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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 11
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Creutz, Max: Ein Emailkreuz des Eilbertus Coloniensis
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0178

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Abhandlungen.

Ein Emailkreuz des Eilbertus
Coloniensis.

(Mit Abbildung Tafel IX und einer Textabbildung).

us Mitteln des Vermächt-
nisses des Freiherrn Al-
bert von Oppenheim
konnte für das Kunstge-
werbemuseum der Stadt
Köln ein Emailkreuz an-
gekauft werden, das in
technischer

stilistischer und
Beziehung unmittelbar zusam-
mengehört mit dem Emailaltar
des Weifenschatzes, dessen Unter-
seite die Inschrift trägt: Eilber-
tus Coloniensis1). Das Kreuz
besteht im Kern aus Eichen-
holz, einer quadratischen Plat-
te und den
vier gleich-
falls qua-
dratischen
Kreuzes-
enden(Höhe
22 cm, Brei-
te 22,3 cm)-
Das Holz

war nach vorhandenen Resten
auf den Seiten und abge-
schrägten Ecken mit Blei über-
nagelt und in zahlreichen Löchern
eingepunzt, um eine geeignete
Unterlage für die zarten Stanzen
aus vergoldetem Kupferblech
abzugeben. Den eigentlichen
Schmuck des Kreuzes bilden
fünf Emailplatten, eine größere in der
Mitte mit der Darstellung des Gekreuzigten
zwischen Maria und Johannes und vier
kleinere" mit den Evangelisten. Die Figuren
sind Kupfer vergoldet (abgenutzt) auf blauem
Schmelzgrund ausgespart. Jedes blaue Feld
des Hintergrundes umzieht bei der Mittel-
platte und den beiden seitlichen ein weißer,
bei der oberen und unteren Platte ein Rand
aus grünem Email, das auch im Kreuz der
Mittelplatte wiederkehrt. Dafür tritt das

Rückseite

weiße Email bei den letztgenannten Platten
im Nimbus und an anderen Stellen stärker
auf, so daß eine überaus harmonische Ge-
samtwirkung erreicht wird. Der weiße und
grüne Rand heben sich vom blauen Schmelz
ohne trennenden Metallsteg ab. Stimmt
schon mit dieser Art der Technik und Farbe
der vom Eilbertus Coloniensis gezeichnete
Tragaltar des Weifenschatzes überein, so
kommt dieser Zusammenhang noch deut-
licher zum Ausdruck in der Gravierung der
Gestalten. Bis in alle Einzel-
heiten handelt es sich hier um
die Hand eines Künstlers. Der
bewegte Stil der Evangelisten-
figuren, der große Kopf, die schup-
penförmig geordneten Haare, die
gebogene Nase, vor allem die
Doppelstrichelung der Ge-
wandfalten
stimmen
völlig über-
ein. Bei den
Evangelis-
tenfiguren

ist die
Zeichnung
mit rotem
Email ausgefüllt. Auch die-
ses ist wieder ein charakte-
ristisches Zeichen von Eilbertus
und nur von diesem2). Als über-
zeugendes Merkmal kann dann
weiter gelten die Art der Ver-
teilung quadratischer Email-
platten in der Art des Welfen-
u Tafel ix. altares, die auch in der Größe
von 5 Quadratzentimetern bei beiden Stücken
übereinstimmt.

Von besonderer Wichtigkeit sind die
feinen gestanzten Friese auf der Schrägung
des Kreuzes, die ursprünglich den Rahmen
der Emails bildeten. Glücklicherweise sind
von ihnen noch zwei Fragmente erhalten.
Sie zeigen in vergoldetem Kupferblech ge-
trieben Paare von kleinen Vögeln mit
Drachenschwänzen zur Seite eines kleinen
Lebensbaumes. Es scheint sich um die Arbeit

') Abbild, v. Falke u. Frauberger, »Deutsche
Schmeizarbeiten des Miitelaltersc Taf. 17 ff.

2) Vgl. von Falke und Frauberger a a. O.
Farbentafel I.
 
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