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Heidelberg, Donnerstag, 29. Dezember 1921
Nr. 304 * 3. Jahrgang
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Der Plan für Cannes.
8.P. Berlin, den 28. Dezember.
Obwohl die Verhandlungen in London mit der größten Ver-
traulichkeit geführt wurden, ist es so wie gewöhnlich gegangen,
daß über den Inhalt der geheimsten Verhandlungen dies und das
durchftckert, vis schließlich die ganze Presse von Nachrichten darüber
voll ist. Die einzige Garantie für die Geheimhaltung des wirklichen
Inhalts liegt dann in dem Umstand, daß er von besser und weniger
gut Wissenden ganz verschieden Wiedergegeben wird, so daß eine
ganze Galerie von Zerrbildern entsteht, unter denen man sich so-
dann nach Belieben das richtige heraussuchen mag.
Im gegenwärtigen Fall dürfte jedoch das, was der „Franks.
Zig." von ihrem Londoner Korrespondenten gerneldet wird, der
Wirklichkeit zum mindesten am nächsten kommen. Danach gibt es
zwischen Briand und Lloyd George ein formuliertes gemeinsames
Programm, das von ihnen vor dem Obersten Rat vertreten werden
soll Dieses Programm sieht vor, daß Deutschland im Jahre IM
statt 2 Milliarden Goldmark nur 50» Millionen, und zwar in
Nate» bis zum 15. April, bezahlen soll. In diese 500 Millionen
sind die Kosten für die Besetzung bereits mit eingerechnet. Bestehen
bleibt die 26prozentige Aussuhrabgabe und das Wiesbadener Ab-
kommen über den Aufbau der zerstörten Gebiete. Zur Deckung
dieser Forderungen sind Sachleistungen vorgesehen, für deren Wert-
berechnung neue gerechtere Grundsätze eingeführt werden sollen.
Es erhebt sich da sofort die Frage, wie man von Frankreich
nach seiner bisherigen Haltung ein Eingehen auf einen derartigen
Vorschlag erwarten kann. Daraus gibt die Pariser Zeitung
„L'Oeuvre", die gleichfalls ebenso wie die „Franks. Ztg." ihre J,l-
formationen von englischer Seite erhalten hat, die Antwort. Das
Pariser Blatt behauptet, daß England auf den Teil der ersten von
Deutschland gezahlten Milliarde, der ihm nach dem Abkommen
vorn 13. August zusteht, verzichtet. Diese Nachricht ist höchstwahr-
scheinlich richtig. „L'Oeuvre" geht aber noch wett darüber hinaus,
iirdem es behauptet, England werde,auf den ganzen Anteil an den
deutschen -Zahlungen, der ihm zusteht, das sind 22 Prozent, verzich-
ten, so daß sich die deutsche Gesamtschuld von 132 Milliarden auf
108 erniedrigen würde. Ferner wolle England Frankreich die Hälfte
der Kriegsschuld erraffen, entweder gegen die Abgabe deutscher
Bonds oder ohne jeden Gegenwert. England werde sodann von
Frankreich die Räumung der Rheinlands, die neutralisiert werden
sollen nud die Abrüstung zu Lande und zu Wasser einschließlich der
U Bootflotte verlangen.
Wenn diese Nachrichten in der Hauptsache stimmen, dann ist das
Geheimnis aufgeklärt, wieso von Frankreich die Zustimmung zu
einem Plane erwartet werden kann, der Deutschland bedeutend ent-
lastet. Frankreich soll nichts genommen werden, ebensowenig
Italien oder Belgien. Die Last des Verzichtes will England allein
tragen, das dadurch zwar aus der Bilanz seiner Staatsftnanzen
einige uneinbringliche Aktiven streicht, dafür aber aus seiner gefähr-
lichen Wirtschaftskrise herauszukommen und als Reformator der
gesamten europäischen Wirtschaftsverhältnlffe eine neue überragende
Stellung zu gewinnen hofft.
