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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0076

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oben Wasserpflanzen und unten Muscheln sind, an. Bei Fig. i, Tab. XVI, ist zwar die Welienverziernng
auch an dem obern Plättchen des Hauptgesimses angebracht, und sie wäre hier als unschicklich und hete-
rogen anzusehen, wenn diese Wellenform nicht das in der Dachrinne befindliche Wasser andeuten sollte.

3) Dasselbe gilt von den Perlen, Fig. 5, Tab. XIII, Fig. 10, Tab. XIV, Fig. 8, Tab. XV, Fig. 3,
Tal). XV], und Fig. i5, Tab. XVII, die übrigens auf verschiedene Weise, bald in gleichförmiger Reihe,
bald in Abwechselung von grossen und kleinen, welche letzten oft linsenförmig sind, bald getrennt und
rosenkranzartig an einer Schnur gereihet, abgebildet werden.

4) Die Oculi (Augen) Fig. 6, Tab. XIii, und Fig. 12, Tab. XIV, unterscheiden sich dadurch von ein-
ander , dass die ersten wie aus einem Viertelstab ausgehauen und mit einer Schlangcnzunge versehen , die
letzten aber wie eingesetzt und ohne Schlangenzungen erscheinen. Diese Oculi, welche sich am Tempel
des Jupiter Stator zu Rom befinden, scheinen nach §. 5g von griechischen Meistern gearbeitet worden
zu seyn.

Im Gegensatz mit dieser Arbeit scheinen die Oculi, Fig. 11, Tab. XIV, an dem Tempel des Jupiter
tonans von römischer Sculptur. Auf eine sehr sinnreiche Art sind jedoch hier die Oculi zwischen Acan-
thuslaub ausgehauen, und sie selbst noch mit Blumen geschmückt, was ihnen Reichtlium ohne Störung der
Form gibt, indem die Hauptformen durch starke Vertiefung hervortreten, und die besondern einzelnen
Verzierungen nur wenig erhaben ausgearbeitet sind, wie es das ganze Hauptgesims, Fig. 5, Tab. XV\, im
Profil näher zeigt. Da bei diesem Gesims unter den Balkenköpfen schon einmal die g-wohnlichen Oculi
vorkommen, so bilden diese verzierten Oculi mit den obern einen angenehmen Contrast, und es wird Lei
der Wiederholung uieser Formen alle Monotonie vermieden.

Im Ganzen sind übrigens die meisten der besten alt-griechischen und römischen Verzierungen auf
diese Art nach Erforderniss des Hellen und Dunklen (chiaro et oscuro) unterarbeitet, in römischen Ver-
zierungen hat meist der Grund der Ornamente die umgekehrte Form von dem Profil a, b in Fig. 26 und
27, Tab. XIII. Die als Muster der griechischen Verzierungen angegebenen Ornamente, in Fig. 24 und 25,
haben solches als eingesetzte Theile §. $9 nicht nöthig, weil der Grund der Figur unter den Ornamenten
ununterbrochen fortlauft, (wie die Linien cd. zeigen).

5) Was von den Stäben, (Halb- und Viertelstäben) gesagt worden, gilt auch für Kehle und Vier-
telshohlkehle, so wie für rechte und verkehrte Rarniese. *)

6) An dem Hauptgesims von dem Kaiserpallast zu Rom, Fig. 1 und 2, Tab. XVI, ist der Dachrinnen-
Karnies besonders schön, und für seinen Zwek charakteristisch mit Delphinen, dem Dreizack des Neptuns,
Muscheln und Wasserpflanzen verziert, dagegen weichen die Verhältnisse der einzelnen Glieder zu einander
von denen der meisten antiken wohl proportionirten Gesimse sehr ab, und möchten deshalb nicht zu
empfehlen seyn.

*) Um den Gruid der Ornamente von den Gliedern Fig. g, 12, 16—19, Tab. XIV, besser zu erkennen, ist derselbe auf den
Profilen der Figuren immer durch die punetirten Linien c d angedeutet, in so fern die Verzierung nicht besonder8 wie
bei den Hohlkehlen, Fig. 5-8, Tab. XIV, über dem Glied Kervorsteht, wa» jedoch nur bei Kehleu statthaben kann.
 
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