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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0184

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SECHZEHNTES KAPITEL.

UEBER

DIE SOLIDITÄT.

Solid nennt man jedes Gebäude, wenn es in allen Theilen mit seinen Formen, Materialien und deren Zu-
sammensetzung oder Construction allen schädlichen physischen und sonst nachtheiligen Einwirkungen best-
möglichst widersteht. Um die Solidität oder Festigkeit bei Gebäuden zu' erlangen , hat daher der Bau-
meister nachstehende wissenschaftliche Ansichten sich besonders eigen zu machen, um solche auf seine Ent-
würfe anzuwenden.

§. i.

Die Kenntniss des Klima's , in welchem das Gebäude errichtet werden soll, weil die Hitze und Kälte,
Regen, Wind und Schnee auf dasselbe mehr oder minder nachtheilig wirken, je nachdem die Form und
die Materialien des Gebäudes diesen schädlichen Einwirkungen widerstreben, oder solche aufnehmen.

In Italien und überhaupt in warmen Ländern hat man weniger gegen das schädliche Eindringen der
Feuchtigkeit, des Regens etc. in die Materialien, zu sorgen, als in Deutschland, wo oft die eingesaugte
Feuchtigkeit in denselben zur Winterszeit gefriert , und dann solche zersprengt. So darf man hin-
gegen in Egypten gar nicht für die Bedeckung der Gebäude gegen Regen sorgen , in Italien hat man blos
die Dachung gegen Regen, bei uns in Deutschland aber auch gegen die Last des Schnees, welche zur
Winterszeit darauf ruht, zu formen und zu construiren. So wie man in Egypten und Italien als in
heissen Himmelsstrichen auch zugleich gegen den Schutz der Sonnenhitze baut , so sucht man hingegen
bei unseren Gebäuden die Sonnenwärme so viel wie möglich zu benützen, und sie auf unsere Gebäude
einwirken zu lassen.

§. 2.

Das Local, ob solches feucht oder trocken, in oder ausser einem Gebirge, auf einer Höhe oder in
einem Thal, auf der Nord-, Süd- oder einer anderen Seite etc. eines Berges aufgeführt werden soll, darf
der Baumeister in dieser Hinsicht eben so wenig ausser Acht lassen , weil eine feuchte Baustelle eine beson-
ders sorgfältige Auswahl von Materialien erheischt.

M. 5." Heft. 2
 
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