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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0122

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2/f

Fig. 18 und 19 Talx XXIV sind zwei alt-dorische Hauptgesimse, *) bei welchen, wie oben schon
bemerkt wurde, der Architrav («) , der Fries (Z>) und das Deckelgesims (c) einen obern Säulendiameter
zur Höhe hat. Diese beiden Gesimse unterscheiden sich besonders darin von einander, dass beim ersten, Fig.
18 , in dem Fries zwischen zwei Säulen und den Triglyphen d, e noch eine dritte Triglyphe/angebracht ist,
wodurch die zwei quadratförmigen Metopen g g im ersten Gesims entstehen , die bei Fig. 19 nicht Statt
haben , indem daselbst nur eine Triglyphe a, b über der Säule vorhanden ist, wodurch eine andere innere
Construction des Frieses angedeutet wird , weil die Fricsbalken , wie wir nachher sehen werden , die vor-
dem Triglyphen in dem Fries bilden, wenn sie nicht als blose Zierde in demselben erscheinen sollen. Bei
Fig. 18 liegt auch das Deckelgesims oder der obere Dachkranz h auf Dielenköpfen i ; dahingegen der bei
Fig. 19 auf Sparrenköpfen c ruht, die in der vordem Ansicht eine Art Zahnschnitte bilden. Da hier die
Triglyphen im Fries, besonders bei dem Hauptgesimse Fig. 18, Balkenköpfe vorstellen und desshalb nach
den Gesetzen der Stärke des Holzes für die Tragung **) ungefähr ein Drittel mekr Höhe als Breite haben
sollen, so machen dieselben einen Contrast mit den quadratförmigen Metopen , was sodann auch veranlasst,
dass die Intercolumnen an den Ecken kleiuer als die übrigen werden, indem sonst die äussere Triglyphe
d auf die Mitte der Säule gelegt seyn müsste und ausserhalb an der Triglyphe noch ein kleines Riemchen
Metope erheischen würde , um die Ecke von dem Architrav, bis oben an das Deckelgesims vollends aus-
zufüllen , was aber, wie man es bei der dorischen Säulenordnung der Neuern wahrnimmt, nicht gut aus-
sieht und der Construction des dorischen Hauptgesimses zuwider ist

Vitruv tadelte schon an der dorischen Säulenordnung, dass wegen der Triglyphen die Ecksäulen näher
als die übrigen an die nächsten zu stehen kommen , und schlägt dagegen vor , die Ecksäule eben so weit
als die übrigen zu stellen , die Triglyphen mitten über die Säulen zu legen und dann den Stamm , soviel die
Triglyphe dünner als die Säule ist, noch mit einem kleinen Stück Metope bis an die Ecke auszufüllen ,
wie solches die punktirte Profilirung x y andeutet.

Da über jede Säule eine Triglyphe, und zwischen zwei Säulen eine oft auch zwei Triglyphen und
somit auch zwei oder drei Metopen zu stehen kommen, so bestimmen dieselben die Säulendistanzen. Wie

*) Diese wie die folgenden Hauptgesimse , ob sie gleichwohl von den alten Bauwerken genommen worden, habe ich nicht angstlich
in den untergeordneten Theilen in Maas und Form copirt, indem ich glaube , dass es besser ist , wenn man den Stuclirenden
nur mit den wesentlichen Theilen der Säulcnordnungen bekannt macht, und ihm dann als Anwendung der Formenlehre die Ver-
hältnisse mit dem Zweck für den Uebergang der einzelnen Theilc und Glieder unter sich (welche bei den alten Bauwerken
ohnehin sehr verschieden sind , da man oft nicht einmal weiss , welche man als Muster annehmen soll), selbst überlasse.

) Es ist merkwürdig, dass die meisten Triglyphen in den alt-dorischen Fliesen nach ihrer Breite und Höhe gerade das stärkste
tragbare viereckige Holz von einem Baumstamme angeben , wenn solcher vierkantig beschlagen weiden soll.
 
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