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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 9/10
DOI Artikel:
Witte, Fritz: Von unserer Paramentik einst und jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0168

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299

1913. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9/10.

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Abb. 26. Moderne Kasel mit Klaven.

Abb. 27. Kasel mit Goldfadenstickerei.

Festlichste hielt der Künstler gerade für gut
genug, um es dem Paramente zu geben. Un-
gemein einheitlich ist der Schmuck. Die in
Farbe und Gold gestickten Stäbe sind in
Ornament und Figuren stark stilisiert, die
Engel sind ohne Faltenzeichnung als reine
ornamentale Flecken gedacht, in ihrer Größe
stark gestreckt, um sie auch dadurch als
Ornamente dem Charakter der Vertikalstäbe
anzupassen. Auf dem Rücken zentralisiert
der Dekor sich im Mantelschild, der vielleicht
besser einen festeren Kern als Mittelpunkt
bekommen hätte. Die Farbe und Goldfäden,
die auf den Stäben und der Kappe ihre höchste
Wirkung entfalten, werden durch die netz-
artig gelegten Fäden verbunden, die, ent-
sprechend der zurücktretenden Aufgabe des
Schmuckes an dieser Stelle, nur leicht und
wie ein zarter Goldhauch über den Grund-
stoff sich spannen. Prunkhaft und voll-
kommen der Gesamtwirkung angepaßt wir-
ken selbst die pompösen Posamente, die hier
nicht einfach gewohnheitsgemäß, sondern mit
künstlerischer Überlegung angebracht sind.

Für die Levitengewänder hat sich eine
Ausstattung eingebürgert, die sowohl liturgie-
geschichtlich wie auch ästhetisch ihre Be-
rechtigung hat: Zwei Vertikalstreifen, auf
Brust und Schulter verbunden durch einen
Querstreifen. Letzterer ist nicht so notwen-
dig, und dürfen die Dalmatikenstäbe eine
ganz gleiche oder ähnliche Gestaltung er-
fahren wie der Kaselschmuck. Auch auf der
Dalmatika wird die Verwendung einer gleich-
mäßig verteilten Ornamentierung des ganzen
Gewandes ihre Berechtigung haben, vor
allem wirken kleine Einzelfiguren, zwischen
den Stäben auf den Grundstoff appliziert,
ungemein reizvoll, wie es die im Domschatz
zu Xanten aufbewahrten Stücke erweisen.
Bei den Levitengewändern — auch vereinzelt
beim Chormantel — hat sich die Gewohnheit
gehalten, Posamente anzubringen, Schnüre
mit Knoten oder Verschlingungen, Quasten
usw.1 Das Mittelalter zog die Goldschmiede-
kunst hinzu, fertigte die Knoten als Hohl-
kugeln (pomella) und behing die Schnüre gar
mit silbernen Glöckchen. Ein Fragment eines
Dalmatika-Querstabes bietet die Abb. i.

Auch hier bietet die Dalmatik von Kloster-
neuburg ein prächtiges Beispiel, in welcher
Richtung eine Neugestaltung dieses kirch-
lichen Gewandes sich bewegen kann, wenn
 
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