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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 3): Über die höhere Baukunst — Tübingen, 1819

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https://doi.org/10.11588/diglit.6994#0198

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& 11.

Bei anderen Gebäuden der hohem Baukunst , als Pallaste , Prachtgebäude und vorzüglich die

Tempel , oder Kirchengebäude , Monumente etc. , ist aller die Schönheit cooidiuirt , und eine wesentliche

-

Bedingung.

& 12.

Die Baukunst der Griechen und Römer hat dessfalls auch schon durch die Aufstellung der drei verschie-
denen Säulenordnungen für eine beinahe classische Distinction dieser Schönheit gesorgt, indem sie die do-
rische für die einfächste und stärkste , die jonische für die etwas reichhaltigere und minder stärkere,
die corinthische aber als die schlankste und reichverzierteste Bauart aufstellte, und dadurch gleichfalls nach
dieser Norm schon den Werth und die charakteristische Bezeichnung der Gebäude durch ihre Struktur an-
zuweisen sucht.

% it.

Die Säulenordnungen sind desshalb grösstentheils bei den Gebäuden , welche von Stein und Holz zusam-
mengesetzt werden, als ein Vorbild einer untrüglichen Charakterishung der Gebäude , in Hinsicht auf ihre
Constructionslehre, der Form und iltre Reichhaltigkeit, für Gebäude der schönen Baukunst anzusehen, weil
sie sich nicht allein auf den blossen ökonomischen Bedarf des Bauens beschränken , sondern auf eine viel-
umfassende Veredelung des Bauens hinweisen, was sonst keine Bauart, und selbst die rein steinerne oder
hölzerne nicht thut, weil diese zu streng an das Einfache ihres Materials gebunden sind , wenn sie ihr
charakteristisches Ansehen nicht verlieren sollen.

%> 4- \

Die Bedeutsamkeit und das Ansprechende der Ornamente oder die blossen Verzierungen der Oberflächen
können wir aber nur bei einer analogen Benutzung derselben erhallen, wenn nämlich die erstere ein archi-
tectonisches Glied nicht nur nicht entstellt, sondern uns dasselbe noch um so mehr erhöht und zu erken-
nen gibt, und uns die zweite Verzierungsart, welche Basreliefe, Statuen, Mahlereien etc. enthalten kann,
in ihren Darstellungen solche Ideen und Begriffe vors Auge bringt , die mit der Bestimmung des Gebäudes
oder mit seinem Besitzer in Beziehung stehen oder mit der Umgebung sich sinnreich verbinden.

§• I&

Von den verschiedenen Verzierungen , Ornamenten etc. ist schon in dem zweiten Hefte dieses Theils das
Nöthige bemerkt worden, und es wird daher hier nur noch als Beispiel für eine zweckmässige Anwendung
der Verzierungen nachgetragen, dass

1 ) Die bei dem Tempel des Jupiter Stator und Tonanä zu Rom angebrachten Ornamente wohl miister-

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