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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0026

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Zweites rapitel.
ÜBER DEN FORMENRAUM

BESONDERS

VON UNSEREN TRINKGEFÄSSEN.

Tab. I. Fig. 3i, 32 und 33 sind die Förmen von drei gewöhnlichen Wasser-, Bier- oder Weingläsern,
deren Grösse nach der Quantität und Qualität (was ohngefähr ein Mensch auf einmal austrinken kann) zu
bestimmen ist. Diese Formen können sehr schicklich von Leder, gedrehtem Holze, Metall, Stein, Glas,
oder gebrannter Erde seyn, weil die Form der Eigenschaft des Holzes nur wenig und den übrigen Maie-
rien gar nicht zuwider ist. In Hinsicht der Dauer hält die Materie durch ihre runde Grundform den
innern Druck des Getränks nach aussen reiftörmig zusammen, und der Zerstörung durch äussere Einwirkung
steht dieselbe ebenfalls gewölbarlig entgegen, welche Eigenschaften eine viereckigte Form nicht haben würde.

Denken wir uns jedoch diese Gefässe nicht von Holz aus Einem Stück gedreht, und den Boden
besonders, wie bei einem Fass eingesetzt, so wird uns die Form bei der unbedeutenden Grösse schon
etwas anstössig sein, und wir würden sie vielleicht lieber viereckig und grösser, etwa wie Fig. 78, 80
und 83 zusammen gesetzt wünschen.

In Betracht der Höhenform, ist die von Fig. 3 a bequemer zum Anfassen und Austrinken, als die
von Fig. 33, weil solche wegen ihrer umgekehrten Kegelform in der Hand nicht so leicht, wie die andere,
ausgleitet und dabei dem Mund die Flüssigkeit leichter abgibt, da hingegen Fig. 33 dieselbe mehr in
sich zu behalten sucht, was zwar bei kleinen Gefässen mit geistigen Getränken, so wie bei einigen grös-
sern Flüssigkeitsbehältern, wie z. B. bei Bierstützen, Wassereimern Fig. 77 und 80 erbeblich ist, da hier
die Flüssigkeit beim Ausgiessen nicht gegen das Gesicht läuft und der Geist auch nicht so leicht daraus,
wie aus der andern, entfliehen kann. Zudem hat auch Fig. 33 einen soliden Stand, und diese Form fäl!t>
 
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