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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0066

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VIERTES KAPITEL.

ÜBER

DIE GRÖSSE UND VERHALTNISSE DER ARCHITEKTONISCHEN GLIEDER

ZU EINANDER,

XJeber die Verhältnisse der architektonischen Glieder ist im Allgemeinen zu bemerken, dass die Bau-
meister des Mittelalters, die an den Säulenordnungen vorkommenden Glieder unter sich nach einem beson-
dern Maasstab anzuordnen suchten, indem sie den Radius (Halbmessel) der untern Säulendicke als Norm
annahmen, und solchen sodann in 24 — 3o Theile theilten. Obgleich dieses Maas zur Bestimmung der
Saulenglieder sehr bequem ist, so gibt solches doch nur die Bestimmung des Verhältnisses im Allgemeinen;
bei der Anwendung aber, wo sich der Baumeister nach einer gegebenen Grösse zu richten hat, mnss er
sich, so bei den Säulen, wie beim ganzen Bau, des üblichen Landmaases bedienen, damit keine Immgen
entstehen. Zudem soll auch der Baumeister die kleinen Säulen nicht durch alle Theile wie die grössten
formen, sondern diese wie jene nach ihren Erfordernissen zweckmässig gestalten. Denn die grossen Säu-
len eines majestätischen Tempels fordern ein anderes Verhältniss, als die Säulchen eines Gartenhauses etc.
etc. Dass die Proportion der Säule sich ausserdem nach ihrem Zwecke und nach dem Material, woraus
sie geformt wird, richten müsse, ist schon im ersten Heft dieses Theils §§. 29, 3i angegeben, und es
ist hier nur noch in Erwägung zu ziehen, dass bei einer doppelt so grossen Säule das gleiche Material
nicht auch um das Doppelte stärker in seiner Haltbarkeit sey, und desshalb eine solche geometrische Pro-
gression für architektonische Gegenstände nicht statt haben kiinne.

Der praktische Baumeister thut darum besser, den gewöhnlichen Maasstab, welcher auch seinen Ar-
beitern am besten bekannt ist, bei der Ausführung beizubehalten. Da sich überdies die Verhältnisse der
Glieder, wie schon in dem ersten Heft dieses Theiles ausführlicher bemerkt worden, immer untereinander
auflösen lassen, wenn die Theile klein genug angenommen werden, so dürfen die kleinen Glieder nur als
Theile der grössern und diese wieder als Theile des Ganzen betrachtet werden.

Nach solchen unter sich bestehenden Verhältnissen, wo, wie z. B. an dem Piedestal Fig. 4X) der
Fuss 3 = 9, die Würlellläche 4=12, und der Deckel 2=6 Theile von dem Plättchen 1 und m
III. Th. 2. Heft. J
 
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