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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0118

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welchem Theile sie gehören. Die Capitäle der dorischen und jonischen Ordnung erhielten ebenfalls die
halbe, der corinthische Knauf aber die ganze obere oder untere Säulendicke. Uebrigens banden sich die
Alten nicht immer so ganz genau an diese Vorschrift, indem sie das Capital zu dem Ganzen in Verhältniss
zu bringen suchten , und darum an einem solchen Höhenmaas , an das sich übrigens mehr der Anfänger
als der geübte Baumeister zu binden hat , oft mehr oder minder abnahmen oder hinzusetzten, je nachdem
es der Charakter der Säule zu dem Ganzen erforderte. (Siehe die Capitäle in Tab. XXIV, XXV u. XXVII,
Fig. 18—2.3 , wo solche in den Hauptformen , wie sie sich zu den übrigen Theilen ihrer Ordnungen pro-
portioniren lassen , angegeben sind). Im übrigen ist in dem vorhergehenden Theil, Kap. V §. 44 un(^ Kap.
VI über die Flächenverzierungen das Weitere über Form, Zweck und Verzierung, sowohl der Säulen- als
Pilaster-Capitäle , schon zum Theil gesagt, was zur Vollständigkeit der verschiedenen G^pitäle gehört 5 ich
will daher hier nur noch das Fehlende nachholen.

Die vollständige Lebrfc der Capitäle erheischt noch das Notlüge über die jonische und corinthische Schnecke
nachzutragen, da ihre Aufzeichnung bis jetzt noch nicht maasgebend angegeben, sondern immer nur gezeigt
worden ist, wie eine solche Schnecke vermittelst verschiedener Radien gezogen werden kann.

Um eine jonische Schneckenlinie gehörig zu zeichnen, denke man sich einen Kegel Tab. XXVI. Fig. 26.
a b c von willkührlicher Höhe , der zur Basis a b den Durchmesser von der grössten Weite der Schnecke
hat, und eben so weit horizontal abgestutzt ist, als die Grösse des Auges d e werden soll. Von diesem
Auge an muss man sich die Schneckenlinie 1, 2 und so viel mal in einem gleichlaufenden Neigungswinkel
bis unten an die Basis herumgewunden denken , als die Schnecke Umgänge haben soll. Hat man nun die
Schnecke nach dieser Vorstellung gezeichnet, so muss man den Durchmesser des Augs d e Fig. 26. (als
den Kern der Schnecke) perpendikular bis unten auf die Basis f g herunterziehen und dann diese in den
Conus gezogene Perpendikularlinie g e oder / d von der Basis bis oben an das Auge in so viele gleiche
Theile (wie hier 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, io, n, 12,) theilen , als die Schnecke Viertelsumgänge
haben soll.

Diese Theile werden durch den entgegengesetzten Endpunkt b von der Basis des Conus, vermöge gerader
Linien bis auf die gegenüberstehende Inclinationslinie (a c) des Kegels verlängert, wodurch man auf der
Seite des Conus a e die Verjüngung der Schneckengänge erhält. Da jedoch durch dieses Verfahren die Ver-
jüngung der Schnecke nur auf einer Seite des Conus angegeben wird und man sich durch diese schief gezogenen
Linien b h, b i , b k etc. den ganzen Umlauf der zu suchenden Schneckenlinien um den Conus b, t, i,
u, v, w, n, ocy j, z, r, z% d, im Grundriss vorstellen muss, so muss man die Theile oder Weiten von
der Schneckenaxe c c in Aufriss als h1 h von c nach t, im Grundriss , ebenso i i2 von c nach i, k k2 von
c nach u, v v"1 von c nach v etc., als einen Umgang der Schnecke horizontal übertragen, um den
 
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