Wie man steht, handelt es sich um einen Plan von gigantischem
Ausmaß, das man noch nicht einmal ganz übersehen kann, da ja
die Regelung der deutschen Reparattonsschuld nur einen TM des
ganzen auch die russische Frage umfassenden Planes zur Wiederher-
stellung der Weltwirtschaft darstellt. Die Entscheidung soll nun sehr
bald in Cannes erfolgen.
Für das Gelingen ist die Zustimmung aller Beteiligten not-
wendig. Au ihnen gehört auch Deutschland, da ja die Diktate von
Versailles und London äußerlich doch die Form von Verträgen
tragen, die ohne Zustimmung der Beteiligten nicht abgeändert
werden können. Indes läßt sich Voraussehen, daß von Deutschland
keine entscheidenden Schwierigkeiten kommen werden. Allerdings
ist noch nicht bekannt, wie tief die Alliierten mit ihren Forderungen
bezüglich der Herstellung des Gleichgewichts im deutschen Reichs-
Hausbalt in die inneren deutschen Finanzlagen ciugretfen wolle».
Aber leider steht ja die Sache so, daß der bestehende Vertrag von
Versailles ihnen sowieso schon auf diesem Gebiet alle Rechte gib'
Bon Deutschland kann kaum etwas verlangt werden, was »richt
verlangt werden könnte, iMnn es ohne jede Stundung und ohne
jeden Nachlaß bei dem Londoner Finanzdiktat verbliebe. Etwaige
Härter» würde man in Deutschland vielleicht auch darum leichter
trogen rönnen, weil man sich sagen würde, mit den neuen Be-
schlüssen sei Wohl der Anfang zu einer neuen' jttr Deutschland er-
träglicheren Regelung gemacht, aber noch nicht das Ende erreicht.
Somit konzentriert sich das Hauptinteresse auf die Fragen, ob
Briand stark genug sein werde, den mit Lloyd George vereinbarten
Plan in der französischen Kammer durchzusetzen, oder ob nicht die
Opposition von rechts die Oberhand gewinnen würde, ferner ob sich
Belgien und Italien mit der» in London ausgearbettcten Vor-
schlägen einverstanden erklären würden. Darüber läßt sich heute
noch nichts Bestimmtes sagen. Die Möglichkeit von schwerer» Rück-
schlägen läßt sich nicht bestreiten. AVer selbst vorausgesetzt, daß
diese cintreten würden, so müßte inan doch annehmem daß sie bloß
vorübergehend sein würde,». Auf irgend einem Wege mutz die Welt
aus dem unmöglichen Zustand heraus, der durch ein undurchführ-
bares nur auf dein Papier stehendes Finanzdiktat der Sieger ge-
schaffen worden ist. Gewalt kann keine»» Ausweg schassen, das
kau» nur ruhige wirtschaftliche Ueberlegung. Darum darf »nan
vielleicht schon von den Verhandlungen in Cannes einen wichtigen
Schritt zur Reform der europäischen Wirtschaftsverhültnisse erwar-
ten. Sollte man dort vor ibn: noch zurttckschreüen, so wird die Ver-
nunft der harten wirtschaftlicher» Tatsachen dafür sorgen, daß er
nickt mehr lause hinausLkiLobm wird.
Heute Empfang des deutschen Vertreters bet
der Reparation-*kommission.
Paris, 28. Dez. Die ReparationSkommisston veröffentlicht
folgende Rote: Da die deutsche Regierung dte Reparationskommis-
ston gebeten hat, einen Vertreter zu empfangen und ihm
gewtffe Aufklärungen zu geben, die ste für notwendig hält, um den
Bries der Kommission vom 16. Dezember beantworten zu können,
hat die Kommission beschlossen, diesen Vertreter Deutschlands am
SS. Dezember nachmittags zu empfangen.
