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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0063

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44, 45, 46, 47 llnd 4#> an welchen die Formea von der untern viereckigen Blende mittelst grosser und
kleiner Plättclien und Stäbchen, die sich beinahe ganz unbemerkt durch das obere Kehlblättchen mit dem
Säulenstamm verbinden, gleichsam spielend übergehen. Der corinthische oder attische Säulenfuss, Fig. kj
und 48, verbindet sogar zwei von einander entfernte Stäbe, wovon sich der untere gleichsam mittelst der
Kehle vergebens und der zweite erst mit Erfolg mit der Säulen-Stammlinie als ein ihr angehöriger und
homogener Theil zu verknüpfen sucht.

Der Uebergang einer Form zur andern ist daher, wie schon im vorhergehenden Heft dieses Theils
§. 27. bemerkt worden, wie der Uebergang in der Musik von einer Tonart in die andere anzusehen,
und es kommt somit bei solchen Uebergängen nur darauf an, dass sie auf eine gefällige ansprechende
Weise durch abwechselnde Glieder ohne Zwang und gleichsam absichtslos geschehen, was jedoch lediglich

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dem Genie des Baumeisters anheim gestellt werden muss, da hierüber das Nötbige nur im Allgemei-
nen bemerkt werden kann, und die Anwendung auf so viele Einzelheiten unmöglich ein Gegenstand
der Lehre ist.

Werfen wir noch einen Blick auf die Fussgestelle, Fig. 27 und 29 Tab. XI, wo die Umrisse des
Deckels und Fusses in homogener Form mit dem Hauptkörper zusammenlaufen, so möchte man wohl
lieber annehmen, dass das ganze Fussgestell besser aus einem Stein bestehe, als zusammengesetzt erscheine,
wie dies bei den Fugen c, c, und d, d, statt findet. Auf den Linien ee und ff würde man die Fugen
<ler Zusammensetzung lieber sehen, wenn die spitze Form der Hohlkehle bei Fig. 27 solche daselbst
erlaubte. Bei den übrigen Fussgestellen Fig. 3i, 3a und 35, wo die Glieder des Deckels und Fusses
nur wenig vor dem Hauptkörper hervorspringen, gefällt uns die Zusammensetzung des Ganzen schon weit
mehr, weil durch dieses Vortreten die Fugen etwas verborgen bleiben, und das Mühsame der Zusam-
mensetzung weniger sichtbar ist, auch der Gedanke an die Gefähr, dass eine Ecke die andere leicht
beschädigen und dadurch die Zusammensetzung verunstalten möge, nicht in uns erregt wird.

Mit Bücksichtnahme auf solche Betrachtungen, welche bei jedem Uebergang architektonischer Glieder
mit Flächen anzuwenden sind, kann daher das Kehlleistchen g, h bei den Fussgestellen, Fig. 38, 3g, 4°
und 4i, nicht zu dem Fuss und Deckel gezählt werden, sondern es gehört wegen des aus der Würfel-
form hervorspringenden Kehlchens auch demselben an. Nach diesen hier angegebenen Zusarnmen-r
Setzungen, wo die Stäbe oder rechtwinklichte Gliederform auf die Absonderung eines Theils, die schiefe
oder Viertelskehlen-Gestalt aber blos auf eine andere Direction der Glieder hinweist, sind alle übrigen
Glieder zu ordnen, und es ist nur noch zu bemerken, dass da& Gesetz, für die Ausladung eines jeden
Gliedes seine Höhe anzunehmen, «icht wohl bei dem Stab, der halben Kehle, und dem verkehrten
Karnies anzunehmen sey, indem, wie Tab. XI. Fig. 11 und 12 zu sehen, der halbe Stab und die halbe
Kehle pur den Radius oder die halbe Höhe dieser Glieder für ihre Ausladung erfordern, und die Höhe
des verkehrten Karnieses, wie in Fig. 29 und 37, die Ausladung des folgenden Gliedes angeben muss,
wenn es seinem Charakter nach als verstärkend erscheinen soll.

So wie bisher die Deckel uud Fussgesimse grösstentheils nur Für Piedestale oder Unterbaue mit ein-
 
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