen.
Der Beschluß der Gewerkschaftler fordert beschleunigte Be-
schlußfassung über folgende gesetzgeberische Maßnahmen:
1. Beteiligung des Reiches an den Sachwerten
derart, datz die Aktiengesellschaften 25 Prozent ihres Aktienkapitals
auf das Reich übertragen.
2. Sozialisierung des Kohlenbergbaues zur
Erhöhung der Kreditfähigkeit des Reiches.
3. Neuordnung der Verkehrsunternehmungen
mit dem Ziele, sie in kürzester Frist wirtschaftlich zu gestalten.
Hier liegt die Antwort auf die Forderung des Reichsverbandes
der deutschen Industrie, die vielleicht die Grundlage zu weiteren
Verhandlungen bietet. Weitere Forderungen sind dann schärfste
Erfassung der Exportdevisen, Einfuhrbeschränkung, Erfassung der
Valutagewinne durch Erhöhung der Ausfuhrabgaben und u. a.
rasche Einziehung der bisherige.» Steuern, insSeftudere Le: Ein
kommensteuer. Die kleineren gewerblichen Unternehmungen und
die Landwirtschaft sollen durch eine Steuer in gleicher Höhe be-
lastet werden.
Der Kampf um die „Deutschen Werke".
Eine deutsche Note an die Botschaftcrkonferenz.
Berlin, 15. Nov. Das Auswärtige Amt bat ein Schreiben
an den Vorsitzenden der interalliierten Militärkontrollkommission
gerichtet. Zugleich ist die deutsche Botschaft in Paris beauftragt
worden, der Boischasterkonferenz eine Note gleichen Inhalts zu
übermitteln.
In diese mSchreiben wird einleitend eine Darstellung der Um-
stellung der gesamten Kriegsindustrie aus die Friedeusarbeit ge-
geben und nachgcwiesen, daß die bisherigen Bedingungen der Bot-
schafterkonferenz in dieser Hinsicht voll erfüllt wurden.
Das Fabrikationsprogramm ist der Entente niemals
vorenthalten worden, es stand dauernd unter ihrer Kontrolle.
Weiterhin wird gegen die Maßnahmen der Kontrollkommission, die
im Widerspruch zu den Beschlüssen der Botschasterkonserenz stehen,
hauptsächlich im Hinblick auf die Deutschen Werke protestiert.
Der Metnungswechsel der Kommission würde eine
Schließung der Betriebe und eine Brotlosmachung von zahl-
reichen Arbeiterexistenzen bedeuten. Es wird mit allem Nachdruck
daraus htngewiesen, Latz mit den neuerlichen Forderungen große
Unruhe in das gesamte Wirtschaftsleben gebracht
und seine Weiterentwicklung aufs Ernsteste gefährdet wird.
Die deutsche Regierung bittet die Kommission, sich in Ab-
änderung der erhobenen Forderungen damit einverstanden zu er-
klären, datz
1. tn Erfurt und Spandau die Fabrikation von Schutz-
Waffen und Munition für Jag und Sport weiter gestattet wird;
2. im Werk Wolfgang die Fertigung von Kollodium und
Nitrozellulose zur Herstellung von Filmwolle und Kunstseide ge-
stattet wird;
3. im Hüttenwerk Spandau der Ausbau des geplanten
Walzwerkes genehmigt wird;
4. die bezüglich der Werke Spandau und Erfurt getroffe-
nen Anordnungen auf Zerstörung dringend benötigter, zum Teil
für das Friedensprogramm neu beschaffter Maschinen nachgeprüft
und beschränkt werden, die Neubeschassung notwendiger Maschinen
nicht unterbunden und ein ausgleichender Transport von Werk
zu Werk nicht gesperrt wird;
5. die geforderte Beschränkung der Verfügungsberechtigung der
Deutschen Werke über die Rohmaterialien ausgehoben wird.
Pazifistische Massenkundgebung.
Nie wieder Krieg!
Berlin, 14. Nov. (Priv.-Tel.)
JnAmsterdam sind die Gewerkschafter des Internationalen
Gewerkschastsbundes als Vertreter der schassenden Proletarier der
ganzen Welt zusammengekommen, um über Maßnahmen zu be-
schließen, die geeignet sind, unsägliches Elend zu verhindern —,
in Washington aber vereinigten sich die Staatsmänner der
Entente, als Vertreter der Staaten, um über Abrüstungssragen zu
beraten. Deutschland aber nimmt lebhaftes Interesse an diesen
Vorgängen und darum hatte der Aktionsausschuß „Nie wieder
Krieg", der von einer Anzahl pazifistischer Organisationen ge-
bildet wird, im Verein mit der Berliner Gewerkschasts-
kommission am Sonntag im Zirkus Busch eine Friedenskund-
gebung veranstaltet, die von Tausenden besucht war, und bei der
namhafte Vertreter pazifistischer Organisationen zu Worte kamen.
Wilhelm Dieterle, Mitglied der Holländer-Bühnen, der zur
Einleitung Herbert Eulenbergs Gedicht „Zelte der Zukunft«
sprach, gab damit den Auftakt zu der eindrucksvollen Veranstaltung.
Armin Wegner widmete
den Toten im Weltkriege
eine tiefempfundene und mit lautem Beifall ausgenommene Ge-
dächtnisrede.