Der Berliner Berichterstatter des „Journal" bemerkt hierzu, der
deutsche Delegierte werde den Verbündeten ein Memorandum
überreichen, das in längere»» Ausführungen die von der Kommission
gewünschte»» Einzelheiten über die neuen Steuerpläne der Regie-
rung und deren voraussichtliches Erträgnis enthält und wird außer-
dem Vorschläge über dte Art vorlegen, wie Deutschland seine Ver-
pflichtungen am 15. Januar und 15. Februar zu erfüllen gedenkt.
Die deutsche Regierung habe den Weg der direkte» und mündliche«
Verhandlungen gewählt, um eine schriftliche Antwort zu vermeiden,
die möglicherweise die Verbündeten nicht befriedige»» könnte.
Auch Rathenau in Paris.
Berlin, 28. Dez. Wie dte Telunion erfährt, ist Dr. R a 1H r -
nau im Laufe des Nachmittags nach Parts abgereist.
Wie die „Frkf. Ztg." von ihrem Berliner Bureau erfährt,
hängt Rathenaus Reise mit den heute beginnenden Verhandlungen
über dte Reparationssrage zusammen. Der Berliner Korrespondent
glaubt zu wissen, datz Rathenau seine Reise aus Grund einer Aus-
fordernng maßgebender Pariser Stellen angetreten
hat. Gleichzeitig ist Professor Haguentn, der Pariser Ver-
treter des Berliner Garantiekomitres, nach Parts berufen worden.
Das Produktionsprogramm der deutschen
Landrrnrrschaft.
Berlin, 28. Dez. Das gefchästssührende Vorstandsmitglied
des Reichsausschufles der deutschen Landwirtschaft, Exzellenz von
Brau«, Vorsitzender des Reichswirtschaftsrates, empfing heute
den Vertreter der Telunion und »nachte ihm über das Produktions-
programm der Landwirtschaft nachfolgende Ausführungen: Die zu-
nächst zu ergreifenden Maßnahme« gehe» i« der Richtung von Ver-
handlungen mit der Reichsreglerung über die Ausdehnung der
Selvstver w a ltungsvefugnstsfe und Bildung einer Kre-
ditgemeinfchaft. Die landwirtschaftlichen Selbstverwaltungs-
körper werden sodann für ihre Bezirke in möglichst weitgehender
Dezentralisation, wte ste bereits jetzt in einzelnen Landesteilen i«
Angriff genommen worden ist, die rationelle Düngerverwertung,
Saatgutbeschaffung. Schädlingsbekämpfung und eine Reihe weite-
rer wichtiger Maßnahmen einleiten. Im übrigen schweben Ver-
handlungen über dte
Bervtlltgnng und Erleichterung der
Nahrungsmiltelversorgung.
Aus dem Gang der bisherigen Verhandlungen und den private«
Besprechungen mit den Vertreter« der Berufsstände und der Regie-
rung Haven wir den Eindruck gewonnen datz heute wenigstens in
der Theorie vollständiges Verständnis für die Bedeutung des Hilfs-
werkes besteht Die heutige wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft
ist infolge der Abnützung ihrer Betriebsmittel und der Aussaugung
des Bodens lediglich eine Scheinblüte. Allein für 2« Milliarden
müssen wir mehr als bisher an Düngemittel» in den Boden hinein-
stecke« . Die deutsche Landwirtschaft mutz mit allem Nachdruck die
Forderung auf eine rein fachliche wirtschaftspolitisch geführte Dis-
kussion der Berufsstände unter sich und auf die Unterstützung durch
die Retchsregierung erheben.
Berlin, 28. Dez. Der Reichsausschuß der deutschen Land-
wirtschaft hat durch seinen Vorsitzenden Exzellenz v. Braun an
de,» Reichsverband der Industrie im Zusammenhang mit der von
der Landwirtschaft geplanten Hilfsaktion ein Schreiben gerichtet, in
dem es heißt:
Der Beschluß, den der Reichsausschuß der deutschen Landwirt-
schaft in seiner von allen landwirtschaftlichen Körperschaften und
aus allen Teilen deS Reiches beschickten Vollversammlung an» 15.
d. M. über die Durchführung einer umfassenden Hilfsaktion zur
Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion einstimmig ge-
faßt hat, bedarf nicht nur der Schaffung der besonderen Voraus-
setzungen, die von der Regierung gefordert werden, sonder»» auch
der Mitarbeit der anderen Berufsstände, vor allen» der Industrie
und der Arbeiterschaft.
