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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0147

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NEUNTES KAPITEL.

HEBER

DIE SiEUL EN WEITEN (Intercolumnia)

SO WIE AUCH UEBER DIE HALBSiEULEN UND PILASTER NACH ART DER ALTEN, MIT

ERLÄUTERUNG DES VITRUV.

M. Vitruvius gibt die Stellungen der Säulen nach ihren Entfernungen auf folgende fünf verschiedene
Weiten an , siehe Tab. XXXI Fig. 10 die Säulen - Distanzen.

a) 1 V2 Säulenweite [pyknostylos);

b) 2 Säulenweiten isistylos) ;

c) 2 Y4 Säulenweite (eustylos) ;

d) 3 Säulenweiten {diastylos) ;

e) ^ 1A > 4 u- s- w. Säulen weiten [aräostylos).

Fig. 11 zeigt die verschiedenen Stellungen der Säulen nach Vüruvs Angabe im Aufrisse an, allein an
den alt-dorischen Tempeln in Pästum, dem Minerva-Tempel in Athen u. a. m. zeigt sich, dass , in so fern
der Raum der Säulendicke schon zu einem bequemen Durchgang eines Menschen dienen konnte, die Grie-
chen manchmal nur die Weite eines Säulen - Diameters nahmen. Wenn man sofort das Maximum nach
diesem eben angegebenen Minimum für die Zwischenweite der Säulen als Norm aufstellen will, so möch-
ten hiezu wohl die kleinsten und dünnsten Säulen anzunehmen seyn, weil selbst das Maximum der Säulen-
weite zu der Dicke derselben , durch welche auch die Stärke und Höhe des Architravs bestimmt wird , in
einem angemessenen Verhäkniss zu einander seyn muss, damit der Architrav, welcher von einer Säule
bis zur andern frei über die Säulen zu liegen kommt, nicht der Gefahr zu brechen ausgesetzt werde. Da
nun die Alten im äussersten Fall die Säulen halb so weit aus einander stellten, als sie hoch sind, so Hesse
sich etwa, wenn man die kleinsten Säulen zu 12 oder 10 Schuh hoch annimmt, das Maximum auf 5 Säulen-
durchmesser bestimmen, was dann auch in den meisten Fällen als zweckmässig erscheinen mag. Bei Pilastern
oder Halbsäulen , welche wie z. B. an dem Colossaeum, oder an dem Theater Marcellus in Rom , vor
einem Mauerwerk stehen, findet man jedoch die Säulen um etwas weiter aus einander geruckt, indem sich
da die Höhe der Säule zu ihren Zwischenweiten , wie die Diagonallinie eines Quadrats, von zwei Säulen-
weiten zu dieser Weite verhält, siehe Tab. XXXIII Fig. 3, b c d e.
 
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