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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 8
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Hanftmann, Bartel: Wiederaufbau der ehemaligen Abteikirche St. Peter ob Erfurt?
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0129

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Abhandlungen.

Wiederaufbau der ehemaligen Abtei-
kirche St. Peter ob Erfurt?

Eine Prinzipienfrage in der Denkmalpflege.
(Mit 4 Abbildungen.)

dieser Wiederaufbau bewegt
die Gemüter und die Meinung
seit ungefähr zehn Jahren.
Nachdem der Minister dem
Vorhaben die Zustimmung
versagt hat, beschäftigte sich die Provinzial-
Denkmäler-Kommission im verflossenen Mai
mit der Frage,
und man las:
„Allgemein
trat man für die
Ausführung des
Projektes ein,
wobei aber auch
der Wunsch auf
Erhaltung
desAndreas-
t u r m e s her-
vortrat.Diegut-
achtliche Äuße-
rung der Pro-
vinzial - Denk-
mäler-Kommis-
sion ging dahin,
das Projekt der
Wiederherstel-
lung der Peters-
kirche in Erfurt

aufs dringendste zu empfehlen. Die
Erhaltung des Andreasturmes wird als sehr
wünschenswert bezeichnet. Wenn aber
durch diese Erhaltung die Wiederherstellung
der Peterskirche in Frage gestellt wird, so
will man sie als das kleinere Opfer fallen
lassen".

Das heißt, der diplomatischen Zweideutig-
keit entkleidet: die Andreaskirche — es
handelt sich nicht bloß um einen Turm —,
also ein in voller Bestandeskraft dastehendes
Baudenkmal, soll fallen, damit man ge-
nügenden Grund hat, ein zum Teil zer-
störtes, aber in den erhaltenen Teilen nicht
weiter gefährdetes Baudenkmal, die alte
Peterskirche, zur ehemaligen Benediktiner-
abtei gehörig, „wiederaufzubauen". Die

•D/TS EHEJTm-IGJE--

PETERSKLPSTER

HUFDEM-.PETEP.SBCi-
■ZU ERFURT-

BLICK von-NoR
OSTEN-aus-

Abb. 1. Das ehem. Peterskloster aus der Vogelschau um 1800.
Nach dem Wiederherstellungsversuch von Reg.-Baumeister F.K. Beyer.

grundsätzliche Gefahr, die der allgemeinen
Denkmalpflege durch eine solche Wieder-
herstellungslogik droht, leuchtet ja ohne
weiteres ein. Im gegebenen Falle kommt
hinzu, daß die preiszugebende Andreaskirche
einen unersetzlichen Verlust in dem Teile
des Stadtbildes bedeutet, das sie beherrscht,
während der geplante Neuaufbau auf dem
Berge das weltberühmte Gesamtbild von
Dom und Severi, in der üblichen Sichtlinie
genommen, empfindlich stören wird.

Die Öffentlichkeit, die weitgehende Rechte

an den öffent-
lichen Denk-
mälern hat und
zur rechten
Zeit mit Opfern
für sie bean-
sprucht zu wer-
den pflegt, —
sie hat bis
heute nur sehr
mangelhaft von
den inneren
Gründen des
geplanten Tau-
sches erfahren.
Der Puritanis-
mus in der
Denkmalpflege,
den man end-
lich, dank kräf-
tigem Zugriffe
von oben, abgetan glaubte, verlangt ein-
fach den Neuaufbau der 1813 halbzerstörten
Peterskirche. Sie soll evangelische Gemeinde-
und Predigtkirche werden, weil die alte
Andreaskirche nicht mehr zureiche.

Diese Behauptung kann nur auf eine
mangelhafte Einschätzung des Objektes ge-
stützt werden. Die Kirche, die dem zu-
gehörigen Viertel Namen und kirchliche Be-
deutung gegeben hat, ist ihm sozusagen auf
den Leib geschnitten, schon der Lage nach.
Ihr Hallenbau mißt rund 16 auf low Fläche
und ist, mit bestehenden Emporen, im Raum-
verhältnis wie geschaffen für den Predigt-
zweck. Jeder Kirchenbauer und Prediger
wird mir das bestätigen. Zugegeben, daß
der Raum die Nutzungsmöglichkeit seines

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