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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0027

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20 ' ,

nicht so leicht um, wie Fig. 32, 45 und 78, welche Eigenschaft in vielen Fällen in Betracht gezogen ?n
werden verdient.

Zwischen diesen Vortheilen und Nachtheilen, welche die konische Form Fig. 32 und 35 für Trinkgc-
fässe besitzt, steht die des Cylinders Fig. 3i. Sie hat jedoch weniger Ansprüche auf Schönheit zu ma-
chen, weil die beiden anderen Formen schon auf eine durch Kunst zu verbessernde Uebereinstimmung
der Form mit dem Zweck hindeuten.

Einen weitern Schritt zur Schönheit in analoger Beziehung auf die UebereinStimmung des Zwecks
eines Trinkglases mit seiner Form, zeigen die Trinkgeschirre von Fig. 34, 35 und 36, indem sie, neben
einer reichhaltigen Höhenform, alle die Vorzüge der vorhergehenden drei Gefässe (beim Empfangen, Er-
halten und Abgeben des Getränks) nicht nur einzeln an sich tragen, sondern auch durch ihre Höhenfor-
men zugleich der innern und äussern Zerstörung gewölbartig widerstehen, was die geraden Höhenlinien
bei den vorigen Gefässen nicht vermochten.

Diese Formen lassen sich ingleichen wieder von allen den zuvor angegebenen Materien fertigen, allein
Holz ist nicht mehr ganz dazu geschickt, da diese Formen den Fibern des Holzes zuwider gehen und
somit selbst der Reinheit der Form widerstreben. Die Fig. 3j, 38, 3g, 40 und 4i geben die Formen
Von kleinen Wein- oder Liqueurgläsern, welche von allen Trinkgefassen, wegen ihrer mannichfaltigen voll-
kommenen Formen, die der Zweck derselben zum Theil erfordert, die meiste Schönheit unter den Trink-
gläsern haben.

Nach dem Erforderniss ihres Gebrauchs muss

1. die Grösse nach der Art und Natur des Getränks bemessen werden, und daneben dürfen diesel-
ben keinen Ueberfluss von Materie haben;

2. müssen sie zum Anfassen und Niedersetzen bequem seyn, und

3. eine darbietende oder behaltende Gestalt haben, je nachdem das geistige Getränk in dem Gefäss
solches erfordert.

So hat z. B. Fig. 37, 3g und 4o die darreichende Form des sogenannten Römers oder Rheinwein-
glases, Fig. 4l a^er die behaltende oder conservirende Form für das Getränk. Fig. 38 ist als darreichende
oder conservirende Form gleichviel geschickt.

Wenn man hier bei diesen fünf verschiedenen Formen die hogarthischen Wellen- oder Schönheits-
linien mit den übrigen von ihm angegebenen Verhältnissen des Schönen anwenden will, so Hesse sich da-
her ebenfalls die Schönheit dieser Gefässe nachweisen, allein da wir annehmen, dass Schönheit und Voll-
 
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