Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0158

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
/

VIERZEHNTES KAPITEL.

DEBER

DIE VERHÄLTNISSE UND ZUSAMMENSETZUNG

DER THORE, TEUEREN - UND FENSTER-EINFASSUNGEN, KÄMPFER, SCHLUSSSTEINE etc.

Thore , Thüren , Fenster etc. bilden Oefihungen im Mauerwerke oder überhaupt in Wandungen , und
können nach einer der vorher gezeigten Proportionen von Fig. 1 bis i5Tab. XXXVI, nachdem es die Har-
monie des Ganzen und die übrigen Umstände des Zwecks erheischen, gestaltet seyn. Wenn Mauerwerke ,
in welche dergleichen Oefihungen angelegt werden müssen, nicht von so grossen Quadersteinen construirt
werden können, dass sich die Oeffnung von selbst in ihrer Form erhält, so sind sie mit besondern Ein-
fassungen zu umgeben , deren in das Auge fallende Stärke mit der Oeffnung wieder in einem angemessenen
Verhältniss seyn muss. Sind darum die ordinären Steine des Mauerwerks so beschaffen, dass sie die Oeffnung
von einer viereckigen Thüre oder einem Fenster in ihrer horizontalen und perpendikularen Richtung nicht
ganz solid begrenzen oder einfassen können , so lege man , wie Tab. XXXVI Fig. 17 zeigt, unten einen
grössern behauenen Stein als Bank a, und stelle, auf den beiden Seiten, auf die verlangte Weite der Thüre
oder des Fensters, die beiden Steine b. b. als Gewände und lege auf dieselben den Stein c als Sturz, so ist
die Oeffnung auf eine natürliche Art mit grossen Steinen construirt. Die gehörige proportionirte Stärke erhal-
ten diese Steine, wenn man Gewände und Sturz, wie in den Säulenordnungen die Architrave, proportionirt.
Um hiezu das gehörige Verhältniss zu erhalten , theile man die Höhe des Fensters (dessen Oeffnung nach
einer der oben angegebenen Proportionen in Breite und Höhe gestaltet seyn kann) in 5 — 7 , in 7 — 9
oder 9 — ii gleiche Theile , je nachdem das Haus diesen oder jenen Charakter von einer der drei Säulen-
ordnungen haben soll, und gebe sodann dieser Einfassung ungefähr die gleiche Profilirungvon dem Archi-
trav der Ordnung des Gebäudes.

Vitruv IV. Buch VI. Cap. schreibt den Thüren in den Tempeln der dorischen , jonischen und attischen
(corinthischen) Ordnung besondere Grössenverhältnisse zu, und nachdem er die Höhe des Tempels von
dem Fussboden bis zur Decke in vier halbe Theile getheilt , und davon zwei der Thürhöhe gegeben, und
solche wieder in zwölf Theile getheilt , und davon 5% der untern Breite der Thüre gibt , wobei dann die
obere Breite der Thüre um % % % der Einfassung schmaler wird, je nachdem die Thüre 16, 20 — 25 Fuss
hoch wird , nimmt er % der untern Thürenweite für die Thüreneinfassung , als Gewähd und Sturz an.

III. i.' Heft. , 5
 
Annotationen