Für dieBerlinerGewerkschaftskommtssion sprach
Wilhelm Reimann, der daran erinnerte, daß der Krieg der ar-
beitenden Bevölkerung niemals Segen bringe, sondern nur die
Kassen der Kapitalisten fülle. Kapitalismus und Militarismus
sind Geschwister, und daher ist die Konferenz in Washington Nicht
viel mehr als eine schöne Geste. Aber hinter den Männern, die
in Amsterdam versammelt sind, stehen 25 Millionen organisierter
Proletarier. (Lebhafter Beifall.) Die Transportarbeiter der Welt
haben beschlossen, im Falle eines Krieges sofort in den General-
streik einzutretcn, ein Beschluß, der von den englischenTrans-
portarbeitern befolgt wurde, als Frankreich und England
gemeinsam gegen Sowjetrutzland vorgehen wollten, und der das
Unternehmen vereitelte. Die eiserne Internationale der
Metallarbeiter aber hat beschlossen, im Kriegsfälle
die Herstellung von Munition und Waffen zu verweigern.
Ueberall sind Zeichen der Besinnung zu bemerken. Redner erinnerte
an die Ovationen, die dem Genossen Sassenbach tn Belgien
dargebracht wurden. Amerikanische Gewerkschafter, die vor kurzem
in Deutschland weilten, haben mit großer Freude von unserem
Kampf für den Frieden der Welt Kenntnis genommen. Der inter-
nationale Gewerkschastsbund ist für uns die Macht, die das Wort
verwirklichen wird, das tn der Weihnachtszeit von Tausenden wie-
derholt wird: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohl-
gefallen." (Lebhafter Beifall.)
Dr. Hans Simons jun. kennzeichnete die Washingtoner Kon-
ferenz im Sinne des Vorredners und erklärte, datz sich im VSl-
kerbunL, so unvollkommen er auch sei, etneWeltregierung
entwickle, und datz die Arbeiter alles daransetzen müßten, in ihm
Einfluß und Macht zu erlangen, damit er ein wahrhaf-
tes Instrument des Friedens werde. (Beifall.)
Nachdem Hauvtmann Willy Meyerim Sinne der Abrüstung
gesprochen hatte, erhielt Genossin Antonie Psülf das Wort:
Ueberall tn der Welt, so führte sie aus, hat der Krieg Not und
Elend hinterlassen. Daher werden auch die Männer, die in Was-
hington Zusammenkommen, sich ernsthaft mit dem Gedanken
der Abrüstung beschäftigen müssen. Mit Dankbarkeit gedenken
wir jener Amerikaner, die, bevor der Krieg mit Amerika beendet
war, ein großes Licbeswerk für Deutschlands Kinder organisierten,
das ihnen den unauslöschlichen Dank der deutschen Mütter Ange-
bracht hat. Wir müssen die Schranken Niederreißen, die tn den
Kopsen der Menschen gegen den Friedenswillen errichtet sind. (Bei-
fall.) In dem Leid, das uns heute erfasst hat, müssen die
Frauen die starke Siegeszuversicht haben, daß einmal
das Gute siegen wird. Mögen die neuen Friedenskonserenzen
endlich der Anfang sein
eines neuen Zeitalters der Menschlichkeit.
(Lebhafter Beifall.)
Genosse PaulOe st reich führte aus, das; die Erziehung zum
Pazifismus schon bei der Jugend tn der Schule beginnen müsse,
und von diesem Standpunkte aus sei die Besetzung des Kultus-
ministeriums mit dem deutschvolksparteilichen Abgeordneten Dr.
Dölitz scharf zu verurteilen. Eine Entschließung, die er vor-
vorlegte, und die mit brausendem Beifall begrüßt lvurde, nennt
diese Besetzung des Kultusministeriums eine Versündigung
gegen den Geist der Reichsversassung und fordert alle Pazifisten
und Republikaner auf, mit allen tauglichen politischen Mitteln da-
für zu arbeiten, daß Dr. Bölitz durch einen Republikaner ersetzt
werde, der gewillt ist, die Artikel der Reichsvcrfassung auch in
Preußen durchzuführen.
Helmut v. Gerlach kennzeichnete den Waffenfund in Gör-
litz durch die Wachsamkeit der Gewerkschaften, die man dafür als
„unpatriotisch" bezeichnet hat. Er richtete an den Reichswehrmini-
ster (allgemeines Gelächter) die Frage, ob die schuldigen Offiziere,
Hauptmann v. Falkenhorst und Major Beck aus Breslau, be-
straft worden sind. Er geitzeNe das Leichengepränge bei der Bei-
setzung des ehemaligen bayerischen Königs, an dem, weil er Feld-
marschall der deutschen Armee war, die Reichswehr teilgenommen
hat Schließlich forderte er die Konfiszierung des Hohenzollern-
vermögens und Vie Verbannung der männlichen Hohenzollern und
Wittelsbacher aus Deutschland.
An Washington und Amsterdam
wurden Telegramms gesandt. In dem ersteren werden die Staats-
männer der Entente aufgesordert, ihre Beschlüsse trotz aller Wider-
stände auf die Kernfragen internationaler Abrüstung cinzussellen,
in dem anderen wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, datz es dem
Internationalen Gewerkschastsbunde geringen möge, „seinen Be-
schlüssen bei den Regierungen Respekt zu verschaffen".
Zum Schluß sprach Wilhelm Dteterle Berangers „Hei-
lige Allianz der Völke r".
AuslSRÄ.
Die Konferenz in Washington.
Auch französische Abrüstung?
Washington, 15. Nov. (Funkentelegr. des B.T.
Das bedeutsamste Ereignis des heutigen Tages war eine amt-
liche Bekanntmachung, dcrzufoltze der englische Hanptdele-
gierte Lord Balfour morgen in einer Rede auf der Konferenz
erklären wird, daß England dem amerikanischen AbrüstungSoor-
schlag grundsätzlich zustimmt und sich für seine Annahme anö-
zusprechen gedenkt.
Trotz des Sonntags nahm Staatssekretär Hughes gestern
Gelegenheit, mit Briand und einigen anderen hervorragenden