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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0144

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EINLEITUNG

In dem vorhergehenden Hefte dieses Theils wird von den Säulenordnungen in so weit gehandelt, als dem
Baumeister die Kenntniss derselben für den praktischen Gebrauch erforderlich ist 5 aus denselben ist zu
erkennen , dass wohl keine Bauart mehr Maasgebendes für das starke und elegante, so wie für das einfach
erhabene und reichhaltig geschmükte Bauen als Grenze mit der Zwischenstufe der jonischen Ordnung in
systematischer Vorschrift in sich lasst, es wird daher dem Architekt ein Leichtes, nach diesen Normen seine
Gebäude charakteristisch nach Erforderniss und Zweck auszuführen.

Als Fortsetzung dieser Lehre folgt nun hier die Anwendung der Säulen, nebst den von ihnen etwa abzuneh-
menden Gesetzen und Theilen für die Proportionirung ganzer Gebäude mit ihren einzelnen Theilen, in so fern
sie sich nach besondern Vorschriften gestalten und angeben lassen. Da in diesem vierten Hefte die Betrachtung
über die Theorie der architektonischen Formen, so viel es hier der Zweck erfordert, weiter ausgeführt und ver-
folgt wird, so könnte zwar von hier aus, der Uebergang zur technischen Lehre der Stein-und Holzconstruktion
folgen, allein da ich die bei einem Bau vorkommenden technischen Leinen der Maurer, Steinhauer , Zim-
merleute, Schreiner etc. in besonderen, einzeln auf einander folgenden Heften anzuordnen suchte, so glaubte
ich diese theoretische Formenlehre bis auf die Ausführung ganzer Bauwerke fortsetzen zu müssen, indem die
Vorbereitung zu denselben in dem vorhergehenden und in diesem Hefte alle theüweise in so weit die archi-
tektonischen Formen nur allein an und f ür sich , ohne die physische Beschaffenheit der Materien und ohne
eine besondere Anweisung für die Anwendung der architektonischen Theile auf Klima , Sitten etc. in Be-
tracht kommen. Die gehörige Anwendung der hier angegebenen Lehren über die architektonischen Gesetze
und die Verhältnisse der Theile etc. hängt aber von dem Talent und der Geschiclichkeit des Baukünstlers
ab, weil ein vollkommenes Bauwesen strenge Bücksicht auf örtliche Individualitäten, Klima, Localität etc.,
besondere Anordnungen für Solidität, Bequemlichkeit und Schönheit erfordert, und sich diese nicht immer
speciell, sondern nur im Allgemeinen angeben lassen. Für das Studium und die Kenntniss dieser wissenschaft-
lichen Erörterungen habe ich übrigens im Allgemeinen das wesentlichste in diesem, und in dem folgenden
Hefte vollends berührt, und glaube somit nichts unbeachtet gelassen zu haben , was dem jungen Baukünst-
ler zur Anwendung der hier, aulgestellten Normen und seinem Studium der höhern Baukunst dient.
 
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