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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0068

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FÜNFTES KAPITEL.

ÜBER

DIE VERZIERUNGEN IN DEN BILDENDEN KÜNSTEN ÜBERHAUPT.

§. Ii Verzierungen heissen alle diejenigen Kunstgegenstände, welche nicht unmittelbar als Bedingung
zur Form des Gegenstandes gehören, sondern nur als zufällige Schönheit an derselben erscheinen.

§. a. Da Verzierungen keine wesentlichen Gegenstände sind, so können sie nicht für sich allein be-
stehen, sondern sie müssen immer als Attribut eines Gegenstandes betrachtet werden.

3. Alle Formen sind verzierungsfähig; indessen werden Verzierungen architektonischer Glieder
Von Verzierungen auf Flächen unterschieden, weil die Gestalt des Gliedes ihnen noch ein besonderes An-
sehen gibt. Man nennt sie desswegen auch Ornamente der architektonischen Glieder, da hingegen die an-
dern blos Verzierungen (Decorationen) genannt werden.

§. 4« Beide Arten von Verzierungen können jedoch scheinbar oder auch wirklich körperlich, vertieft
oder erhaben vorgestellt werden; im ersten Fall sind sie gemahlt, und im zweiten und dritten Fall plastisch.*)
§. 5. Im Wesentlichen gibt es drei Klassen von Verzierungen. Sie stammen
j) aus dem Pflanzenreiche,
2) aus dem Thierreiche, oder

5) das Leblose vereinigt sich mit dem Lebenden, das Phantastische mit den Naturerzeugnissen, wie
in den Arabesken und Grotesken.
§. 6. Ausser diesen meist der Natur entlehnten drei Verzierungsarten bildet sich der Baumeister auch
eigene, und zwar

1) durch Säulen, Pilaster, Gesimse, etc. etc,

2) durch eine für das Auge angenehme und künstliche Materialien-Construktion, und

3) durch das Spiel einer künstlichen Farbenzusammensetzung verschiedener iarbiger Materialien.

*) Es giebt noch eine Art von Verzierungen oder vielmehr von Ausschmückungen durch natürliche Gegenstände, wie z. B.
durch wirkliche Haus - und Opfer - Gcräth Schäften, Blumen, Früchte, Edelsteine, Gold etc. etc. In so weit diese Ge-
genstände Formen bilden, gehören sie hieher, allein da ihnen grösstentheil« die Seltenheit den Werth oder Gehalt giebt,
so ist ihr Knnstinteresse untergeordnet, und es wird für ihre Anwendung mehr Geschicklichkeit als Kunst erfordert, nm
ihren Werth auf das Vortheilhafteste zu zeigen.
 
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