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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0120

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untern Diameter des Korbs a b , des corinthischen Capitäls Fig. 9", an dem sich das Laubwerk und die
Schnecken zum Theil anlegen, und überhängend hervorragen sollen, gleich der obern Säulendicke, so wie
den obern Theil desselben c d gleich dem Diameter der unteren Säulendicke annimmt; zieht man dann, wie
bei Fig. 92 , mit diesem Diameter c cl das Quadrat b b, so muss man mit der Diagonallinie ein zweites
Quadrat a a beschreiben , welches die äussere abgestutzte Ecke der Platte a a bestimmt, von wo sodann
die Aushöhlung dieser Platte mit einer Seite des Quadrats, von x aus, gezogen werden kann.

Bei Ziehung der Glieder dieses Deckels muss man sich indessen in Acht nehmen , dass die innern Bo-
genlinien des Gesimses bei a nicht zugespitzt werden, wie man solches noch an einigen corinthischen Capi-
tälen in Rom , als bei dem Vestatempel, sieht, und dass sich die Ecke a durch alle Glieder noch in ihrer
ganzen Form , als der Deckel über die hervorspringende Eckschnecke schicklich zeigt. Bei Fertigung des corin-
thischen Capitäls ist übrigens zu bemerken, dass dasselbe aus einer Masse, oder auch der Korb als Kern
desselben , von besonderer Masse , als das Laubwerk und Schnecken gefertigt werden, und desshalb aus
Bronce, Gyps etc. bestehen kann. In diesem Fall muss alsdann der Korb um die Dicke des Laubwerks
dünner gemacht werden , wo hingegen im ersten Fall das ganze Capitäl nach Fig. g3 mit Rücksichtnahme
auf die Hervorragung der überhängenden Blätter und Schnecken als Hauptform zu betrachten ist.

Wie in der Verzierungslehre (2." Hfts. 6/ Kap.) schon bemerkt worden, bedienten sich die Alten,
ausser den vier Eck - und acht kleinen Mittelschnecken, welche erstere die untere runde Säulenfbrm mit dem
Architrav durch die obere Plinthe auf eine gefällige Weise homogen zu verbinden haben, bei den corinthi-
schen Capitälen der Acanthus- und Olivenblätter, und bei den römischen Capitälen auch sehr oft des
Petersilienlaubs, was sich ebenfalls sehr schön durch seine Form als Verzierung ausnimmt.
 
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