Indem wir dem Reichsverband der deutschen Industrie den
Beschluß ergebenst überreichen, erbitten wir diese Unterstützung be-
sonders t»n Hinblick daraus, daß unsere Pläne nur durchführbar
sind, wenn die Industrie durch eine großzügige Vermehrung der
Produktionsmittel der Landwirtschaft, insbesondere an Dünger,
Kohlen, landwirtschaftliche», Maschinen, Textilwaren und einer gro-
ßen Zahl anderer industrieller Erzeugnisse ihre Anstrengungen mir
uns vereinigt und dadurch gleichzeitig die Stärkung des inländischen
Marktes herveisührt.
Ein ähnliches Schreiben geht, wie die Telegraphen-Union er^
fährt, auch ar» den Reichsverband des deutschen Handwerks in
diesen Tagen ab.
Deutschland und Frankreich.
In der Weihnachtsnummer der „Frankfurter Zeitung" ver-
öffentlicht Andre Rtpert, einer der Delegierte»» des französi-
schen Techniker-Syndikats, dte in Frankfurt »nit den Vertretern
deutscher Gewerkschaften und Techniker-Organisationen über dte
praktischen Fragen des Wiederausbaues der zerstörten Gebiete
Nordfrankreichs verbandelt haben, einen Artikel, der mit warmen
und überzeugten Worten für einen wirklichen deutsch-französischen
Frieden, für eine wahre französisch-deutsche Versöhnung eintritt.
Ripert betont, daß ohne die Mitarbeit der deutschen Nation, dte
aus dem Völkerbunde ausgeschlossen und von der Welt getrennt
sei, dte große menschliche Familie weder Leben, noch Gesundheit
und Frieden wiederfinden könne. Dte enge Solidarität zwischen
allen Völkern, ihre tiefe gegenseitige Wtrtschaftsabhängigkeit seien
der wahre Grund der ungeahnten Schwierigkeiten, denen Europa
beim Aufbau seines industriellen Lebens begegne. Aber sie seien
auch die Quelle einer ungeheuren Hoffnung für jene, die bereits
wissen, „datz das persönliche Heil der Nationen ein Irrtum ist
und eine Blasphemie".
„Betrachtet dte Experten, lest ihre sich so widersprechende»
Voraussagungen, die eine Stunde später dementiert werden, so
seht ihr, wie die ökonomische Einstellung der Menschen bis jetzt
nichts davon hat wissen wollen, datz unsere nationalen und ethno-
graphischen Einteilungen nur künstlich und vorübergehend sind.
Die Menschheit rückt mit einem schweren aber unbeirrbarer»
Schritt über das Netz unserer erbärmliche»» Grenze»» auf ihr Ziel
los. Eine Einbildung ist der Reichtum der reichsten und mächtig
sten unter den Nationen. Eine Einbildung, das Konkurrenz-Volk
zerstören zu können. Euch selbst ruiniert und schwächt ihr, und
bald werdet ihr gezwungen fein, jenen zu helfen, dte ihr zu
Boden schlagen wolltet. Dünkel des Krieges und des Ideals der
Macht.
Ihr, streut euch »licht über euren blühenden Handel, den Auf-
schwung eurer Industrie, eure wachsende Ausfuhr. Ihr anderen
beglückwünscht euch nicht zu eurem so günstig gewordenen Kurs.
Es hat keine,» Sinn, Deutschland für einige Pfund Sterling zu
kaufen, wenn in England die Arbeitslosigkeit immer noch wächst.
Es ist unnötig zu arbeiten, wenn »nan Krieg führe» muß, um zu
verkaufen. Unsere kindlichen Berechnungen fallen zusammen,
wenn sie das Gesetz verkennen, durch das die Solidarität der Welt
täglich wächst."
Um diese Solidarität zu verwirklichen, müsse der Finger in die
Wunde — die große Wunde der Welt — gelegt werden: dte Riva-
lität zwischen Frankreich »ind Deutschland. „Der Rest ist ohne
Belang." „Um zu handeln, mutz bewirkt werden, daß dte beiden
Völker sich rennenlernen wollen. Millionen von Deutscher» sind
schon für de,» Gedanken einer notwendigen, einer unvermeidlichen
Annäherung gewonnen. Ich kann versichern, datz in Frankreich
andere, täglich zahlreichere Menschen zur Idee einer Verständigung,
einer Beruhigung, einer wirkliche« Versöhnung kommen, ohne dte
das nationale Leven in Frankreich seinen normalen Verlauf nicht
wieder aufnehmen kann."
Der Artikel hebt danr» zum Schluß dte besondere Notwendigkeit
gemeinsame» deutsch-französischer Arbeit für den Wiederaufbau der
krtegszerstörten Gebiete hervor: „In der Tat muß in dem europäi-
schen Chaos das Chaos der zerstörter» Gebiete zuerst ansgelöscht
Werden. Deutsche Arbeit, dort aufgewendet mit den» guten Wille»»
und dem Verständnis, die in Frankfurt die deutschen Delegierter»
der Arbeiter-Organisationen uns bezeigt haben, wird nicht ver-
fehlen, durch ihre Auswirkung andere Wunden zu heilen als die
der französischen Provinzen. Die Organisationen der Arbeiter und
Techniker wollen ein Beispiel dessen aufstellen, was die Vereinigung
der zu einem gemeinsamen Ziele aufrichtig angewandten beiden
Kulturen ergeben kann. Keine in Deutschland geschaffene Arbeit
kann für Deutschland und dte ganze Welt ein glücklicheres Ergebnis
haben als der Wiederaufbau des kleinsten Dorfes durch die Zu-
sammenarbeit der beiden Völker aus dem Felde, wo wir uns gestern
noch gegenseitig getötet haben."
Ausland.
Dr. Benesch über die Innen- und Außenpolitik der Tschechoslowakei.
Prag, 28. Dez. (Priv.-Tel. der „Voss. Ztg.") In der Weth-
nachtsnummer des „Czas" bespricht Ministerpräsident und Außen-
minister Dr. Benesch die Ziele der tschechoslowakischen Innen- und
Außenpolitik. Er sagt u. a.: „Unsere Außenpolitik muß sich in fol-
gender Grundrichtung bewegen: Die Kleine Entente und damit
ganz Mitteleuropa muß auch wirtschaftlich ausgebaut werden, nach-
dem ste politisch bereits gesichert sind. Dieses derart äusgebaute
Mitteleuropa wird eine feste und sichere Position gegen-
über allen politischen und wirtschaftlichen Ereignissen sein, die sich
in Deutschland «nd Rußland abspielen. Deshalb muß unser ganzes
Augenmerk ans folgende zwei Ziele konzentriert sein:
1. auf den Ausbau Zentraleurovas in wirtschaftlicher Bei-
ziehung in der Weise, datz unsere Selbständigkeit
und S ouv erän ität in keiner Weife berührt werden, und
datz »vir im Ginne unserer Konstruktionspolitik mit allen
jene» zusammenarbeiten können, mit denen uns unsere
wirtschaftlichen Interessen verbinden.
2. auf die Sicherung vor den möglichen wirtschaftlichen Kala-
mitäten, die die Ereignisse in Deutschland und Rußland uns
in den Weg legen könnten."
Zur Innenpolitik übergehend schreibt Dr. Benesch: „Wir
müsse», offen sagen, daß unsere Innenpolitik sich bisher bewußt und
planmäßig konstruktiv gezeigt Hal. Die erste Bedingung für eitt-
tonstnMive Innenpolitik ist, eins definitive Wirtschafts-'